Jesus von Nazareth gewann seine Nachfolger durch seine Heilungen und seine Lehren vom Reich Gottes. Wer die Bibel studiert, weiß, wie vielfältig seine Heilarbeit war, angefangen von der Heilung der Schwiegermutter des Simon von einem Fieber bis zur Auferweckung des Lazarus von den Toten.
Unser Zeitalter war Zeuge außerordentlicher Entwicklungen auf dem Gebiet der Naturwissenschaften. Es ist diesen menschlichen Wissenschaften jedoch nicht möglich gewesen, die sichere Grundlage zu entdecken, von der aus Christus Jesus Krankheit heilte und seine anderen bemerkenswerten Werke vollbrachte. Immer noch werden Jesu Heilungen allgemein als einzigartiges Phänomen angesehen, das von einer ausschließlich ihm verliehenen göttlichen Kraft Zeugnis ablegt. Oder sie werden mitunter auch so erklärt, als hätten sie sich nicht genauso zugetragen, wie die Evangelien es berichten. Aber wer würde nicht dasselbe tun, was Jesus tat, wenn er nur wüßte, wie?
Die Mission Jesu wurde der Welt durch Mary Baker Eddy erklärt. Sie enthüllte vor einem Jahrhundert die geistigen Gesetze, die den Heilungen Jesu zugrunde lagen. Diese geistigen Gesetze und die Regeln für ihre Anwendung auf die menschliche Situation nannte sie Christian ScienceChristian Science; sprich: kr´istjən s´aiəns..
Jesus tadelte einmal einen Fragesteller mit den Worten: „Was heißest du mich gut? Niemand ist gut als allein Gott.“ Mark. 10:18; Eine korrektere Auffassung von der Mission Jesu zu gewinnen und zu verstehen, warum es ihm notwendig schien, den zu korrigieren, der ihn „gut“ nannte, ist einer der ersten Schritte in der Christlichen Wissenschaft. Es ist ein notwendiger Schritt, wenn man lernen will, wie die Christus-Kraft demonstriert werden kann.
Jesus war äußerst sorgfältig darauf bedacht zu erklären, daß er keine persönliche Macht besaß. Aber durch den Christus, seine geistige Selbstheit, Gottes Ausdruck, verfügte er über unendliche Kraft.
Die geistige Identität jedes Menschen ist im Christus, der Wahrheit, zu finden. Heute kann jeder die Christus-Kraft zum Ausdruck bringen, wenn er auf seine vollkommene geistige Selbstheit zurückgreift. Die allumfassende Natur des Christus erklärt die Verheißung Jesu: „Wer an mich glaubt, der wird die Werke auch tun, die ich tue, und wird größere als diese tun, denn ich gehe zum Vater.“ Joh. 14:12;
So können wir sehen, daß die Kraft, die Jesus in seiner Heilarbeit zum Ausdruck brachte, weder persönlich noch physisch war. Sie war eine unveränderliche geistige Kraft, die immer vorhanden gewesen ist, die man jedoch verstehen muß, um sie anwenden zu können.
Für jemanden, der gerade beginnt, sich mit den Lehren der Christlichen Wissenschaft zu befassen, mag der Gedanke an eine unsichtbare, immer gegenwärtige Macht nichts weiter als eine neue Art des Mystizismus sein. Sie ist jedoch nichts dergleichen. Mrs. Eddy schreibt in Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift: „In der Christlichen Wissenschaft versteht man unter Substanz Geist, während die Gegner der Christlichen Wissenschaft glauben, Substanz sei Materie. Sie halten die Materie für etwas, ja, für nahezu das einzige, und die Dinge, die den Geist betreffen, für nahezu nichts oder für wenigstens der täglichen Erfahrung sehr fernliegend. Die Christliche Wissenschaft vertritt gerade die entgegengesetzte Ansicht.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 349;
Diese Wissenschaft lehrt uns, die Welt vom Standpunkt der verstandenen geistigen Wirklichkeit aus zu betrachten. Hiervon ausgehend entdecken wir, daß das durch die begrenzten körperlichen Sinne zu beobachtende materielle Universum unvollkommen, zerstörbar und dauernd dem Wechsel unterworfen ist. Dann sieht man die geistigen Ideen als die Wirklichkeit der Schöpfung. Wie das Lehrbuch sagt, die Wissenschaft vertritt „gerade die entgegengesetzte Ansicht“.
