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Klar sehen

[Urtext in deutscher Sprache]

Aus der November 1967-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


In der Welt der materiellen Sinne wird ein Vorgang, der uns physische Gegenstände und deren Beziehung zueinander erkennen läßt, Sehen genannt. Materielles Sehen ist unzulänglich und unzuverlässig, denn der materielle Augenschein wird durch Erfahrung und Erziehung fortwährend korrigiert. Unsere Augen sehen so vieles, was trügt. Es scheint zum Beispiel, als berührten sich Berge und Himmel, aber unsere Kenntnis von der Tatsache verneint dieses Trugbild.

Wir lernen in der Christlichen Wissenschaft, daß das materielle Sehen niemals geistige Wirklichkeiten wahrnehmen kann. Mrs. Eddy schreibt über unsere menschliche Auffassung vom Weltall: „Aus unserer unreifen Auffassung geistiger Dinge laßt uns von den Schönheiten des sinnlichen Universums sagen: ‚Ich liebe eure Verheißung, und einst werde ich die geistige Wirklichkeit und das Wesen von Form, Licht und Farbe erkennen, das ich jetzt durch euch nur getrübt erblicke, und in diesem Wissen gebe ich mich zufrieden.‘“ Vermischte Schriften, S. 87;

Erkennen wir nicht oft, daß es uns an der Klarsicht fehlt, die mit geistiger Erleuchtung kommt? Die Christliche Wissenschaft befähigt uns in gewissem Maße, wahres Sehen zu erlangen. Wenn wir finden, daß wir in uns selbst und in anderen nur wenig von Gottes Herrlichkeit ausgedrückt sehen, wenig von Gottes Liebe und Weisheit in menschlichen Angelegenheiten, wenig von Gottes heilender Macht, dann laßt uns Anspruch auf unseren geistigen Sinn erheben, auf unsere von Gott verliehene Fähigkeit, in wahrer Weise zu sehen. Da wir in Wirklichkeit Gottes Kinder sind, haben wir die Fähigkeit und Macht, die geistige Wahrheit von Gottes Allheit und der gegenwärtigen Vollkommenheit des Menschen zu erkennen. Dann laßt uns nicht nur sagen: „Ich wünschte, ich könnte mehr von Gottes Gegenwart und Macht sehen“, sondern laßt uns vielmehr sagen: „Lieber Gott, ich danke Dir, daß ich Deine Gegenwart und Macht sehen kann.“

Johannes spricht in seinem Evangelium von Christus als dem „wahrhaftigen Licht, welches alle Menschen erleuchtet, die in diese Welt kommen.“ Joh. 1:9; Durch die Christliche Wissenschaft ist der Menschheit dieses wahrhaftige Licht offenbart. Es ist die Entfaltung des göttlichen Prinzips als allmächtiges, allgegenwärtiges Gemüt, das uns das geistige Wesen des Menschen und des Weltalls erkennen läßt sowie deren Beziehung zu Gott. Es läßt uns den Menschen so sehen, wie Gott ihn schuf, und läßt uns erkennen, daß die sterblichen Erscheinungen und Erfahrungen trügerisch und illusorisch sind. Das ist dann klares, geistige Sehen.

Wie oft waren wir versucht, den falschen Augenschein in bezug auf Personen anzunehmen, und wie ungerechtfertigt und herzlos entstellt dieser Augenschein die wahre Idee vom Menschen! Wenn wir nicht das wahre, geistige Sehen betätigen, sind wir geneigt, eine schwache, gebrechliche Person oder eine Person mit anderen Unvollkommenheiten zu sehen. Wir mögen vielleicht den kühlen Blick, das unhöfliche Verhalten sehen. Ein gedankenloses Vorurteil mag unseren Blick verdunkeln und unseren Freund falsch darstellen. Wenn wir an diesem falschen Bild festhalten, anstatt es sofort abzuweisen, kann es in unserem Denken bleiben, und es mag unsere Beziehungen zu jener Person so lange bestimmen, bis es berichtigt wird.

Unser Wegweiser, Christus Jesus, sah den wirklichen Menschen anstelle eines unharmonischen Sterblichen. Mrs. Eddy schreibt: „Jesus sah in der Wissenschaft den vollkommenen Menschen, der ihm da erschien, wo den Sterblichen der sündige, sterbliche Mensch erscheint. In diesem vollkommenen Menschen sah der Heiland Gottes eigenes Gleichnis, und diese korrekte Anschauung vom Menschen heilte die Kranken.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 476; Durch klares, geistiges Sehen ersetzen wir das falsche Bild durch das vollkommene Bild und sehen in der Wissenschaft die wahre Idee, den wirklichen menschen. Genauso wie wir uns hüten, ein falsches Bild von anderen anzunehmen, sie anders als vollkommen zu sehen, so müssen wir auch wachsam sein gegen die Furcht, daß andere ein falsches Bild von uns annehmen, uns anders als vollkommen sehen.

