Wir alle sind in dem wichtigen und sehr erträglichen Geschäft des Lebens tätig. Dieses Geschäft besteht darin, in so enger Gemeinschaft mit Gott zu leben, daß wir unsere Identität als Seine Widerspiegelung erkennen.
In unserer menschlichen Erfahrung stellt das Geschäft einen Austausch dar, ein Geben und Nehmen. Wir geben, was wir besitzen, und zwar in Form von Erfahrung, schöpferischen Gaben, Fertigkeiten und Dienstleistungen, und empfangen statt dessen, was wir benötigen, um den täglichen Anforderungen gerecht zu werden. Ein in dieser Hinsicht aktives Leben zu führen bedeutet, Intelligenz, Rechtschaffenheit und Freude bei der Beherrschung des „Gewußt-wie“ und der Einzelheiten einer jeden Beschäftigung auszudrücken.
Der Geschäftserfolg wird gewöhnlich an der Bilanz gemessen. Es ist im allgemeinen der Gewinn, wonach jeder strebt. Ein Profit, das ist der Einkommensüberschuß nach Begleichung aller Verbindlichkeiten, ist üblich und berechtigt; er ist wichtig für die Fortführung eines jeden Unternehmens, sei es nun groß oder klein. Wahrer Gewinn tritt nur dann in Erscheinung, wenn wir die Tatsache erfassen, daß kein Geschäftsvorgang gut fundiert ist, wenn er nicht ehrlich ist und beiden Partnern zum Vorteil gereicht. Rechtschaffenheit sichert Fortschritt, Wachstum und Zufriedenheit. Sie belebt unsere Initiative, schöpferische Kraft und konstruktiven Fähigkeiten. Sie hebt das Denken auf höhere Leistungsstufen.
Um unseren Lebensunterhalt zu verdienen oder den erforderlichen Überschuß zu gewinnen, können wir in einer Fabrik oder einem Klassenzimmer, bei der Eisenbahn oder in der Landwirtschaft arbeiten oder in einem der Millionen von Berufen und Geschäftszweigen, die unserer Zivilisation eigen sind. Ob wir nun Arbeiter sind oder einem Stab von Wissenschaftlern angehören, der sich darauf konzentriert, die unermeßlichen Weiten des Universums zu erobern: unsere Rechtschaffenheit ist vonnöten, damit wir wirklich von Nutzen sind.
Wer die Eigenschaften Gottes zum Ausdruck bringt, ist bestimmt wichtig und wird gebraucht. Zur Ausführung der jeweiligen Aufgabe leistet er seinen Beitrag, er setzt sich mit ganzer Kraft ein und bringt seine edelsten Wesenszüge zum Ausdruck. Christus Jesus, der Wegweiser, deutete uns die Richtung an, die wir einschlagen müssen, um seinen Fußtapfen zu folgen und im Geschäft unseres himmlischen Vaters tätig zu sein.
Bei der Erfüllung unserer täglichen Pflichten treten Entwicklungen und Situationen auf, die uns glauben lassen möchten, daß ein Geschäft auch eine Schattenseite habe. Die Erfahrung bietet Beispiele von Günstlingswirtschaft und Korruption im Finanzwesen, in der Politik, bei Vertragsabschlüssen und ähnlichem. Wie können wir in unserer Tätigkeit, unserem Geschäft, Gott widerzuspiegeln oder geistig zu wachsen, angesichts solcher Praktiken, die unserer Auffassung von Rechtschaffenheit und einem guten Ruf widersprechen, vorankommen?
Die irrige Annahme, daß das Böse wirklich und im Geschäftsleben notwendig sei, verzerrt die Dinge und richtet sie zugrunde. Wir müssen unsere Zuflucht bei der göttlichen Wahrheit nehmen. In ihrem Licht lösen sich die Irrtümer auf, und die Wirklichkeit des Guten wird wieder sichtbar.
