Mit Worten, die, obwohl vor vielen Jahrhunderten geäußert, nichts von ihrer praktischen Bedeutung verloren haben, schildert der Apostel Johannes in anschaulicher Weise die ewige Gotteskindschaft des Menschen: „Sehet, welch eine Liebe hat uns der Vater erzeiget, daß wir Gottes Kinder sollen heißen; und es auch sind! Darum kennt uns die Welt nicht; denn sie kennt ihn nicht. Meine Lieben, wir sind nun Gottes Kinder.“ 1. Joh. 3:1, 2;
Was der Apostel als „die Welt“ bezeichnet, ist das Zeugnis der materiellen Sinne, die den Menschen nach dem beurteilen, was vor Augen ist. Diesem Zeugnis gemäß ist der Mensch sterblich; er beginnt als ein materieller Embryo, durchläuft verschiedene Stadien des Wachstums, der Reife und des Verfalls und verschwindet schließlich in dem Vorgang, den das sterbliche Denken als Tod bezeichnet. Aus den Worten des Johannes geht hervor, daß die materiellen Sinne die geistige und unzerstörbare Identität des Menschen als Gottes Ebenbild nicht erkennen können, weil sie sich in Unwissenheit über Gott, das schöpferische göttliche Prinzip, Liebe, befinden.
Paulus sprach über diese Tatsache, als er in seinem ersten Brief an die Korinther schrieb: „Der natürliche Mensch aber vernimmt nichts vom Geist Gottes; es ist ihm eine Torheit, und er kann es nicht erkennen; denn es muß geistlich verstanden sein.“ 1. Kor. 2:14; Mit anderen Worten, Gott und alles, was Er erschafft, wird nicht durch die physischen Sinne, sondern nur durch den geistigen Sinn, durch geistige Erkenntnis wahrgenommen, dadurch, daß wir die geistigen Ideen verstehen, die die göttliche Natur und das göttliche Sein ausmachen.
Das, was uns dieses geistige Verständnis von Gott und dem zu Seinem Ebenbild und Gleichnis geschaffenen Menschen vermittelt, ist der Christus, die wahre Idee Gottes, die Christus Jesus im Heilen der Kranken und Sünder bewies. Wenn wir als die Gotteskindschaft des Menschen begreifen und in die Fußtapfen des Meisters treten wollen, seinem Gebot gemäß Kranke heilen und Übel austreiben wollen, dann müssen wir Gott als das göttliche Prinzip dieser Heilungswerke verstehen und anerkennen.
Die volkstümliche Theologie stellt den Menschen als den Sprößling Adams dar und daher als einen Sünder, der dazu verdammt ist, den Acker zu bebauen, und der Strafe und dem Tode unterworfen ist. Die Christliche Wissenschaft erkennt den Menschen als die Idee Gottes, des Vaters, zu Seinem Ebenbild erschaffen, als zugleich und ewig mit Gott bestehend. Dies war der Mensch, den der Meister sah, und diese wahre Auffassung vom Menschen heilte die Kranken.
Als Jesus zum Beispiel die Frau heilte, die verkrümmt war und sich nicht mehr aufrichten konnte, sagte er, der Satan hätte sie gebunden. Und was anderes ist dieser Satan als das sterbliche Gemüt oder die falsche materielle Mentalität, die den irrigen Anspruch von einem von Gott getrennten, sündigen Menschen hervorbringt? Jesus sagte zu der Frau: „Weib, sei los von deiner Krankheit!“ Luk. 13:12; Er trennte den falschen Anspruch des sterblichen Gemüts von der Frau und brachte die wahre, gottverliehen Selbstheit des Menschen ans Licht, der als Gottes Kind immer der Gegenstand der Liebe und Fürsorge des Vaters ist, aufrecht, frei, gesund und heilig.
Dieses Trennen des Irrtums von der Person ist ein wichtiger Bestandteil jeder christlich-wissenschaftlichen Behandlung. Wir verneinen den Irrtum, führen ihn auf sein Nichts zurück, und wir bejahen und bestätigen freudig die unverletzte und unverletzbare Gotteskindschaft des Menschen. Mrs. Eddy sagt in einem ihrer Gedichte:
Lieb’ löset dich und hebet mich
Aus Haß und Fall. Liederbuch der Christlichen Wissenschaft, Nr. 161;
So müssen wir unser Bewußtsein mit den geistigen Ideen der göttlichen Liebe erfüllen, die uns lösen von allem, was nicht vom Vater ausgeht. Gottes Mensch verkörpert nur das, was vom göttlichen Prinzip ausgeht, und daher ist er vollkommen, wie der Vater vollkommen ist.
