Eines der bekanntesten Gleichnisse unseres Meisters ist das Gleichnis von dem Säemann, das im 8. Kapitel des Lukasevangeliums und in zwei anderen Evangelien niederlegt ist. Christus Jesus gab nicht nur dieses Gleichnis, sondern er erklärte es auch ausführlich, damit es nicht mißverstanden werden könnte.
„Es ging ein Säemann aus, zu säen seinen Samen“, sagte Jesus, und dann zählte er einige Bodenarten auf, in die der Same fallen könnte. „Etliches [fiel] an den Weg und ward zertreten, und die Vögel unter dem Himmel fraßen's auf“; etlicher Same fiel auf einen Fels, wo er wegen Feuchtigkeitsmangel verdorrte; und etliches fiel unter die Dornen, die es erstickten. Aber er versicherte seinen Zuhörern, daß anderer Same „auf ein gutes Land [fiel]; und es ging auf und trug hundertfältige Frucht.“
Seine Jünger baten ihn, ihnen die Bedeutung dieses Gleichnisses zu erklären. „Der Same ist das Wort Gottes“, sagte Jesus, und dann fuhr er fort, vier verschiedene Gedankenzustände zu beschreiben, die das Wort Gottes empfangen. Diese vier Gedankenzustände können sehr wohl veranschaulichen, welche mentalen Möglichkeiten dem jungen Christlichen Wissenschafter zur Wahl stehen.
Jesus sagte, daß der Same, der an den Weg fiel, diejenigen darstellte, die hören, aber „danach kommt der Teufel und nimmt das Wort von ihrem Herzen, auf daß sie nicht glauben und selig werden.“ Wie oft erregt das fleischliche Gemüt und seine „Vögel unter dem Himmel“ ein Gefühl der Opposition, das uns vielleicht sagen läßt: „Nun habe ich Gelegenheit, das zu tun, was ich will — und nicht, was meine Eltern oder meine Sonntagsschullehrer gesagt haben.“
Jesus beschrieb den Gedankenzustand, der als der Same dargestellt wird, der auf einen Fels fiel, als „die: wenn sie es hören, nehmen sie das Wort mit Freuden an. Doch sie haben nicht Wurzel; eine Zeitlang glauben sie, und zu der Zeit der Anfechtung fallen sie ab.“ Ist dies nicht ein apathisches Denken, das das Argument vertritt: „Die Christliche Wissenschaft ist schon in Ordnung, und ich werde mich zu gegebener Zeit wieder an sie wenden; aber jetzt will ich mein Leben genießen“; oder: „Ich bin zu beschäftigt, um die Lektionspredigten zu studieren oder die Sonntagsschule zu besuchen.“
Ein dritter von Jesus beschriebener Gedankenzustand wird durch den Samen dargestellt, der unter die Dornen fiel, es „sind die, die es hören und gehen hin unter den Sorgen, Reichtum und Freuden des Lebens und ersticken und bringen keine Frucht.“ Wie gut dies das weltliche Denken beschreibt, das für Gleichförmigkeit eintritt: „Jeder tut es, und ich will nicht anders sein“!
Den vierten Gedankenzustand stellte Jesus als den Samen dar, der auf das gute Land fiel. Es sind die, „die das Wort hören und behalten in einem feinen, guten Herzen und bringen Frucht in Geduld.“ Es besteht kein Zweifel, daß dies der Gedankenzustand ist, den Jesus anempfahl. Dieses hingebungsvolle Denken gehört zu dem jungen Menschen, der etwa mit folgenden Worten reagiert: „Ich bin ein Christlicher Wissenschafter, und ich bin stolz darauf; ich will mein Bestes daransetzen, nach meinem höchsten Verständnis ihrer Lehren zu leben.“
Ob ein junger Christlicher Wissenschafter vor seinem Wehrdienst steht oder vor seinem Eintritt in eine Hochschule oder Universität, ob er eine Geschäftskarriere beginnt oder im Begriff ist, eine Ehe einzugehen und ein Heim zu gründen, er muß sich für einen dieser Gedankenzustände entscheiden. Er muß sich entscheiden, ob der Same, der das Wort Gottes ist, bei ihm den Boden der Opposition, der Apathie, der Gleichförmigkeit oder der Hingabe finden soll.
Der junge Mensch ist vielleicht ein Christlicher Wissenschafter, weil einer der Eltern oder auch beide Christliche Wissenschafter sind, oder vielleicht weil er frühzeitig dazu angehalten wurde, der Kirche beizutreten, oder weil er vielleicht einen Ausüber oder Sonntagsschullehrer bewunderte. Aber die Christliche Wissenschaft kann man nicht durch Vererbung gewinnen, noch durch bloße Mitgliedschaft oder durch Stellvertretung. Jeder einzelne muß sich die Christliche Wissenschaft selbst zu eigen machen, durch Gebet, Studium und den Beweis.
Sowie jeder junge Christliche Wissenschafter seinen Platz in der Welt einnimmt, wird sein Glaube unzählige Male auf die Probe gestellt. Er muß viele Probleme hinsichtlich seines Alltags lösen. Zu keiner Zeit ist Hingabe wichtiger, als wenn ein junger Mensch vor der Frage des Rauchens und Trinkens, der Unehrlichkeit, des Betrügens, der sexuellen Unmoral usw. steht. Ja, alle jungen Leute müssen in ihrem Denken jede Neigung zu Opposition oder Apathie oder Gleichförmigkeit entdecken und sie daraus entfernen; andernfalls kommt der Teufel tatsächlich „und nimmt das Wort von ihrem Herzen.“
Nehmen wir einmal den Gebrauch von Tabak und Alkohol. „Jeder tut es“, sagt das sterbliche Gemüt, das für Gleichförmigkeit eintritt. „Wenn man maßhält, ist es wirklich nicht so schlimm“, betont es und verteidigt Apathie. „Ich kann tun, was ich will“, ruft es in Opposition entrüstet aus. Aber der Christus, die Wahrheit, heißt uns diese Forderungen in einer hingebungsvollen Haltung zu betrachten.
