Für die meisten Menschen ist es ganz natürlich, jedem ausgesprochenen oder unausgesprochenen Gedanken oder jeder Einflüsterung zu widerstehen, die sie als einen Feind für ihr Wohlergehen, ihre Gesundheit und ihr Glück erkennen. Im allgemeinen wird ein solcher Widerstand durch die natürliche Liebe zum Guten und die natürliche Achtung vor dem Guten hervorgerufen, die bis zu einem gewissen Grade von der überwiegenden Mehrheit der Menschheit geteilt werden. In der Christlichen WissenschaftChristian Science; sprich: kr’istjən s’aiəns. jedoch entspringt der Widerstand gegen jede Form des Bösen, sei es nun eine Krankheitsempfindung oder das Verlangen zu sündigen, dem Verständnis vom Christus, der Wahrheit, einem Verständnis, das einen vergeistigten Charakter heranbildet, dem Lauterkeit und natürlicher Widerstand gegen das Böse zu eigen sind.
Da schädliche Einflüsterungen zuweilen unter der Maske des Guten auftreten, ist es wichtig, daß wir die wahre Natur eines jeden Antriebs oder jeder Eingebung, deren wir uns von Zeit zu Zeit bewußt werden, zu erkennen vermögen.
Die Christliche Wissenschaft erklärt unmißverständlich, daß der Feind, dem wir Widerstand leisten müssen, im Grunde alles das ist, was die alleinige Wirklichkeit Gottes als des einzigen Gemüts verneint, alles, was die Intelligenz, die Güte und die Allmacht der allwirkenden Liebe außer acht läßt, alles, was die unantastbare Vollkommenheit, Reinheit und Gesundheit des Menschen, des getreuen, geistigen Bildes Gottes, zu beeinträchtigen sucht. Wir lernen auch verstehen, daß jedem bösen Argument nur eine unwissende, zynische Hartnäckigkeit eines Gemüts zugrunde liegt, das Gott, dem All-Gemüt, entgegengesetzt ist.
Wir haben einem Feind wirksam Widerstand geleistet, wenn wir ihn entwaffnet und besiegt haben. Wenn der Christus, die Wahrheit, durch die Christliche Wissenschaft jede Einflüsterung, die uns zu sündigen verlocken will, oder jede drohende Suggestion von Krankheit als tatsächlich gemütlos und daher als unwirklich und ganz und gar machtlos entlarvt, dann verliert der Irrtum seine Fähigkeit, uns durch seine falschen Versprechungen irrezuführen oder uns mit seinen leeren Drohungen einzuschüchtern. Dadurch wird er entwaffnet und vernichtet. Dies ist der wirksame Widerstand gegen das Böse, der unsere Sicherheit und unseren Fortschritt gewährleistet.
Böse Suggestionen führen einen oft dadurch in Versuchung, daß sie vorgeben, ein kleines Übel sei nicht wirklich schlimm, so daß man es ohne Schaden dulden könne. In solchen Augenblicken sollten wir uns der Lehren des Jakobus erinnern (2:10): „So jemand das ganze Gesetz hält und sündiget an einem, der ist's ganz schuldig.“ Wenn wir uns dies als Warnung dienen lassen und auf diesem Standpunkt beharren, widerstehen wir der Versuchung, von unserem höchsten Begriff vom Rechten abzuweichen, und überwinden sie, vorausgesetzt, daß der Widerstand gegen diese Einflüsterung das natürliche Ergebnis unserer Überzeugung ist, daß Treue gegen das allwissende Gemüt, Gott, der unser Herz kennt, immer nur eine absolute Treue sein kann.
Der Widerstand, den Christus Jesus seiner letzten Versuchung in der Wüste entgegensetzte, nämlich seine wunderbare Macht über das Böse zu seinem persönlichen Vorteil auszunutzen — diese Versuchung, die so charakteristisch für die menschliche Erfahrung ist —, lehrt uns, von unserem geistigen Vorsatz nicht abzugehen. Wenn Jesus die gleißenden Versprechungen des Bösen angenommen hätte, würde dies sein Lebenswerk zerstört und das Menschengeschlecht seines einzigartigen Beispiels, und damit der Segnungen des Christus, beraubt haben. Aber der Meister erkannte sofort den Feind unter der Maske und erklärte seinen unbedingten Widerstand gegen dessen Suggestionen (Matth. 4:10): „Hebe dich weg von mir, Satan! denn es steht geschrieben: ‚Du sollst anbeten Gott, deinen Herrn, und ihm allein dienen.‘ “ Da verschwand diese Versuchung durch das Böse.
