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[Für junge Leute]

Ein Brief an einen protestierenden Studenten

Aus der Oktober 1970-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Lieber —,

ich kann gut verstehen, daß Du gegen die Störung von Vorlesungen an der Universität durch studentische Aktivisten protestierst und die Übertriebenheit mancher studentischer Forderungen mißbilligst. Es erscheint wie eine Ironie, daß es gerade an der Stätte der Vernunft so viel Unvernunft gibt. Ich verstehe Deinen Standpunkt, daß die andersdenkenden Studenten nicht alle regulären Möglichkeiten für einen Protest ausgenutzt haben.

Ich möchte nun nicht, daß es so aussieht, als wollte ich die Aktionen der andersdenkenden jungen Leute romantisieren oder legalisieren, doch ich möchte zu bedenken geben, daß sich hinter dieser Unruhe vielleicht etwas verbirgt, was tiefer und wichtiger ist, als es auf den ersten Blick den Anschein hat. Wie oft haben wir beide darüber gesprochen, was an den Universitäten und Hochschulen geändert werden muß ! Wie Du Dich erinnern wirst, erörterten wir das letzte Mal Deine Besorgnisse darüber, daß manche Deiner Vorlesungen unzeitgemäß sind, daß einer Deiner Professoren sich mehr mit schriftstellerischen Aufgaben befaßt als mit dem Lehren, daß der Assistent in einer anderen Vorlesung weniger als sachkundig ist, daß schwarze Studenten es besonders schwer haben, auf der Universität zu bleiben, und daß Eure Verwaltung sich weigert, die Studenten anzuhören oder sie an Universitätsgremien zu beteiligen. Und es gab auch noch andere Besorgnisse.

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