Demut vor Gott, Geist, sollte das Denken des Christlichen Wissenschafters beherrschen. Er sollte vorbehaltlos anerkennen, daß der unendliche Geist das Universum einschließlich der individuellen Selbstheit des Menschen rein geistig erschaffen hat, und er sollte in dem Wissen fröhlich sein, daß diese Schöpfung die einzige ist, die es gibt.
Eine materielle Auffassung vom individuellen Sein bestreitet die Allerhabenheit des Geistes. Sie verhindert wahre Demut und führt zu Stolz und Arroganz und fordert Ergebenheit von anderen Menschen. Wenn sie auf diese Forderung eingehen, bedienen sie sich der Schmeichelei oder lassen sich zur Unterwürfigkeit herabziehen. Alle diese Eigenschaften verschwinden, wenn wahre Demut empfunden oder ausgedrückt wird.
Die Christliche Wissenschaft zeigt, daß Demut etwas ganz anderes ist als das, was oft unter der Bezeichnung Demut betätigt wird. Wahre Demut ist eine Eigenschaft, die ihren Ursprung in Gott hat und keine Erniedrigung vor der menschlichen Macht und dem Stolz zuläßt, sondern die allerhabene Regierung Gottes, des Geistes, anerkennt. Sie führt auf diesem Wege zu Motiven und Handlungen, die dem Bibelvers gerecht werden: „Die brüderliche Liebe untereinander sei herzlich. Einer komme dem andern mit Ehrerbietung zuvor." Röm. 12:10;
Allein Demut vor Gott kann zu einer dauernden friedlichen Beziehung unter den Menschen und Völkern führen. Eine Forderung nach Frieden unter den Menschen, die im materiellen Bereich bleibt, wird nie ihr Ziel erreichen. Alles, was materiell ist, auch alles materielle Denken, hat keinen Bestand, denn „das Wesen dieser Welt vergeht." 1. Kor. 7:31;
Wer wahrhaft demütig ist, bedient sich der Macht Gottes, die der Mensch widerspiegelt. Demut trennt das wahre Ich des einzelnen von der vermeintlichen sterblichen Selbstheit. Christus Jesus sagte: „Ich und der Vater sind eins." Joh. 10:30; Diese Erklärung erhob ihn hoch über den materiellen Sinn und trennte ihn davon. Wer demütig vor Gott ist, empfindet das erhabene Gefühl der Einheit mit Ihm und bringt bewußte Herrschaft über die Materialität zum Ausdruck.
Jesus sagte auch: „Der Sohn kann nichts von sich selber tun, sondern nur was er sieht den Vater tun." 5:19; Demütig gab der große Meister Gott alle Ehre. Mrs. Eddy erklärt in ihrem Buch Vermischte Schriften: „Demut ist der Schrittstein zu einer höheren Erkenntnis von der Gottheit. Das aufwärtsstrebende Bewußtsein gewinnt aus der Asche des vergehenden Selbst neue Formen und ein eigenes Leuchten und läßt die Welt hinter sich." Verm., S. 1;
Während wir die Welt hinter uns lassen, hören wir nicht auf zu lieben. Gott ist Liebe, und Seine Liebe durchpulst und umschließt Seine ganze Schöpfung. Es ist unsere Aufgabe, die göttliche Liebe widerzuspiegeln. Menschliche Liebe ist begrenzt. Sie heftet sich und den Gegenstand ihrer Zuneigung an die Materie, anstatt beide von ihr zu trennen. Die allumfassende geistige Liebe, die auf unsere Einheit mit dem Geist hinweist, befähigt uns, unangebrachte Ehrfurcht vor der materiellen Persönlichkeit zu überwinden und Jesu Gebot, einander die Füße zu waschen, in seiner geistigen Bedeutung zu befolgen.
Dem Verfasser widerfuhr in seinem Berufsleben einmal ein großes Unrecht. Er hütete sich anzuerkennen, daß Stolz oder irgendeine andere sterbliche Eigenschaft den Menschen beherrschten. Er ließ in seinem Denken keine Eigenliebe, aber auch keine Furcht oder Unterwürfigkeit gegenüber Sterblichen aufkommen. Er erkannte demütig an, daß Gott, das Gute, Alles-in-allem ist, und verneinte beharrlich, daß das vermeintliche Böse überhaupt Wirklichkeit oder Wirkung besitzt.
Wenn er angegriffen wurde, schlug er nicht zurück. Er überwand in seinem Denken Böses mit Gutem. Er bemühte sich, anstelle eines Menschen, der ihm übelwollte, Gottes Bild und Gleichnis zu sehen, das er liebte. Dadurch, daß er das Böse beharrlich verneinte und das Gute als die einzige herrschende Macht anerkannte, vertiefte sich sein Verständnis von Gott und dem wirklichen Menschen.
Mrs. Eddy sagt: „Verständnis ist die Scheidelinie zwischen dem Wirklichen und Unwirklichen." Wissenschaft und Gesundheit, S. 505; Als der Verfasser völlig aufgehört hatte, einen Gegner zu sehen, und erkannte, daß es niemals einen Gegner gegeben hatte, stellte er fest, daß sich die menschlichen Beziehungen, die so unharmonisch gewesen waren, nun harmonisch gestaltet hatten. Er selbst wurde auf einen anderen verantwortungsvollen Posten versetzt.
An seinem neuen Wohnsitz konnte er aktiv in einer Kirche Christi, Wissenschafter, mitarbeiten und großen Nutzen für sein geistiges Wachstum daraus ziehen. Die Erfahrung brachte ihm und seiner Familie reichen Segen. „Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist und was der Herr von dir fordert, nämlich Gottes Wort halten und Liebe üben und demütig sein vor deinem Gott." Micha 6:8.