Es kann bewiesen werden, daß die geistige Ansicht vom Universum die richtige ist. Die fortschreitende Erfahrung eines jeden Christlichen Wissenschafters beweist dies bis zu einem gewissen Grade. Die Heilung, die durch Anwendung der Regeln der Wissenschaft eintritt, ist nichts weiter als der sichtbare Beweis, daß der Betreffende eine klarere Auffassung vom Menschen als der vollkommenen Idee Gottes, des unendlichen Gemüts, gewonnen hat. Eine Heilung zeigt dem Wissenschafter nicht nur, daß er sich zur Stillung seiner menschlichen Bedürfnisse auf die Wissenschaft verlassen kann, sondern daß er dabei auch ein besseres Verständnis von seiner eigenen wahren Natur gewinnt.
Da diese Demonstration der Christus-Kraft heute genauso möglich ist wie vor zweitausend Jahren, warum erfolgt sie nicht allgemeiner? Hauptsächlich wegen der oben erwähnten falschen Auffassung, daß die Christus-Kraft ein persönlicher Besitz Jesu sei, und der irrtümlichen Anschauung in diesem Zeitalter materieller Wissenschaften, daß geistige Gesetze nicht wirklich existierten. Mrs. Eddy schreibt: „Der Mangel an geistiger Kraft in der begrenzten Demonstration des populären Christentums bringt die Arbeit der Jahrhunderte nicht zum Schweigen. Geistiges, nicht körperliches Bewußtsein ist vonnöten.“ S. 67; Wir sehen somit, daß die Denkweise, die zur Demonstration der Christus-Kraft führt, noch nicht allgemein geübt wird.
Der vergeistigte Gedanke, der die Menschen befähigt, die Macht des Christus in ihren unmittelbaren Angelegenheiten anzuerkennen, ist nicht nur das Ergebnis dessen, was als „positives Denken“ bekannt ist. Natürlich sind gute menschliche Gedanken besser als schlechte. Aber bloßer Optimismus oder große Worte heilen nicht.
Um heilen zu können, muß man ein Verständnis von der Wahrheit der Schöpfung gewinnen, eine geistige Anschauung von Gott als dem einzigen Schöpfer des Menschen und des Universums. Und dann sind die Folgerungen aus dieser Anschauung in die Praxis umzusetzen, indem die falschen Bilder der Schöpfung, die der materielle Sinn ständig an dem menschlichen Bewußtsein vorbeiziehen läßt, geleugnet werden.
Mrs. Eddy sagt von dem jetzigen Zeitalter: „Die Christliche Wissenschaft dämmert über einem materiellen Zeitalter auf. Die großen geistigen Tatsachen des Seins scheinen wie Lichtstrahlen in der Finsternis, wenn auch die Finsternis deren Wirklichkeit leugnen mag, weil sie dieselben nicht begreift.“ S. 546. Die Macht des Christus, die in den sofortigen Heilungen Jesu so herrlich sichtbar wurde, hat nicht abgenommen. Aber wie zu Jesu Zeiten, so ist auch heute ihr Wirken nur in dem menschlichen Bewußtsein erkennbar, das geistig tätig ist. Die Bereitwilligkeit, das Falsche aufzugeben und das Wahre in das Bewußtsein aufzunehmen — die geistigen Tatsachen von Gott und dem Menschen, wie sie in der Bibel offenbart und in Wissenschaft und Gesundheit erläutert werden —, führt dazu, daß die Macht des Christus in ihrer ganzen Herrlichkeit erkannt wird.
