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Die Bible als zusammenhängendes Ganzes

[Diese Artikelserie zeigt die stetige Entfaltung des Christus, der Wahrheit, die ganze Heilige Schrift hindurch.]

Das sechste Gebot

Aus der Juni 1966-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Du sollst nicht töten“ (2. Mose 20:13) umfaßt ein weiteres Gebiet, als der übliche Begriff „Mord“, das vorsätzliche Töten eines menschlichen Wesens, erkennen läßt.

In der Bibel wird solch eine Tat zum erstenmal in dem allegorischen Bericht von Kains tödlichem Angriff auf seinen Bruder Abel erwähnt. In der Allegorie wird gezeigt, wie durch im Hintergrund drohende böse Gedanken Gewalt und Zerstörung heraufbeschworen werden.

Die beiden jungen Männer lebten nach der biblischen Darstellung in einer ländlichen Umgebung. Kain, der ältere, baute Feldfrüchte an, während sein Bruder eine Schafherde hielt. Von einem Streit zwischen ihnen wird nichts erwähnt, bis jeder dem Herrn ein Opfer brachte. Abels Opfer einiger Lämmer wurde angenommen, während Kains Opfergabe von den Früchten seiner Felder offensichtlich unbeachtet blieb. Was auch der Grund für diese Abweisung gewesen sein mag: in Kains Denken flammten Zorn und Groll auf, und er erschlug Abel (siehe 1. Mose 4:8) — eine Tat, die sehr schnell einen scharfen Tadel nach sich zog und die ewige Verbannung, gerade von dem Gott verhängt, dessen Gunst Kain zu gewinnen suchte.

In den prophetischen Schriften des Alten Testaments finden wir Hinweise, daß die im 6. Gebot verurteilte mutwillige Zerstörung nicht unbedingt allein auf das Ermorden von menschlichen Lebewesen angewandt werden soll, denn wir werden daran erinnert, daß „wer einen Ochsen schlachtet, ist eben als der einen Mann erschlüge“ (Jes. 66:3). Darüber hinaus besagt eine frühere Stelle in demselben großen Buch, daß Gott die nicht verlangte Opferung anderer Tiere verwarf (siehe Jes. 1:11).

In seiner Bergpredigt zeigte Christus Jesus nicht nur, daß er mit dem 6. Gebot vertraut war, sondern auch seinen Wunsch, es voll und ganz zu unterstützen. Er zögerte nicht, das mosaische Gebot „Du sollst nicht töten“ (Matth. 5:21) ausdrücklich zu zitieren, sondern fuhr sogar fort, dessen Bedeutung zu erweitern, und versicherte seiner Zuhörerschaft, daß ungezügelter Zorn genauso verwerflich ist, wie die Ausführung eines Mordes, der nur zu oft dem Zorn folgt, wie im Falle von Kains unbesonnener Tat.

Das weise und feinspürige Denken des Meisters in bezug auf das sechste und die anderen Gebote zeigt sich deutlich in seiner wiederholt gebrauchten Redewendung: „Ich aber sage euch“ (Matth. 5:22, 28, 32 usw.), die für seine Hörer eine Herausforderung darstellte, aber auch eine Einführung in seine eigene tiefe Deutung der Gebote und anderer Teile des hebräischen Gesetzes.

Einigen Bibelübersetzungen zufolge (z.B. der englischen King-James-Ausgabe) gab Jesus seinen Nachfolgern zu bedenken, daß „wer mit seinem Bruder ohne Ursache zürnt, des Gerichts schuldig ist“; aber es ist beachtenswert, daß im Griechischen die Worte „ohne Ursache“ in den ersten und wichtigsten Manuskripten, die uns zur Zeit zur Verfügung stehen, nicht aufgeführt sind. Könnte es nicht sein, daß diese Rechtfertigung von einem späteren Schreiber hinzugefügt wurde, um den uneingeschränkten Hinweis des Meisters zu umgehen, daß der Zorn gegen jemand anders genauso gefährlich ist wie physische Gewalttätigkeit oder sogar Mord?

Jesus ging noch weiter in seiner Deutung des sechsten Gebots und erkannte, daß es den Gebrauch verächtlicher, unfreundlicher oder gemeiner Worte verurteilte, die wiederum sehr wohl mörderische Taten nach sich ziehen könnten. Er dachte offensichtlich, daß eine sofortige und vollständige Aussöhnung viel dazu beitragen würde, mörderische Angriffe, vor denen Moses die Menschen seiner Tage warnte (vergl. Matth. 5:23, 24), zu verhindern.

Der Apostel Paulus stellte noch einen anderen Aspekt des sechsten Gebots heraus, indem er daran erinnerte: „... der Buchstabe tötet, aber der Geist macht lebendig“ (2. Kor. 3:6), womit er den Gedankengang des Meisters wiederholt, daß das, was vorgibt, eine wörtliche Befolgung des Gesetzes zu sein, oft gleichbedeutend mit der Zerstörung von dessen Absicht ist (vergl. Mark. 7:6–13).


So seid nun Gott untertänig. Widerstehet dem
Teufel, so flieht er von euch. Nahet euch zu
Gott, so nahet er sich zu euch. — Jakobus 4:7, 8.

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