Eine Gemeinde, die wuchs
Nehmen wir einmal an, Sie sind in eine andere Stadt oder in ein anderes Land gezogen. Sie lieben Ihre Kirche sehr, aber soviel Sie wissen, gibt es im ganzen Umkreis keine Zweigkirche Christi, Wissenschafter, und auch keine anderen Christlichen Wissenschafter. Und Ihnen fehlt die Kirche wirklich!
Was dann? Im Grunde genommen haben Sie drei Möglichkeiten. Sie können in eine andere Stadt oder ein anderes Land ziehen, wo es bereits christlich-wissenschaftliche Kirchen gibt, Sie können herumsitzen und sich immer wieder sagen, wie sehr Ihnen die Kirche fehlt, oder Sie können den Entschluß fassen, selbst christlich-wissenschaftliche Gottesdienste abzuhalten, unbeeindruckt von den leeren Stühlen in Ihrem Wohnzimmer.
Eine Christliche Wissenschafterin, die von den Vereinigten Staaten in einen Ort in Lateinamerika zog, entschied sich für die dritte Möglichkeit. Ungewöhnlich an ihrer Geschichte ist nicht, daß sie anfing, in ihrem Heim christlich-wissenschaftliche Gottesdienste abzuhlten, als auch nicht eine Spur von Interesse unter den Bewohnern des Ortes vorhanden war (andere christlich-wissenschaftliche Kirchen haben so angefangen), sondern daß sie es ein ganzes Jahr lang tat.
Sie war der Erste und Zweite Leser, der Solist und die Gemeinde. Jeden Sonntag zur gleichen Zeit las sie ein Lied aus dem Liederbuch der Christlichen Wissenschaft und stellte sich dann hin und sang es — ohne Begleitung. Sie las ausgewählte Stellen aus der Heiligen Schrift, sprach das Gebet des Herrn mit der geistigen Auslegung aus Wissenschaft und Gesundheit von Mary Baker Eddy und folgte dann Schritt für Schritt der „Ordnung der Gottesdienste“ aus dem Handbuch Der Mutterkirche von Mary Baker Eddy die ganze Lektionspredigt hindurch bis zum letzten Lied und dem Segen. Der Ordnerdienst war kein Problem, und sie nahm auch eine Kollekte vor.
Bei den Mittwochabend-Zeugnisversammlungen verlas sie die von ihr ausgesuchten Stellen und gab dann ein Zeugnis ab — nicht gar mehr als eins —, ehe sie die Versammlung schloß. Nachdem sie Woche für Woche Einmann-Gottesdienste abgehalten hatte, zog ein weiterer Christlicher Wissenschafter an diesen Ort, hörte von diesem einzigartigen christlich-wissenschaftlichen Gottesdienst und nahm daran teil. Nun hatten sie zwei Leser. Als ein Dritter den Gottesdienst entdeckte, hatten sie auch eine Gemeinde. Allmählich kamen noch andere hinzu. Und so bildeten sie eine Christlich-Wissenschaftliche Vereinigung und gaben einen Vortrag über die Christliche Wissenschaft.
Sie erlebten das übliche Auf und Ab, mit dem neugegründete christlich-wissenschftliche Gruppen in einer Umgebung rechnen müssen, der das wissenschaftliche Christentum unbekannt ist, doch sie verloren nicht den Glauben, und die Vereinigung gedieh. Sie zogen in ihr eigenes kleines Gebäude. Beim zweiten öffentlichen Vortrag wurde eine spanische Übersetzung vor einer unerwartet großen Zuhörerschaft verlesen.
Heute wird in diesem Ort die Christliche Wissenschaft studiert, und es werden Heilungen vollbracht, und all das, weil eine Christliche Wissenschafterin sich weigerte, ihre einsamen Bemühungen zur Abhaltung christlich-wissenschaftlicher Gottesdienste aufzugeben, und weil sie so gern eine christlich-wissenschaftliche Kirche an jenem Ort sehen wollte und sich entschloß, etwas dafür zu tun.
„Ich hatte Zweifel“
Als ein junger Kanadier in eine Militärakademie eintrat, war er bereit, sich nur als „ein zweifelnder Christ“ zu immatrikulieren. Gewiß, er war als Christlicher Wissenschafter erzogen worden, „doch als ich sechzehn war, bezweifelte und verwarf ich so ziemlich alles, was man mich gelehrt hatte“, schrieb er.
Er suchte mehrere Jahre lang und befaßte sich mit verschiedenen anderen Glaubensbekenntnissen, aber keines konnte ihn befriedigen. Als er nun sein Zuhause verließ, um die 5000 Kilometer entfernte Akademie zu besuchen, empfahl ihm sein Vater, der der anglikanischen Kirche angehört, daß er sich als Christlicher Wissenschafter eintragen sollte. Er tat das auch und erhielt schon bald einen Anruf von einem zivilen Geistlichen der Christlichen Wissenschaft für die Streitkräfte. Der zivile Geistliche lud ihn zu sich nach Hause ein und machte ihn mit jungen Christlichen Wissenschaftern von Montreal bekannt. Er meldete sich in einer Sonntagsschule der Christlichen Wissenschaft an. Drei Jahre lang stattete der zivile Geistliche der Militärakademie des öfteren Besuche ab. „Er wurde fast zum Stellvertreter meiner Eltern“, sagte der Student mit Bezug auf ihre Gespräche, die ihm stets eine Quelle der Inspiration waren.
Als der Student zu einer höheren Militärakademie hinüberwechselte, half ihm ein anderer ziviler Geistlicher für die Streitkräfte. Heute ist der junge Mann Mitglied Der Mutterkirche. Wenn er nach dem Examen zur Marine geht, wird er, wie er meint, vielleicht eines Tages gern selbst als Vertreter der Christlichen Wissenschaft in den Streitkräften dienen.
