Nach seinem erhebenden Gespräch mit Gott auf dem Berg Horeb machte sich Elia auf den Weg, durch die Zusicherung ermutigt, daß er nicht allein war und bald auf Elisa stoßen würde, der mit ihm zusammenarbeiten und schließlich sein Nachfolger werden würde.
Elisa und seine Eltern lebten in Abel-Mehola, im Norden Israels, mehrere Kilometer westlich vom Jordan. Da das hebräische Wort abel „Wiese“ bedeutet, war es wahrscheinlich ein Landwirtschaftsgebiet. Ja, es steht fest, daß Elisa ein erfolgreicher junger Bauer war, als Elia ihm begegnete, denn er pflügte ein Feld, das groß genug war, um den Besitz von zwölf Joch Ochsen zu rechtfertigen (siehe 1. Kön. 19:19), die er alle zur gleichen Zeit einspannte.
Elia war auf dem Weg vom Berg Horeb zum entfernt gelegenen Damaskus (siehe Vers 15), als er Elisa traf. Intuitiv wußte er, daß dies der Mann war, den Gott zu seinem Nachfolger bestimmt hatte, und er „warf seinen Mantel über ihn“ (Vers 19). In biblischen Zeiten, und besonders in diesem Zusammenhang, wurde der Mantel eines Propheten als das Symbol seiner Mission oder Autorität angesehen. Sie wechselten bei dieser gewichtigen Gelegenheit offenbar keine Worte, aber Elisa erfaßte die Bedeutung der Handlung dieses älteren Propheten sofort und war damit einverstanden. Er lief Elia nach, der seinen Weg bereits fortgesetzt hatte, und bat nur um eine Gunst, daß er nämlich seinen Eltern Lebewohl sagen dürfte, bevor er ihm nachfolgte.
Die Tatsache, daß Elisa sofort ein Paar Ochsen schlachtete und für seine Freunde ein Abschiedsessen zubereitete, zu dem er als Brennholz die „Joche der Rinder“ nahm (Vers 21) — wozu wahrscheinlich auch die Geschirre, die Ochsen-Treibstöcke usw. gehörten —, zeigt seine Bereitwilligkeit, seine frühere Arbeit aufzugeben und mit seiner prophetischen Mission zu beginnen.
Obwohl angedeutet wird, daß die beiden Männer während Elisas Anlernzeit zusammenarbeiteten, berichtet die Bibel doch nicht direkt, wie und wo das geschah; aber als sich Elias Erdenmission ihrem Ende näherte, wird von dem Verständnis und der Zusammenarbeit dieser beiden außergewöhnlichen Propheten lebhaft berichtet. „Als aber der Herr Elia im Wetter gen Himmel holen wollte, gingen Elia und Elisa von Gilgal weg“ (2. Kön. 2:1).
Auf dieser denkwürdigen Reise prüfte Elia wiederholt die Treue und Ausdauer des jungen Mannes. Er schlug vor, daß er in Gilgal, in Bethel und in Jericho zurückbliebe; aber jedesmal weigerte sich Elisa beharrlich und rief: „So wahr der Herr lebt und du lebst: ich verlasse dich nicht“ (Vers 2, 4 und 6). Bald kamen sie an den Jordan, wo der Standpunkt, den Elisa eingenommen hatte, eine weitere Rechtfertigung fand. „Da nahm Elia seinen Mantel und wickelte ihn zusammen und schlug ins Wasser" (Vers 8), das sich vor ihnen teilte und wodurch es ihnen möglich wurde, trockenen Fußes hinüberzugehen.
Elia war jetzt offenbar von Elisas Treue völlig überzeugt, und er fragte seinen Nachfolger, welches Abschiedsgeschenk er sich von ihm wünschte.
Elisas Bitte war sehr gewagt „du — hast Schweres erbeten“, wie Elia sagte, denn er bat um „zwei Anteile“ von dem „Geiste“, den Elia selbst an den Tag gelegt hatte (Vers 9, 10). Er versicherte aber Elisa trotzdem, daß seine Bitte erfüllt werden würde, falls er ihn sähe, wenn er von ihm genommen werde.
Als die beiden Freunde ernst miteinander sprachen, wurde die Bedingung erfüllt. „Siehe, da kam ein feuriger Wagen mit feurigen Rossen, die schieden die beiden voneinander. Und Elia fuhr im Wetter gen Himmel. Elisa aber sah es und schrie: Mein Vater, mein Vater, du Wagen Israels und sein Gespann!“ (2. Kön. 2:11, 12.) Dann hob er den Mantel auf, der Elia von den Schultern gefallen war.
