In der Allmacht des Guten gibt es keine sterbliche Auffassung von Zeit, denn Zeit ist ein materieller Begriff. Diese Wahrheit durfte die Verfasserin erleben.
Nach Jahren war sie wieder einmal bei lieben Freunden. Am Sylvestermorgen machte sie einen Waldspaziergang, um allein mit Gott zu sein. In ihrem Herzen war große Dankbarkeit. Sie war von jenem Gedanken beseelt, der als das Wort Gottes zu Mose kam: „Ihr habt gesehen, ... wie ich euch getragen habe auf Adler flügeln und euch zu mir gebracht.“ 2. Mose 19:4; Von Dankbarkeit erfüllt, verlor sie jeden Begriff von Zeit, Tagen und Jahren. Mrs. Eddy sagt: „Ein Augenblick göttlichen Bewußtseins oder das geistige Verständnis von Leben und Liebe ist ein Vorgeschmack der Ewigkeit.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 598;
Sie erkannte nun, daß die Vorstellung von Zeit aufgehoben werden kann, daß, wenn das Bewußtsein von einem Verständnis der Ewigkeit des Lebens und der Liebe beseelt ist, der „Tag“, wie Mrs. Eddy ihn zum Teil definiert, „der Strahlenglanz des Lebens“ S. 584; für uns werden wird und daß das menschliche Leben dementsprechend weniger Verfall, Krankheit oder jene Kette von Erfahrungen wie Kummer, Leid, Traurigkeit und Verzicht einschließen wird. Nur durch das Aufgeben unseres falschen Begriffes vom eigenen sterblichen Selbst, so erkannte sie, können wir uns von unharmonischen Zeitgeschehnissen frei machen.
Sie stellte fest, daß in ihr immer noch die Neigung bestand, dem Zeugnis des materiellen Sinnes von einer unglücklichen Vergangenheit zu glauben — zu glauben, daß es auch für sie eine Zeit des Kummers, der Krankheit oder einer nicht ganz harmonischen Beziehung gegeben hatte. In dem Augenblick, wo sie sich darauf besann, daß Gottes Liebe sie immer in all den Jahren und an jedem Tag getragen hatte, fiel ihr die Bibelstelle ein: „Denn tausend Jahre sind vor dir wie der Tag, der gestern vergangen ist.“ Ps. 90:4; Als sie freudig ihren Waldspaziergang fortsetzte, sah sie, daß das muntere Bächlein immer noch das alte war. Die Zeit hatte es nicht weniger munter gemacht. Es hatte kein Verstreichen der Zeit, weder gute noch böse Menschen, fröhliche noch niedergeschlagene, wahrgenommen. Es war vergleichbar mit der immerwährenden Tätigkeit des Guten.
Die Christlichen Wissenschafter sind dankbar, daß sie den verheißenen Tröster, Christus, die Wahrheit, gefunden haben, der sie über den Zeitbegriff erhebt. Sie lernen verstehen, daß Gott der zeitlose Alles-in-allem ist und daß es, weil nur Seine Allgegenwart existiert, weder Vergangenheit noch Zukunft gibt. Der Christliche Wissenschafter löst sich nach und nach von dem Zeitbegriff. Durch ein besseres Verständnis füllt er sein Bewußtsein mit der Wahrheit von Gottes Allgegenwart. Wieviel Unruhe, wieviel Leid könnte gebannt werden, wenn die Menschheit bewußt in der Allgegenwart Gottes leben würde, wie Christus Jesus es tat.
In dem Augenblick, wo man sich der Gegenwart Gottes zutiefst bewußt wird, scheinen alle Zeitgeschehnisse dahinzuschwinden, und alles erscheint uns neu. Selbst wenn uns zuvor Verzweiflung über eine dunkle Vergangenheit quälte, macht diese Dunkelheit Seiner Gegenwart Raum. Verzweiflung über die Vergangenheit wird für immer geheilt, wenn man zu erfassen beginnt, daß die wirkliche Selbstheit des Menschen niemals von Zeitgeschehnissen berührt worden ist.
Die Bibel sagt: „Du aber bleibst, wie du bist, und deine Jahre nehmen kein Ende.“ Ps. 102:28; Diese Stelle wurde nicht nur segenbringend für die Verfasserin, sondern auch für eine Freundin, die durch das Erfassen dieser Wahrheit von schmerzhaften körperlichen Zuständen geheilt wurde. Die Ausüberin der Christlichen Wissenschaft, an die sie sich um Hilfe gewandt hatte, erkannte, daß der Glaube dieser Frau an verlorene Jahre durch eine unharmonische Ehe wohl teilweise zerstört, aber noch nicht ganz ausgelöscht war. Der Gedanke, daß diese Zeit großes Wachstum an Geistigkeit gefordert hatte und daß darauf viele segensreiche Jahre gefolgt waren, führte zur Befreiung aller, die menschlich daran beteiligt waren, und zur körperlichen Heilung von einem Darmgeschwür.
Dieses Aufgeben der Annahme des Zeitbegriffs führt zur Erfüllung der von Mrs. Eddy erkannten Wahrheit: „Die Ewigkeit ist das Gottes-Maß seelenerfüllter Jahre.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 599.