Lassen Sie uns eingedenk sein, daß unsere Tätigkeit darin besteht, Gott widerzuspiegeln, indem wir täglich und stündlich bei jeder Arbeit und im Umgang mit anderen Seine Eigenschaften ausdrücken. Ein Geschäft ist deshalb ein erhabenes Unternehmen des Lebens und der Lebensführung. Es bedeutet, dem Befehl des Apostels Paulus gehorsam zu sein: „Schaffet, daß ihr selig werdet, mit Furcht und Zittern.“ Phil. 2:12; Was für ein jämmerliches Schauspiel bietet sich uns dar, wenn wir den Problemen aus dem Wege gehen, indem wir fragwürdige Mittel benutzen, wenn wir nach Wegen suchen, die geistigen Gesetze des Lebens zu überlisten! Jeremia erteilte dem Volk einen Verweis für dieses Vorgehen mit den Worten des Herrn: „Mein Volk tut eine zwiefache Sünde: mich, die lebendige Quelle, verlassen sie und machen sich Zisternen, die doch rissig sind und kein Wasser geben.“ Jer. 2:13;
Das sind ganz bestimmt korrupte Methoden, die mit einer Annahme von mehr als einem Gott beginnen und mit den Annahmen fortfahren, daß die Materie wirklich, daß sie substantiell, intelligent und machtvoll sei, daß sie gefürchtet und ihr Gehorsam geleistet werden müsse und daß das sterbliche Gemüt oder die sogenannte materielle Mentalität Mittel und Wege habe, eine Person für deren Unterwürfigkeit zu belohnen oder sie zu bestrafen, weil sie aufrichtig bleibt.
Verbunden mit solchen irrigen Vorstellungen ist die Annahme, daß die Anhäufung materieller Werte das wichtigste, ja das einzig wünschenswerte und lohnende Ziel und der Zweck der Arbeit und Tätigkeit sei. Ferner gipfelt sie in dem Irrtum, daß alle Mittel gerechtfertigt und erlaubt seien, um uns wohlhabend und einflußreich zu machen; daß unsere Rechtschaffenheit und unser guter Ruf verfälscht oder außer acht gelassen werden kann, wann immer sie mit Handlungen unvereinbar sind, die mehr versprechen, als was eine ehrliche Zusammenarbeit rechtfertigt. Die schlimmste Annahme ist, daß wir den Weg der Rechtschaffenheit verlassen können und ungestraft bleiben, wenn wir nur unser Abschweifen geheimhalten können, daß unser Ansehen trotz des Irrtums erhalten bleibt, daß es sich sogar als Ergebnis des sichtbaren Erfolges vergrößert.
Wir wollen diese Gedankengänge untersuchen, um ihre Trugschlüsse aufdecken zu können. In Wirklichkeit befassen wir uns mit geistigen Gedanken, nicht nur teilweise, sondern ganz und gar. Was für eine traurige Täuschung ist es dann zu hoffen, daß irgendein unlauteres Tun zur Unterstützung fragwürdiger Interessen von unserer grundlegenden Verantwortung losgelöst bleiben kann! Der wirkliche Mensch ist Einer, wissenschaftlich unversehrt, vollkommen; sein Tun spiegelt Gottes Sein wider. Wann immer jemand die Gesetz des Lebens verletzt, selbst im geheimen, befleckt er seinen Charakter. Es spielt keine Rolle, wie geschickt sein Hemdenfabrikant, sein Hutmacher, sein Schneider und sein Schuhmacher dabei vorgehen, ihn respektabel zu machen, seine Rechtschaffenheit bleibt beeinträchtigt. Früher oder später wird er sie wiederherstellen müssen.
Das Geschäft, seinen Lebensunterhalt zu verdienen, oder das Geschäft, Gott in jeder Tätigkeit auszudrücken, gestattet keinerlei Abweichung von den gesetzten Normen der Rechtschaffenheit und des guten Rufes.
Die Christliche WissenschaftChristian Science; sprich: kr´istjən s´aiəns. lehrt, daß Rechtschaffenheit die Kundwerdung der Einheit von Gott und Mensch als Prinzip und Idee ist, als Original und Widerspiegelung. Ferner schließt das Erfassen der Allmacht, Allgegenwart und Allwissenheit Gottes jeden Wunsch nach einer Abweichung von der höchsten Norm aus.
Im Zusammenhang mit dem, was die Christliche Wissenschaft für den Geschäftsmann tut, erklärt Mary Baker Eddy, die Entdeckerin und Gründerin der Christlichen Wissenschaft, in ihrem Buch Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift: „Die Bezeichnung Wissenschaft, richtig verstanden, bezieht sich nur auf die Gesetze Gottes und auf Seine Regierung des Weltalls, einschließlich des Menschen. So kommt es, daß Geschäftsleute und hochgebildete Gelehrte an sich erfahren haben, daß die Christliche Wissenschaft ihre Ausdauer und ihre mentalen Kräfte erhöht, ihre Menschenkenntnis erweitert, ihnen Scharfsinn und Auffassungsvermögen verleiht und sie in den Stand setzt, über ihre gewöhnliche Leistungsfähigkeit hinauszugehen.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 128;
Eins der schönsten Erlebnisse, die der Verfasser jemals hatte, veranschaulicht, wie sich eine hohe Auffassung von Ehrgefühl im Geschäftsleben bemerkbar macht. Vor einer Reihe von Jahren leitete er ein technisches Büro in China. Er beschäftigte einen jungen Chinesen als Vertreter für Haushaltsgeräte. Der junge Mann sah vielversprechend aus, obgleich es Anzeichen dafür gab, daß er einfach ein wenig zu gerissen sein könnte. Nachdem er sich mit den Waren und mit den künftigen Kunden bekannt gemacht hatte, brachte er von einem der größten Kaufhäuser den ersten Auftrag über etwa zweitausend Dollar. Ein finanzielles Risiko bestand nicht.
