Als Jesus sagte: „Das Reich Gottes ist inwendig in euch" Luk. 17:21;, legte er damit die Grundlage für die individuelle Verantwortung, die der Christlichen Wissenschaft innewohnt. Das Erwachen zu diesem Reich und daher zur Vollständigkeit des Menschen als Bild und Gleichnis Gottes führt zur Lösung jedes Problems im menschlichen Leben. Das Kommen des Christus ist eine individuelle Angelegenheit.
Bei allen unseren Bemühungen, unseren Mitmenschen zu helfen, müssen wir danach streben, jene göttliche Weisheit widerzuspiegeln, die das Reich Gottes in dem einzelnen Menschen entfaltet. Die Demonstration des Christus beim Heilen von Krankheit und Sünde setzt die Füße des Patienten auf die Wahrheiten der Wissenschaft des Seins. Doch wenn wir beim Lehren wie beim Heilen die Verantwortung übernehmen, die einem anderen zukommt, hindern wir ihn daran, seine Probleme selbst zu lösen und die Unabhängigkeit des Bildes und Gleichnisses Gottes zu gewinnen. Letzten Endes muß jeder auf eigenen Füßen stehen, für sich selbst denken und die Macht und Fähigkeit des einen Gemüts widerspiegeln.
Jesus sagte zu seinen Jüngern: „Es ist euch gut, daß ich hingehe. Denn wenn ich nicht hingehe, so kommt der Tröster nicht zu euch." Joh. 16:7; Er wußte, daß sie dazu neigten, sich auf ihn persönlich zu verlassen, und daß dies ihren Fortschritt beeinträchtigen würde. Jeder muß in seiner eigenen Beziehung zu Gott den Christus finden.
In einem beliebten Lied wird der gleiche Gedanke zum Ausdruck gebracht:
Der Christus, ewig nahe,
Als Gottes eigner Sohn,
In Liebe gegenwärtig,
In jedem Herzen thron'. Liederbuch der Christlichen Wissenschaft, Nr. 221;
Es ist christlich, unserem Nächsten zu Hilfe zu eilen und die Not zu stillen, so wie der Meister es tat. Unseren Nächsten wie uns selbst zu lieben ist der Wesenskern des Christentums. Bei diesem Vorgang ist es jedoch nicht christlich, wenn man den einzelnen davon abhält, sich an erster Stelle auf Gott zu verlassen. Bei der Ausübung christlich-wissenschaftlichen Heilens steht der Ausüber demjenigen hilfreich bei, der vorübergehend mit Schwierigkeiten zu kämpfen hat. Sein Ziel ist, die geistige Natur des Menschen als des Kindes Gottes zu offenbaren und dem Patienten zu der Erkenntnis zu verhelfen, daß das Reich Gottes inwendig in ihm ist.
Mrs. Eddy wies auf diese Tatsache hin, wenn sie schreibt: „Wer Selbsterkenntnis, Selbstbeherrschung und das Himmelreich in sich selbst, in seinem eigenen Bewußtsein, erlangt, wird durch Christus, Wahrheit, erlöst." The First Church of Christ, Scientist, and Miscellany, S. 161; Dieser Vorgang der inneren Umwandlung entfaltet sich durch eine Kenntnis von Liebe, Wahrheit und Leben. Wenn wir das Wesen Gottes verstehen, offenbart sich uns das Reich Gottes und das Wesen des Menschen als Gottes Ebenbild.
Die größte Liebe, die jemand einem anderen erweisen kann, ist, ihm das Reich Gottes, das schon in ihm ist, zu offenbaren. Diese Offenbarung stillt jede menschliche Not. Es ist „Christus in euch, die Hoffnung der Herrlichkeit." Kol. 1:27; Alle guten Gaben kommen aus dem Innern — aus dem Einssein des Menschen mit dem himmlischen Vater. Weil Gott Alles ist, muß der Mensch vollständig sein.
