Bei jedem Vorstoß des Wissens stellen wir fest: was die Menschheit gestern wußte, reicht für heute nicht mehr aus. Nehmen wir zum Beispiel die Geschwindigkeit. Vor zwei Jahrhunderten entsprach das Pferd den Bedürfnissen des Menschen, was die Geschwindigkeit anbelangt, aber heute, wo sich das Denken erweitert und mit großer Schnelligkeit den Globus umspannt, sind es Düsenflugzeuge, die uns auf unseren Dienst- und Vergnügungsfahrten befördern. Die Flüge, die die Menschen in jüngster Zeit zum Mond unternommen haben, wobei Geschwindigkeiten von etwa 40 000 Kilometer pro Stunde erlangt wurden, veranschaulichen, daß das Wissen, das gestern für die Expansion genügte, heute nicht mehr ausreicht.
Wir können die gleiche Forderung auf unser Verständnis der Christlichen Wissenschaft anwenden, denn was wir gestern von ihr wußten, ist für heute nicht mehr genug. Die Probleme, denen sich der Christliche Wissenschafter heute gegenübergestellt sieht, verlangen eine tiefere Kenntnis der Wahrheit als die Probleme von gestern. Mary Baker Eddy sagt in ihrem Buch Nein und Ja: „Krankheit und Sünde erscheinen heute in heimtückischeren Formen als in früheren Zeiten. Sie nehmen immer mehr zu und werden in noch schlimmeren Formen auftreten, bis es verstanden wird, daß Krankheit und Sünde unwirklich sind, der Wahrheit unbekannt, und niemals tatsächliche Personen oder wirkliche Tatsachen.“ Nein und Ja, S. 31;
Mrs. Eddys Warnung vor den Methoden des Irrtums sollte uns dazu anregen, uns wirksam für die vor uns liegende Arbeit zu rüsten. Eine ähnliche Warnung gibt uns die Bibel mit ihrer Prophezeiung, daß der Teufel zu den Bewohnern der Erde herabkommen wird mit einem „großen Zorn und weiß, daß er wenig Zeit hat“ Offenb. 12:12;.
Um den heimtückischen Widerstand des Bösen gegen sein eigenes Ableben angesichts der offenbarten Botschaft des Heilens und der Macht der göttlichen Wissenschaft unter Kontrolle zu halten und zu zerstören, verdoppelt der einsichtsvolle Christliche Wissenschafter seine Bemühungen, den persönlichen, sterblichen Sinn vom Selbst abzulegen und sich jenes Ichs bewußt zu werden, das die Herrschaft des Geistes widerspiegelt, des Ichs, das das Bild des Geistes ist. Die Verantwortung des Christlichen Wissenschafters nimmt mit jedem Sieg über den materiellen Daseinsbegriff zu, denn das fleischliche Gemüt spürt den Stachel der Wahrheit und lehnt sich dagegen auf. Ein gelegentliches Bemühen, die Christliche WissenschaftChristian Science; sprich: kr´istjən s´aiəns. zu demonstrieren, wird niemals von Erfolg gekrönt sein, wenn es gilt, den höheren Forderungen unseres Zeitalters nachzukommen, die Ansprüche eines zunehmenden Materialismus zu zerstören.
Jahrhundertelang hat der Gehorsam der Israeliten gegen die Zehn Gebote es ihnen möglich gemacht, als ein Volk bestehen zu bleiben und durch moralische Kraft die Idee von dem einen Gott zu schützen. Aber es kam eine Zeit, wo eine Überbetonung der Gesetzesvorschriften die moralische Macht fast zerstört hätte — wo sie sich fast in ritualistischem Gottesdienst verlor. Die Macht, die für die ersten Jahrhunderte ausreichte, reichte nicht aus, um die Gefahren aus den Tagen Christi Jesu abzuwehren und abzustellen. Als der Messias brachte er „ein neu Gebot“, das Gesetz der Liebe: „. .. daß ihr euch untereinander liebet, wie ich euch geliebt habe, damit auch ihr einander lieb habet.“ Joh. 13:34;
Zu lieben erforderte eine größere Anstrengung, eine größere Hingabe an den Geist der Wahrheit, als ritualistische Gottesdienste oder selbst Korrektheit auf moralischem Gebiet. Die zwingende Macht des „neuen Gebots“ tauchte die westliche Welt nach dem Weggang des Meisters in Jahrhunderte zäher Christianisierung der Völker.
