Als ich, fremd in London, zum erstenmal dort die Untergrundbahn benutzte, war ich beim Aussteigen — es war gerade zur Hauptverkehrszeit — völlig verwirrt, stand ratlos zwischen den dahineilenden Menschen und wußte nicht, welche Rolltreppe, welchen Tunnel oder Durchgang ich zu benutzen hatte. Ein Herr, der mich beobachtet hatte, trat zu mir und sagte, indem er freundlich lächelnd auf die „Ausgang“-Schilder deutete: „Es gibt immer einen Weg hinaus!“
Dann führte er mich vor eine große Orientierungstafel, die praktisch und anschaulich das ganze Verkehrsnetz darstellte, einschließlich der Ausgänge. Er erklärte mir, daß ich hierauf zuerst den Standort finden müsse, der mit einem Pfeil und den Worten: „Sie sind hier“ gekennzeichnet ist, und daß es danach einfach sei, den Weg zu der Straße zu finden, die ich suchte. Meine Verwirrung wich augenblicklich, und ich bin für diesen Hinweis immer dankbar gewesen.
Entspricht die geschilderte Situation im übertragenen Sinne nicht jenen schwerwiegenden Erfahrungen, wenn Angst, Unschlüssigkeit, Verwirrung und Entmutigung unser Denken so mit Beschlag belegen, daß es nirgendwo einen Ausweg zu geben scheint? Gibt es dann nicht vielleicht auch einen Hinweis, der uns sagt, daß es „immer einen Weg hinaus“ gibt und einen Punkt, von dem aus man ihn finden kann?
Viele biblische Berichte weisen darauf hin, daß der Christus, die Wahrheit, aus jeder verzweifelten Lage herausführt, und viele ermutigende biblische Verheißungen versichern es uns. Und es gibt auch einen Standort, von dem man seinen Ausgang nehmen kann. Dieser ist keine materielle Örtlichkeit, sondern ein geistiger Aussichtspunkt; es ist ein Verständnis davon, was der Mensch tatsächlich ist.
Wir lesen im 1. Buch Mose: „Gott schuf den Menschen zu seinem Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn.“ 1. Mose 1:27; Um dieses Bild und Gleichnis zu verstehen, muß man sich dessen Schöpfer, Geist, Gemüt, zuwenden. Der sterbliche, fleischliche Mensch kann nicht der „zum Bilde Gottes“ geschaffene Mensch sein. Das Bild Gottes ist der unsterbliche, vollkommene Mensch — geistig, rein und völlig gut —, geliebt, geführt und von seinem Schöpfer für alle Zeiten erhalten.
Der wirkliche, geistige Mensch erfreut sich der Untrennbarkeit von Gott, der unveränderlichen Einheit mit dem, der ihn schuf. Das Verständnis dieser Tatsache, die in Mrs. Eddys Schriften und in der anderen christlich-wissenschaftlichen Literatur immer wieder erklärt wird, ist der geistige Standpunkt, von dem das menschliche Selbst beim Demonstrieren dieser Wissenschaft ausgehen muß.
Hat Gott diesen hohen Stand, den Er Seinem geliebten Kind gab, aufgehoben? Nein! Kann das geliebte Kind des einen Schöpfers, der Liebe ist, materiellen Gesetzen, der Krankheit und widrigen Umständen — Vereitelungen, mangelnden Gelegenheiten oder Begrenzungen — ausgesetzt sein? Nein! Das ist völlig unmöglich, weil das alles unwirkliche, irdische Erfahrungen sind, während Gott dem Menschen Herrschaft über die ganze Erde verliehen hat. Von diesem geistigen Standpunkt aus können wir folgendes beweisen: Wo Hindernisse, Verwirrung oder Hoffnungslosigkeit zu sein scheinen, ist in Wirklichkeit nichts anderes als die Gegenwart und Tätigkeit des unendlichen göttlichen Prinzips, Liebe.
Als die Kinder Israel, von den Ägyptern verfolgt, in einer ausweglosen Lage waren, „schrien [sie] zu dem Herrn“, und Gott gebot Mose: „Sage den Kindern Israel, daß sie weiterziehen.“ 2. Mose 14:10–15; Und „der Herr ... machte das Meer trocken, und die Wasser teilten sich. Und die Kinder Israel gingen hinein mitten ins Meer auf dem Trockenen.“
Dieses Gebot, weiterzuziehen, ist heute genauso gültig. Kann man dieses „Weiterziehen“ nicht vielleicht so verstehen, daß all diese Verwirrung, dieser Mangel und diese Hoffnungslosigkeit geleugnet werden müssen, welch überwältigenden Augenschein sie den sterblichen Sinnen auch bieten mögen? Ja, sie sollten durch die geistige Tatsache von der Allheit der Liebe ersetzt werden, die keinen Raum läßt für etwas neben ihr. Dann wird das Rote Meer sterblicher Vorstellungen weichen, und wir werden erleben, was Mrs. Eddy sagt: „Liebe inspiriert, erleuchtet, bestimmt und führt den Weg. Rechte Motive geben dem Gedanken Schwingen und der Rede und Handlung Stärke und Freiheit.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 454;
Wir können immer mit Erfolg behaupten: „Gott ist unsre Zuversicht und Stärke, eine Hilfe in den großen Nöten, die uns getroffen haben.“ Ps. 46:2; Gottvertrauen — das Aufgeben eigener Wünsche und Vorstellungen und die Willigkeit, Gott wirken zu lassen — räumt jedes vermeintliche Hindernis beiseite. Unsere Orientierungstafel ist die Bibel und die Werke Mrs. Eddys; unser Standort, erleuchtet durch die Christliche Wissenschaft, ist unser Verständnis, daß der Stand des Menschen Gottes geistiges Ebenbild und Gleichnis ist.
Mrs. Eddy offenbart eine hohe Erkenntnis, der wir alle vertrauen können. Sie schreibt: „Hoch über den sogenannten Gesetzen der Materie öffnet die Erhabenheit des Christentums eine Tür, die niemand schließen kann; sie weist allen Menschen den Weg, auf dem sie der Sünde, der Krankheit und dem Tod entrinnen können; sie befreit das Herz der Menschen von der Last bitterer Erfahrungen und erhellt den Pfad, so daß alle, die ihn betreten, laufen können und nicht matt werden, wandeln können und nicht am Wegrand zu warten brauchen — ja, daß sie ohne die läuternden Qualen, durch die der Bahnbrecher den Weg findet und ihn weist, mühelos vorangehen können.“ Christian Science versus Pantheism, S. 12.
