Wohl zu keinem Zeitpunkt müssen wir unser Verständnis von Versorgung sorgfältiger beobachten als dann, wenn wir die Fülle erleben. Das ist die Zeit, wo das fleischliche Gemüt uns in Versuchung führen möchte, mit der Materie zufrieden zu sein oder auf sie zu vertrauen, als sei sei wirkliche und zuverlässige Substanz. Der Christlichen Wissenschaft gemäß ist jedoch Geist die einzig wahre Substanz und Versorgung, und wir können uns darauf verlassen, daß geistige Aktivität unfehlbar für unsere gegenwärtigen und ewigen Bedürfnisse sorgen wird. Diese Art der Versorgung läßt niemals nach und hört niemals auf, sondern sie nimmt mit dem Gebrauch und Verständnis zu.
Wir sind geistig tätig, wenn wir solche wahren Ideen wie Gottes Unendlichkeit, die Sündlosigkeit und die harmonischen Beziehungen des Menschen, den beständigen Strom des Guten, der vom Vater Seinen Kindern zufließt, und alles, was diese großen Tatsachen in sich schließen, freudig aufnehmen und intelligent auf unsere Angelegenheiten anwenden.
Um die geistige Tätigkeit erfolgreich zu demonstrieren, müssen wir die materiellen Begriffe leugnen, die Gottes Ideen verbergen oder ihnen widersprechen möchten. Wir müssen klar erkennen, daß die Materie eine endliche, verkrampfte Denkweise darstellt und daß diese Endlichkeit im Bewußtsein zum Verschwinden gebracht werden muß.
Für den menschlichen Sinn scheint Versorgung materiell zu sein und von außen zu kommen — von Menschen oder Investitionen oder Arbeitgebern. Die Christliche WissenschaftChristian Science; sprich: kr'istjən s'aiəns. zeigt uns jedoch, daß das Sein subjektiv ist, daß unsere wahre Versorgung in göttlichen Ideen besteht, die uns unmittelbar vom unendlichen Gemüt zugehen und die im Denken hervorquellen. Dann geben die materiellen Sinne, die der geistigen Wahrheit, wenn verstanden, stets untergeordnet sind, ihre begrenzte Annahme von Substanz nach und nach auf und deuten Versorgung als zunehmende Fülle.
Dankbarkeit für diese neue Freiheit sollte Dankbarkeit für das Verständnis sein, das wir von der Einheit des Menschen mit seiner Quelle, oder dem Gemüt, erlangt haben. Mary Baker Eddy sagt in ihrem Buch Vermischte Schriften: „Um alle Gemüter mit einem Strahl der Dankbarkeit entzünden zu können, muß die neue, aus der unendlichen Wahrheit aufquellende Idee verstanden werden." Verm., S. 1;
In der Christlichen Wissenschaft wird Armut nicht als eine Tugend betrachtet, sondern als ein Zustand begrenzten Verständnisses. Gott läßt alles Gute in das individuelle Bewußtsein hineinströmen, das Ihn widerspiegelt, und dieses Gute ist für jeden gleichermaßen vorhanden, der bereit ist, es in seinem Denken auszudrücken. Wenn Fülle das Ergebnis innerer Vergeistigung anstatt materieller Erwerbssucht ist, so deutet dies auf Befreiung von der stets begrenzten sterblichen Lebensauffassung hin.
Christlichkeit mit ihrem Freisein von Furcht, ihrem selbstlosen Interesse für das Wohlergehen aller und ihrer Bereitwilligkeit, das Vorhandene mit anderen zu teilen, bricht den Mesmerismus des Mangels. Christus Jesus zeigte sowohl am Anfang wie am Ende seines Wirkens, daß der Christus mit Fülle identisch ist. Lukas berichtet, daß, nachdem Simon, Jakobus und Johannes die ganze Nacht gearbeitet hatten, ohne etwas zu fangen, der Meister sie aufforderte, ihre Netze auszuwerfen; und die Netze waren so voll, daß sie rissen (siehe Luk. 5).
Nach seiner Auferstehung fand Jesus wieder einige Jünger dabei, wie sie erfolglos fischten, und als er zu ihnen sagte: „Werfet das Netz zur Rechten des Schiffs" Joh. 21:6;, war es so voll, daß sie es „nicht mehr ziehen" konnten. Dies waren Erfahrungen, die im Bewußtsein vor sich gingen. Sie deuteten Gemütszustände an, in denen die wahre Idee von Fülle inwendig als Reaktion auf den Christus, die Wahrheit, hervorquoll.
Obwohl Jesus keine materiellen Reichtümer anhäufte, vermochte er die Menge zu speisen, wenn sie hungrig war, und jeden Mangel, dem er sich gegenübergestellt sah, zu überwinden. Er bewies, daß es kein ungelöstes Versorgungsproblem geben kann, wenn der Christus das Bewußtsein beherrscht. Die Christusidee kann sich in ihrem Wesen nicht von dem unbegrenzten Gemüt unterscheiden, das sich durch sie offenbart.
Die Tür des Bewußtseins muß für die „aus der unendlichen Wahrheit aufquellende" Idee Gottes offengehalten werden. Reinheit und geistige Aufrichtigkeit allein können diese Tür öffnen. Der Materialismus kann sie nicht von der Stelle bewegen. Die Christliche Wissenschaft kann niemals absichtlich dazu benutzt werden, materielle Reichtümer zu vermehren. Wenn sich jedoch das Denken der Aufgabe widmet, die Tätigkeit geistiger Ideen zu demonstrieren, läßt der Druck der Armut nach und verschwindet schließlich, denn der Betreffende wird in seinem Ausblick immer weniger materialistisch. Der Mensch, der als Gottes Gleichnis die göttliche Fülle widerspiegelt, kommt ans Licht.
Jesus lehrte, daß das Himmelreich inwendig in uns ist. Alles, was in diesem Reich des Gemüts eingeschlossen ist, spiegelt die Unendlichkeit des Gemüts wider. Und so ist es mit der Idee der Versorgung, die, ihrer unendlichen Natur zufolge, unfehlbar aus dem Himmel inwendig im Menschen hervorquillt. Mrs. Eddy schreibt: „Das Unendliche kann nicht im Endlichen begraben werden; der wahre Gedanke entweicht von innen nach außen, und dies ist die einzige rechte Tätigkeit, das, wodurch wir unsere höhere Natur erreichen." The First Church of Christ, Scientist, and Miscellany, S. 159.
Ein jeder, der sich hilflos der Umklammerung begrenzter Versorgung ausgeliefert fühlt, wird gut tun, geduldig und beständig daran zu arbeiten, sich von den materiellen Sinnen loszumachen, die uns mit boshafter Absicht Mangel einsuggerieren, und die geistige Aktivität zu demonstrieren, die sich für die Menschen in reichlicher Versorgung ausdrückt. Gott gibt einem jeden alles, was Er hat, aber wir müssen Seine Substanz inwendig in uns als „aus der unendlichen Wahrheit aufquellend", suchen und finden. Dieses „Aufquellen" ist es, was es zu verstehen gilt, und wenn es verstanden wird, wird unfehlbar Fülle eintreten.