Das Verlangen, zu rauchen oder zu trinken, steht nicht in Übereinstimmung mit der Christlichen Wissenschaft. Und warum nicht? Weil jedes eine Nachahmung des geistigen Hungerns und Dürstens nach der Gerechtigkeit ausdrückt, welches unser Geburtsrecht ist. Die aggressive Suggestion will, daß wir nach zeitweiligen Vergnügen und nach Befriedigungen des Selbst verlangen, anstatt uns an Gott zu wenden. Ein Student drückte es in folgenden Worten aus: „Du mußt nach der Zigarette oder dem Cocktail greifen, sie können nicht nach dir greifen.“ In das Netz der Bindungen und Abhängigkeit von einer Zigarette oder einem Glas Bier oder einem Cocktail zu geraten, heißt unser gottgegebenes Erbe der Reinheit und Freiheit aufzugeben und uns in die entgegengesetzte Richtung zu wenden.
Oder sehen wir einmal auf den Punkt der Unehrlichkeit. In diesen Tagen der Kompromisse scheint Ehrlichkeit manchmal altmodisch zu sein. Bei Schulprüfungen oder bei Einkommensteuererklärungen zu betrügen, durch ein Stoplicht zu fahren oder den Namen eines anderen, der nicht da ist, in eine Anwesenheitsliste einzutragen, werden oft als kluge Handlungen bezeichnet, so lange man damit durchkommt. Ehrlich oder unehrlich zu sein ist eine Frage, der man offen ins Gesicht sehen muß.
Mrs. Eddy schreibt in „Wissenschaft und Gesundheit“ (S. 453): „Ehrlichkeit ist geistige Kraft. Unehrlichkeit ist menschliche Schwachheit, die die göttliche Hilfe verwirkt.“ Sicherlich wird niemand, selbst für einen augenblicklichen Vorteil, die göttliche Hilfe verwirken wollen. Den größten Verbündeten, den ein junger Mensch bei seinen Studien oder Prüfungen, in seinen menschlichen Beziehungen und in allen Einzelheiten seines täglichen Lebens haben kann, ist die Wissenschaft, die das Gesetz Gottes ist und die den vergewissernden Beweis gibt, daß der Mensch der Ausdruck des unendlichen Gemüts ist.
Betrachten wir die Frage der sexuellen Unmoral. Von allen Seiten wird der Jugend etwas vor Augen gehalten, was eine neue Art von Moral sein soll. Sexualität und Liebe werden gleichgesetzt. Und die Jugend wird mit dem Argument bombardiert, daß sich die Zeiten geändert hätten. Aber haben sie sich wirklich geändert?
Vor mehr als 3000 Jahren wurde der junge Mann Joseph vor eine Entscheidung gestellt, vor der auch die jungen Leute unserer Zeit manchmal stehen. Als Potiphars Gemahlin sich bemühte, Joseph zu einer unerlaubten Beziehung zu verleiten, behauptete er ohne zu zögern seine Stellung. Er sagte (1. Mose 39:9): „Wie sollte ich ... nun ein solch groß Übel tun und wider Gott sündigen?“ Diese Antwort könnte auch ein hingebungsvoller Christlicher Wissenschafter geben.
Es ist töricht zu glauben, daß die Versuchung nicht an uns herantritt, weil wir Wissenschafter sind. Der Verfasser des Hebräerbriefes versichert uns, daß Jesus „versucht ist allenthalben gleichwie wir, doch ohne Sünde“ (4:15). So haben wir das moralische Recht und die Verpflichtung, uns selbst ein Gesetz zu sein und Beherrschung zu üben, die das Kennzeichen wahrer Männlichkeit und Weiblichkeit ist.
Jeder junge Christliche Wissenschafter wird unter Druck und vor Entscheidungen gestellt. Er wird den Herausforderungen falscher Begierden, der Unmoral und Unehrlichkeit ins Gesicht sehen und ihnen begegnen müssen — wird ihre bestechenden Argumente durchschauen müssen. Das Bewußtsein jedes einzelnen, in das der Same der Wahrheit gelegt worden ist, wird ganz sicher auf die Probe gestellt werden. Und die eine oder die andere Antwort muß kommen.
Besteht der Boden — sein Bewußtsein — aus Opposition, wird es ihm tatsächlich so gehen, daß das Wort Gottes von seinem Herzen genommen wird, wie Jesus sagte. Besteht der Boden — sein Bewußtsein — aus Apathie, wird er feststellen, daß er keine Wurzeln hat, und zur Zeit der Versuchung wird er abfallen. Besteht der Boden — sein Bewußtsein — aus Gleichförmigkeit, wird er finden, daß das Wort Gottes „unter den Sorgen, Reichtum und Freuden des Lebens“ ersticken wird, und er wird ein Gefühl der Nutzlosigkeit haben.
Ist der Boden, sein Bewußtsein, jedoch gut — ist es Hingabe —, dann wird er das Wort der Christlichen Wissenschaft mit einem feinen und guten Herzen gehört haben und wird es behalten, und es wird hundertfältig Frucht bringen und ihn selbst, seinen Wohnort, seine Welt und die Sache der Christlichen Wissenschaft segnen.
