Ein freundlicher Nachbar lud meine Schwester und mich ein, ihn sonntags morgens zu den christlich-wissenschaftlichen Gottesdiensten zu begleiten. Dies war unsere erste Einführung in die Christliche Wissenschaft. Wir waren von dem freudigen und glücklichen Ausdruck der Mitglieder der Gemeinde beeindruckt, doch als davon gesprochen wurde, daß wir uns in der Sonntagsschule anmelden sollten, da wir noch nicht 20 Jahre waren, lehnten wir dies törichterweise ab. Aber der Same war durch diesen guten Freund gesät worden.
Ein oder zwei Jahre später litt meine Schwester eines Abends unter großen Schmerzen, verursacht durch eine Gallenkolik, und sie bat unsere Mutter, ihr aus Wissenschaft und Gesundheit von Mary Baker Eddy vorzulesen. Der Arzt war gerufen worden, doch als er schließlich kam, hatte meine Schwester keine Schmerzen mehr, und die zeitweilig aufgetretenen Gallenkoliken kehrten nie wieder. Nachdem wir den Saum des Gewandes Christi berührt hatten, nahmen wir ganz natürlich das Studium der Christlichen Wissenschaft auf und besuchten wieder die Gottesdienste, denn inzwischen hatten wir leider das Sonntagsschulalter überschritten.
Bald nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges begannen mein Zahnfleisch und meine Zähne sehr zu schmerzen. Da ich beabsichtigte, um Hilfe in der Wissenschaft zu bitten, erwähnte ich nach einer Mittwochabend-Zeugnisversammlung diesen Zustand einer Freundin gegenüber, die Ausüberin war. Da sie meine Not erkannte, riet sie mir ganz ruhig, das Wort „Druck“ in Mrs. Eddys Schriften zu studieren, und ehe ich sie um Behandlung bitten konnte, hatte sie sich abgewandt und sprach mit jemand anderem.
Den einzigen Hinweis auf dieses Wort gibt uns unsere Führerin auf Seite 451 ihres Buches Wissenschaft und Gesundheit, wo sie erklärt: „Die Christlichen Wissenschafter müssen unter dem beständigen Druck des apostolischen Gebotes leben, aus der materiellen Welt herauszugehen und sich abzusondern.“ Zuerst schien mir diese Stelle nicht für mich geeignet, aber ich dachte darüber nach, während ich Hausarbeiten verrichtete.
Licht durchflutete mein Denken, als ich mir den Satz, der der zitierten Stelle folgt, ins Gedächtnis rief: „Sie müssen auf Übergriffe, auf Unterdrückung und auf den Stolz der Macht verzichten.“ Ich erkannte, daß ich mich wegen der vielen zusätzlichen Pflichten, die ich aus Mangel an Hilfe im Haushalt übernehmen mußte, und auch wegen der obligatorischen Teilnahme an der Unterweisung in der zivilen Verteidigung, verbunden mit meiner Tätigkeit als selbständige Werbegraphikerin, von dem Gedanken des Drucks, nämlich zu viel zu tun zu haben, hatte beeinflussen und davon abhalten lassen, meine gebeterfüllte Arbeit zu tun, um mein Denken bezüglich der Ursache des Krieges zu berichtigen.
Die Wörterbuchdefinitionen für „Übergriff“ und „Unterdrückung“ erwiesen sich als sehr hilfreich. Mir wurde sofort klar, daß diese Übel zusammen mit dem „Stolz der Macht“ die Anstifter des Krieges sind und zurückgewiesen werden müssen; daß man sie nicht ignorieren oder sich ihnen unterwerfen darf, wenn man vor Tyrannei in allen ihren Formen geschützt sein will. Eine augenblickliche Heilung folgte dieser wertvollen Lektion. Meine Zähne sind noch immer in gutem Zustand. In den darauffolgenden Jahren brauchte kein Zahn gezogen zu werden.
Die geistige Einsicht der Ausüberin erläutert Mrs. Eddys Worte: „Wir nähern uns Gott, oder Leben, im Verhältnis zu unserer Geistigkeit, zu unserer Treue gegen Wahrheit und Liebe; und in demselben Verhältnis erkennen wir alle menschliche Not und sind imstande, die Gedanken der Kranken und Sündigen zu unterscheiden, um sie zu heilen“ (ebd., S. 95).
Wenn ich zurückblicke, so erkenne ich jetzt, daß die obenerwähnte Heilung mich von Furcht befreite, als ich im Jahre 1943 das wunderbare Vorrecht des Klassenunterrichts hatte. Während meines Aufenthalts in London hörte ich nicht ein einziges Mal die Luftschutzsirenen, und meine Familie in Glasgow wurde ebenfalls beschützt.
Für das Vorrecht, in einer Zweigkirche seit deren Bestehen mitzuarbeiten, und für das unschätzbare Wissen, das ich während meiner Zeit als Erster Leser von der Christlichen Wissenschaft erlangte, bin ich sehr dankbar. Der jährliche Besuch meiner Schülerversammlung gibt mir geistige Erleuchtung, und diese hat mir in den letzten Jahren oft geholfen, meine Pflichten in der Kirche auszuführen.
Als Schulkind hatte ich mich gefragt, warum das Christentum nicht demonstrierbar wäre. Dank Mrs. Eddy, der Entdeckerin und Gründerin der Christlichen Wissenschaft, weiß ich jetzt, daß es der ganzen Menschheit möglich ist, Christi Jesu Lehre und Beispiel zu verstehen und daraus Nutzen zu ziehen. Ich bin Gott dankbar, daß mir der Wunsch nach einer praktischeren Kenntnis der Bibel durch das Studium der Christlichen Wissenschaft erfüllt wurde, dessen Krönung mannigfaltige Heilungen und Segnungen sind.
Glasgow, Schottland