Die Waren trafen zur rechten Zeit ein und wurden ausgeliefert, aber die Bezahlung blieb nach den üblichen dreißig Tagen aus. „Das ist in Ordnung“, sagte der Vertreter. „Beim ersten Auftrag gewähren wir stets eine Zahlungsfrist von neunzig Tagen.“ Doch nach Ablauf von drei Monaten stand die Zahlung immer noch aus. So rief ich den Geschäftsführer des Kaufhauses an und verabredete mich mit ihm für den nächsten Morgen. Ich bat den Vertreter, mich zu begleiten. Am nächsten Morgen aber erschien er nicht. Folglich ging ich allein und wurde höflich empfangen. Ich erfuhr, daß das Geld vor einigen Wochen an den Vertreter gezahlt worden war. Eine Quittung mit gefälschter Unterschrift war auf einem unserer Briefbogen mit gedrucktem Kopf ausgestellt worden.
Ich ging sofort zum Gericht. Das Ergebnis des Verfahrens war ein Urteil zu meinen Gunsten, doch da der Beklagte nicht auffindbar war, schien wenig Hoffnung zu bestehen.
Die Verantwortung lag nun bei mir. Ich arbeitete daran zu wissen, daß Gott allein alle Einzelheiten meines Lebens regiert. Dann dachte ich nicht mehr darüber nach. Wenn ich mich gelegentlich daran erinnerte, war es mit dem Gedanken, daß Wahrheit bestimmt nicht schlafen, sondern auf ihre Weise tätig sein würde.
Nahezu ein Jahr verging. Dann besuchten uns zwei mit seidenen Mänteln bekleidete, würdevolle chinesische Herren aus dem Inneren Chinas, ungefähr dreitausend Kilometer entfernt. Sie wollten einige hundert Tonnen Zucker aus Java kaufen. Zucker ist ein Schüttgut, das an der Zuckerbörse gekauft und verkauft wird. Über die Preise läßt sich also nicht handeln. Verpackung, Versand, Verschiffung und Versicherung sind Routine. Der Geschäftsabschluß nahm daher nicht viel Zeit in Anspruch. Die beiden Käufer luden uns dann ein, in einem guten chinesischen Restaurant mit ihnen zu Abend zu essen. Zuvor müßte aber, sagten sie, eine kleine Sache bereinigt werden.
„Sie sind um zweitausend Dollar betrogen worden“, sagte der Ältere.
Ich war überrascht. „Das ist schon lange her und vergessen. Wir haben keine Zeit, vergossener Milch nachzutrauern.“
„Wir aber haben es nicht vergessen“, erklärte der Mann ruhig. „Eigentlich haben wir erst vor einigen Wochen etwas davon erfahren. Der Vertreter gehört zu unserer Familie. Wenn er auch nur ein entfernter Verwandter ist, so gehört er dennoch zu uns. Was er getan hat, ist eine Schande für die ganze Familie, ein Makel auf unserem guten Ruf. Darüberhinaus sind Sie als Abendländer Gäste Chinas. Sie betrogen zu wissen, ist eine Schande und Schmach für China, die behoben werden muß.“
Während er sprach, suchte seine Hand in dem seidenen Mantel herum und brachte ein Bündel Banknoten zum Vorschein. „Hier sind zweitausend Dollar“, sagte er, „nehmen Sie diese mit unserer Bitte um Entschuldigung entgegen.“
Hier nahmen wir teil an den Früchten von Tausenden von Jahren chinesischer Kultur, die Mrs. Eddys Worten gleichkommt: „Selbsterkenntnis, Demut und Liebe sind göttliche Stärke.“ Vermischte Schriften, S. 358.
Dies war ein Geschäft in seiner Vollendung: höchste Rechtschaffenheit unter allen Umständen beizubehalten oder wiederherzustellen und die Verantwortung emporzuheben in die Atmosphäre der Ehrfurcht, in das Reich des Geistes, wo wir nicht von unserer edlen Bestimmung, Gott widerzuspiegeln, abweichen können.