Ein Standpunkt bedeutet im weiteren Sinne nicht eine physische Örtlichkeit, von der aus man eine Gegend betrachtet, sondern die Geisteshaltung, mit der man die Dinge ansieht. Der Gipfel eines Berges bietet eine bessere Aussicht auf eine Landschaft als der Fuß des Berges. Wenn wir jedoch die Dinge im mentalen oder geistigen Bereich betrachten, dann hängt das, was wir sehen, verstehen und uns so zu eigen machen können, nicht von der physikalischen Höhe unseres Standpunktes ab, sondern von dem Zustand unseres Bewußtseins.
Das Ausmaß unserer mentalen und geistigen Entwicklung wie auch unsere gefühlsmäßige Veranlagung bestimmen unsere Fähigkeit, eine Erklärung oder Idee intelligent und objektiv auf ihre Wahrheit oder Unwahrheit hin zu untersuchen. Wie wichtig ist es also, die geistige Haltung einzunehmen, die uns befähigt, die wahre Natur des Lebens zu verstehen und für uns selbst anzunehmen. Dadurch machen wir diese Haltung zu unserem tatsächlichen Standpunkt, der die großen Möglichkeiten einer geistig erleuchteten menschlichen Erfahrung aufzeigt und eine Grundlage für unsere Reaktion auf die Versuchungen und Anforderungen des menschlichen Lebens bietet.
Ein Augenblick des Nachdenkens zeigt, daß der menschliche Standpunkt, selbst wenn er nicht durch Gefühlsregungen erschüttert oder durch die Scheuklappen gewohnter Überzeugungen begrenzt wird, sich auf die allgemein gehegten sterblichen Anschauungen gründet, daß sowohl das Gute wie das Böse wirklich und mächtig ist, daß die Materie der Schöpfer, die Substanz und der allein bestimmende Faktor des Lebens ist und daß der Mensch daher ein sterbliches Wesen ist, ausgestattet mit einem Gemüt von begrenzten Fähigkeiten und mit einem Charakter, der sowohl erfreuliche wie unerfreuliche Züge aufweist.
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