Die Tatsache, daß sogar an den Meister Suggestionen des Bösen herantraten, zeigt, daß wir für Versuchungen, die an uns herankommen, nicht verantwortlich sind, wohl aber dafür, was wir mit ihnen machen.
Manchmal scheint eine irrige Suggestion die Gültigkeit der Dinge des Geistes — wenn auch nur schwach — zuzugeben, während sie gleichzeitig darauf besteht, daß das materielle Sinnenzeugnis hinsichtlich der Intelligenz und Macht des Bösen ebenso wirklich ist. Dies ist eine falsche, menschliche Auffassung von der Wirklichkeit, der Glaube an zwei ursächliche Kräfte — wovon die eine gut, die andere böse ist, jede ihren eigenen Typ der Wirklichkeit hervorbringend —, der Glaube, dem sich die Menschen, wie das sterbliche Gemüt behauptet, ihr ganzes Leben lang ausgesetzt sehen. Man kann gar nicht genug die Notwendigkeit betonen, diesem grundlegenden Irrtum auf wissenschaftliche Weise mit der grundlegenden Wahrheit über die Ursächlichkeit, wie sie die Christliche Wissenschaft offenbart und beweist, entgegenzutreten.
„Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ von Mary Baker Eddy macht es ganz klar, daß, da Wahrheit kein wirkliches Gegenteil hat, ihr vermeintliches Gegenteil weder Ursache noch Wirklichkeit besitzt. Die unendliche Quelle aller Wirklichkeit, alles Guten, ist Gott, die allintelligente, schöpferische Liebe. Sie ist die eine unendliche Grundursache, ohne eine zweite oder gleiche. Daraus folgt, daß keine noch so große Anmaßung, wie aggressiv sie auch sein mag, das Böse mit der tatsächlichen Macht ausstatten kann, jemanden anzugreifen oder zu verletzen, wenn man dem Bösen mit dem klaren Verständnis seiner Gemütlosigkeit und seiner vergänglichen Natur Widerstand leistet.
Bei Anfängern im Studium der Christlichen Wissenschaft kann es einen Augenblick geben, in dem die Furcht, die uralten Begriffe von materiellem Leben und von materieller Intelligenz, wozu auch der Glaube an die heilende Macht der Materie gehört, aufgeben zu müssen, manch einen von ihnen unbewußt dazu bringen könnte, sich den geistigen Tatsachen des Seins zu widersetzen, während er sie doch eigentlich zu erlangen wünscht. Diese Furcht beginnt zu verschwinden, wenn der Studierende den ersten Schimmer von der wahren Natur Gottes als Leben und vom Menschen als Gottes vollkommener Widerspiegelung erlangt und ihn dies dazu inspiriert, nicht mehr so zögernd, sondern eifriger nach einem volleren Verständnis der Wahrheit des Seins zu streben. Schritt für Schritt wird Christus, Wahrheit, ihn von der ganzen falschen, fleischlichen Daseinsauffassung mit ihren furchterregenden, auf die Materie gegründeten Begrenzungen und ihren sogenannten Gesetzen befreien.
Das Verständnis vom als dem durch sich selbst bestehenden, unvergänglichen, reinen Gemüt, das seinen Ausdruck, den Menschen, ewiglich erhält, wird unfehlbar die Wachsamkeit, Überzeugung, Stärke und Ausdauer verleihen, die für einen wirksamen Widerstand gegen die unwahren Einflüsterungen von ungewissem Guten und schrecklichem Bösen vonnöten sind. Unsere Führerin, Mrs. Eddy, spornt uns mit folgender Siegesverheißung an (Wissenschaft und Gesundheit, S. 406): „Widerstehe dem Bösen — dem Irrtum jeder Art —, und es wird vor dir fliehen. Irrtum steht dem Leben entgegen. Wir können und werden uns schließlich so erheben, daß wir uns nach jeder Richtung hin die höchste Gewalt der Wahrheit über den Irrtum, des Lebens über den Tod, des Guten über das Böse zunutze machen, und dieses Wachstum wird andauern, bis wir bei der Fülle der Idee Gottes anlangen und nicht mehr fürchten, daß wir krank werden können und sterben.“
Weiterhin schreibt sie, wobei sie unsere Fähigkeit hervorhebt, dem Bösen unter allen Umständen widerstehen zu können (ebd., S. 393): „Erhebe dich in der Stärke des Geistes, um allem zu widerstehen, was dem Guten unähnlich ist. Gott hat den Menschen dazu fähig gemacht, und nichts kann die dem Menschen göttlich verliehene Fähigkeit und Kraft aufheben.“