Diese Tatsachen werden im menschlichen Leben in der Weise demonstriert, daß wir fähig sind, den an uns gestellten Forderungen nachzukommen. Sie zeigen sich in unabhängigem Denken, in Initiative, in schöpferischer Kraft und Verantwortung. Der menschliche Charakter leitet seine Substanz von dem korrekten Verständnis her, das der einzelne von dem Christus hat, und von seinem Wissen um das Himmelreich, das in dem wirklichen Menschen ist.
Die Christliche Wissenschaft kommt zu einem jeden von uns als ein individuelles Erwachen und zeigt sich im Beleben des geistigen Sinnes, der uns die Dinge Gottes gewahr werden läßt. Wie individuell dieses Erwachen ist, wurde an Jesu Beispielen gezeigt, als er eine Frage darüber beantwortete, wann das Reich Gottes kommen würde. Er sagte: „Ich sage euch: In derselben Nacht werden zwei auf einem Bette liegen; einer wird angenommen, der andere wird verworfen werden. Zwei werden mahlen miteinander; eine wird angenommen, die andere wird verworfen werden." Luk. 17:34, 35;
Es ist interessant festzustellen, daß Jesus sich in nahezu allen Fällen, wenn er lehrte und heilte, mit einzelnen Menschen befaßte. Er wandte keine Massenmethoden an. Er sprach zu dem einzelnen. Er heilte bestimmte Probleme. Ich bin überzeugt, daß selbst dann, als er die Menge speiste, die Not jedes einzelnen gestillt wurde, denn das ist die Art und Weise, wie der Christus wirkt. Sie erweckt in dem einzelnen ein Gefühl dafür, daß er als das Kind Gottes vollkommen ist.
Inmitten der Unruhen einer materiell eingestellten Gesellschaft ließ sich Jesus durch nichts davon zurückhalten, zu beweisen, daß der Christus in jeder Hinsicht der Erlöser der Menschen ist. Er zeigte uns den Weg, aber er enthob uns nicht der Verantwortung für unsere eigenen Beweise.
Die Veränderungen der Zeit und in der Gesellschaft ziehen nicht eine Veränderung des Wesens und der Aufgabe des Christus nach sich. Er spricht weiterhin zu dem einzelnen und löst individuelle Probleme. Das Heim, die Kirche, das Volk bestehen aus Einzelpersonen, und Massenprobleme sind im Grunde genommen vervielfachte individuelle Probleme. Gottes Regierung fängt beim Einzelmenschen an und wird in der Erneuerung des einzelnen offenbar. Dann wird sie offenbar als das, was das Heim, die Kirche, das Volk und die Welt erlöst.
Die verschiedenen Völkergruppen und jungen Nationen drängen auf Selbstverwirklichung und Unabhängigkeit. Es gibt unendlich weite Gebiete, auf denen wir die Möglichkeit haben, den Menschen den Christus finden zu helfen, und auf denen die Atmosphäre des Denkens enorm verbessert werden muß, ehe dieses Erwachen vor sich gehen kann. All diese Bemühungen sollten im Hinblick auf das Ideal unternommen werden, das Himmelreich im individuellen Bewußtsein zu entfalten. Wie weit legitime Hilfe gehen sollte, ohne eine Abhängigkeit herbeizuführen, erfordert ein gutes Urteilsvermögen.
Alles, was die Fähigkeit des Menschen beeinträchtigt, auf den Christus einzugehen, ist der Antichrist. Alles, was unsere Abhängigkeit von Gott beinträchtigt, wird schließlich als das Böse aufgedeckt und wird aufgelöst werden. Alle menschlichen Religionssysteme und Regierungen müssen im Licht der Regierung Christi beurteilt werden. Mrs. Eddy sagt in ihrem Buch Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift: „Die Verkörperung der geistigen Idee hatte eine kurze Geschichte in dem Erdenleben unseres Meisters, aber, seines Königreichs wird kein Ende sein', denn Christus, die Idee Gottes, wird schließlich alle Nationen und Völker — gebieterisch, absolut, endgültig — mit der göttlichen Wissenschaft regieren." Wissenschaft und Gesundheit, S. 565.