Das christliche Gesetz der Liebe verlangte nicht, daß die Forderungen des moralischen Gesetzes abgeschafft, sondern daß jenes Gesetz geläutert würde. Was für die religiöse Entwicklung in einer früheren Zeit ausreichte, hatte nicht das Vermögen mit sich bringen können, das Heidentum zu unterwerfen und ungezählte Massen zum Christentum zu bekehren.
Mrs. Eddys Entdeckung der Wissenschaft des Christus, die Jesus demonstriert hatte, überraschte das fleischliche Gemüt in einem unwachsamen Augenblick. Die Berichte über Heilungen durch die Christliche Wissenschaft gingen um die ganze Welt. Kirchen Christi, Wissenschafter, entstanden in schneller Folge überall. Viele Kirchenmitglieder wandten sich dem Heilen zu, und die christlich-wissenschaftliche Bewegung wuchs zusehends.
Nun ist diese Bewegung an einem Punkt angelangt, wo das, was von der Macht der Wahrheit über den Irrtum im letzten Jahrhundert demonstriert wurde, für die heutigen Anforderungen nicht mehr zureicht. Die Christlichen Wissenschafter von heute müssen bessere Arbeit tun, wenn sie die hinterlistigeren Formen des tierischen Magnetismus, oder des bösen Gemüts, zerstören und die unbegrenzte, göttliche Macht beweisen sollen, die jene Einrichtung trägt, die das Heilungsgesetz Gottes definiert und fördert. Dies ist nicht die Zeit, die Dinge sozusagen auf die leichte Schulter zu nehmen. Eine tiefere Kenntnis der Wahrheit und längere Stunden im Gebet, bessere Heilungen und ein erbarmungsvolleres Leben allein können dem größeren Widerstand des Materialismus gegen die göttliche Macht entegegentreten.
Mrs. Eddy sagt: „Durch das immer dringendere Bedürfnis, uns auf Gott zu verlassen, damit Er uns gegen die hinterlistigeren Formen des Bösen verteidige, wenden wir uns rückhaltloser an Ihn um Hilfe, und so wird das Bedürfnis zu einem Mittel der Gnade.“ Vermischte Schriften, S. 115.
Die Bibel lehrt uns, aus der Abgötterei des Materialismus herauszukommen und uns davon abzusondern (siehe 2. Kor. 6:17). Die Vergegenwärtigung, daß Gott unendlich, Alles, ist und daß der Mensch in seinem wirklichen Sein eine Idee ist, die von den fleischlichen Sinnen für immer abgesondert ist, befreit die ringende Menschheit von den Lüsten, Haßgefühlen und Befürchtungen, die diese falschen Sinne aufgestört haben. Solch eine Vergegenwärtigung inspiriert den Eifer, christusähnlich zu werden, und dieser Eifer entfernt den Makel der Sünde vom menschlichen Denken. Er trennt den Menschen von dem andernfalls überwältigenden Druck der allgemeinen Annahme, die beansprucht, die Macht des Geistes, die Welt zu regieren, zu hemmen.
Was für den einzelnen wahr ist, ist auch für die Kirche wahr. Was gestern als eine hinreichende Kenntnis der Wahrheit galt, um eine weltweite Bewegung aufzubauen und die Kirchen zu füllen, reicht für heute nicht aus. Das Kirchenzentrum der Christlichen Wissenschaft, das in Boston für eine wirkungsvollere Verbreitung der Wissenschaft, die Krankheit und Sünde heilt, errichtet wird, macht uns auf neue Verpflichtungen aufmerksam, denn die Kirche Christi, Wissenschafter, muß die ganze Welt erreichen und die Not der Menschheit auf einer geistigen Basis stillen. Es ist die Kirche, die das Wissen um die geistigen Tatsachen, die früher unklar oder unbekannt waren, vermittelt: die Wahrheiten über Gott, den Christus, den Menschen, über Gesetz, Macht, Energie; das Verständnis von der Unwirklichkeit der Materie; die geistige Medizin; eine korrekte Auffassung von Körper und Gesundheit.
Was gestern durch die Kirche erreicht wurde, ist für das sprossende Denken von heute nicht mehr genug. Aber das Verständnis von der Idee Kirche erweitert sich durch die Christliche Wissenschaft bis ins Unendliche, und diese Erweiterung können wir heute durch fleißige Bemühungen unterstützen. Wir können wachsen in der Demonstration der Allheit Gottes und der Nichtsheit der heimtückischen Annahme des Bösen, daß es dem Erscheinen des Reichs des Geistes, dem Erscheinen Gottes vollkommener Schöpfung von Ideen widerstehen könne.