Wie herrlich lehrt uns die Christliche Wissenschaft, unsere wahre, vollkommene, fehlerlose Identität zu sehen und an ihr festzuhalten. Wenn wir unser Bewußtsein in die Klarheit des Geistes erheben, sehen wir uns unter dem göttlichen Gesetz, beschützt, unberührt und unverletzt. Wir sind nicht dort, wo das materielle Auge uns sieht. Wir sind stets in der göttlichen Liebe geborgen.

Viele Bibelgestalten haben wahres Sehen ausgedrückt. Hiob sagte: „Ich hatte von dir nur vom Hörensagen vernommen; aber nun hat mein Auge dich gesehen.“ Hiob 42:5; Jakob konnte sagen: „Ich habe Gott von Angesicht gesehen, und mein Leben wurde gerettet.“ 1. Mose 32:31 [n. der engl. Bibel]; Gewiß möchten auch wir alle gern klar genug sehen, um dies mit Jakob sagen zu können! Mrs. Eddy schreibt, indem sie von Gott spricht: „Nicht auf materiellem, sondern auf geistigem Wege erkennen wir Ihn als das göttliche Gemüt, als Leben, Wahrheit und Liebe.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 140; Nicht durch die Sinne, sondern durch geistiges Erkennen sehen wir Gott von Angesicht zu Angesicht. Das heißt, daß wir Gott und Seine Beziehung zum Menschen in einem tieferen, wahreren Sinn erkennen. Es bedeutet die klare Wahrnehmung Seiner Majestät und Gerechtigkeit und von uns selbst als Seinem Gleichnis.

Was das klare Sehen, das wahre, geistige Erkennen in der Christlichen Wissenschaft für uns zu tun vermag, wurde einer Christlichen Wissenschafterin in folgender Erfahrung bewiesen. Als sie eines Morgens ihre gebeterfüllte metaphysische Arbeit tat, fühlte sie die Notwendigkeit, viel über Licht, Klarheit und geistiges Sehen nachzudenken. Sie hatte einen geschäftigen Tag vor sich, und ihr aufrichtiges Gebet war, daß sie während des ganzen Tages keinen falschen Anblick oder Augenschein annehmen, sondern des Menschen whres Sein in jedem einzelnen sehen möge sowie ihr eigenes Einssein mit ihrer göttlichen Quelle. Unentwegt bemühte sie sich, in diesem geistigen Bewußtsein zu verharren.

Als sie um die Mittagszeit bei einem Besuch auf dem Lande durch die offene Küchentür eines älteren Chalets ging, trat sie ahnungslos in eine Falltür, die nicht geschlossen worden war, und fiel direkt in den Keller.

Obschon sie weder sprechen noch sich bewegen konnte, konnte sie doch klar denken und die Unwirklichkeit der Lage erkennen. Sie sah ihr wahres Selbst in den Armen der göttlichen Liebe und erfreute sich an den folgenden Worten des Paulus: „Weder Hohes noch Tiefes noch keine andere Kreatur kann uns scheiden von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserm Herrn.“ Röm. 8:39. Als sie zu einem Bett getragen wurde, kam sie sich wie ein unbeteiligter Zuschauer vor. Sie sah die Unverletzbarkeit und Geistigkeit des wirklichen Menschen und bejahte in Gedanken, daß die Materie, der sogenannte materielle Körper, sie nicht gefangenhalten konnte.

In wenigen Minuten vermochte sie wieder zu sprechen. Dann fühlte sie sich frei. Zum Erstaunen der Anwesenden bat sie um ihren Hut und ihre Handtasche, und nach kurzer Zeit verabschiedete sie sich. Ohne eine Spur von Verletzung ging sie leicht und unbehindert den Weg zur Bahnstation. Sie war von dieser heiligen Erfahrung so beeindruckt, daß sie an diesem Tag mit niemandem darüber sprechen konnte. Während der Nacht hielt sie ein wunderbares Glücksgefühl lange wach, und ihr Herz war erfüllt von Dankbarkeit gegen unseren Vater-Mutter Gott. Noch nie hatte sie Gottes Nähe so deutlich gefühlt, und sie meinte mit Jakob sagen zu können: „Ich habe Gott von Angesicht gesehen, und mein Leben wurde gerettet.“

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