Um aus der Illusion von einem sterblichen, von Gott getrennten Dasein herauszuwachsen, ist es nötig, daß wir einen klaren Begriff von unserer Gotteskindschaft, von der unzerstörbaren Beziehung des Menschen zu Gott, gewinnen. Mrs. Eddy schreibt: „Die Sterblichen werden in dem Verhältnis ihr Bewußtsein von Sterblichkeit — Siechtum, Krankheit, Sünde und Tod — verlieren, wie sie das Bewußtsein von der geistigen Präexistenz des Menschen als Gottes Kind gewinnen, als Sprößling des Guten und nicht des Gegenteils Gottes — des Bösen oder eines gefallenen Menschen.“ Vermischte Schriften, S. 181; Und im Lehrbuch Wissenschaft und Gesundheit erläutert sie diesen Gedanken von der Präexistenz des Menschen weiter, wenn sie erklärt: „Wenn der Mensch nicht existiert hätte, ehe die materielle Gestaltung begann, dann könnte er nicht existieren, nachdem der Körper zerfallen ist. Wenn wir nach dem Tode leben und wenn wir unsterblich sind, müssen wir vor der Geburt gelebt haben, denn wenn Leben jemals einen Anfang hatte, so muß es auch ein Ende haben, selbst nach den Berechnungen der Naturwissenschaft.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 429;
Der Mensch ist eins mit Gott, wie die Wirkung eins ist mit der Ursache. Die ewige Gotteskindschaft des Menschen entfaltet sich in unserem menschlichen Bewußtsein durch göttliche Offenbarung sowie durch das tiefschürfende Studium der Bibel und der Schriften Mrs. Eddys. In Übereinstimmung mit den Worten aus dem ersten Brief des Johannes brauchen wir nicht zu warten, bis unsere Gotteskindschaft in ihrer ganzen Fülle offenbar geworden ist, ehe wir sie anerkennen. Durch den geistigen Sinn können wir etwas von dieser Tatsache schon jetzt wahrnehmen, ehe sie voll und ganz in Erscheinung getreten ist. Nur durch gegenwärtiges Anerkennen der geistigen Tatsache wird ein Wandel unseres Denkens und damit unseres Lebens bewirkt. Mit anderen Worten, wenn die geistige Identität des Menschen als des Sohnes Gottes in einem gewissen Grade verstanden und demonstriert wird, wird die menschliche Erfahrung unter das Gesetz Gottes gebracht und zum Guten gewandelt.
Der Verfasser hat schon häufig erlebt, daß sich Probleme und Anfechtungen des menschlichen Lebens wie Krankheit, Stolz, Empfindlichkeit, gespannte Beziehungen, Mangel, Schwierigkeiten im Geschäftsleben viel leichter überwinden lassen, wenn er vom Standpunkt der ewigen Gotteskindschaft des Menschen an sie herangeht. Diese Erkenntnis hat ihm ein neues Gefühl der Verbundenheit mit Gott, ein klareres Bewußtsein von der dem Menschen von Gott verliehenen Herrschaft und Autorität gegeben und ihn befähigt, auch in schwierigen Situationen freudig den Kampf mit dem Irrtum aufzunehmen.
Weil der Mensch immerdar die unsterbliche Idee Gottes ist, ist er niemals Gesetzen der Disharmonie und des Verfalls unterworfen. In dem Maße, wie wir dies verstehen, können wir es beweisen und können in überzeugender Weise demonstrieren, daß der Mensch seine gottverliehenen Fähigkeiten und Kräfte nicht durch einen Alterungsprozeß verliert. Und so gründete Mrs. Eddy, als sie bereits hoch in den Achtzigern war, die internationale Tageszeitung The Christian Science Monitor und gab genaue Anweisungen bezüglich der ersten Übersetzung von Wissenschaft und Gesundheit in eine andere Sprache.
Gottes Plan für die Gründung des Monitors und die Verbreitung der Lehren der Christlichen Wissenschaft durch die Übersetzungen ihrer Werke entfaltete sich Mrs. Eddy, weil sie auf Gottes Führung lauschte und das allwissende göttliche Gemüt demonstrierte. Wir alle spiegeln dasselbe göttliche Gemüt wider. Wir alle demonstrieren in gewissem Grade dieses Gemüt. Es ist das Gemüt, das auch in Christus Jesus war. Dieses Gemüt kennt weder Anfang noch Ende; es versagt niemals, wenn es völlig verstanden wird. Es ist unaufhörlich wirksam, und seine ununterbrochene Wirksamkeit und Tätigkeit kommt in der individuellen Idee Gottes, dem Menschen, immerdar zum Ausdruck.
Möge von uns, ebenso wie von Paulus, gesagt werden, daß wir „ein auserwähltes Rüstzeug“ Apg. 9:15. für Gottes heiligen Vorsatz sind. Wir leben, damit dieser Vorsatz klar zum Ausdruck kommen möge, und zu diesem Zweck müssen wir das falsche sterbliche Selbst mit seinen Begrenzungen, Schwächen und Leiden als unwirklich verneinen und uns unserer ewigen Gotteskindschaft, der Tatsache, daß wir das Kind des einen Vater-Mutter Gottes sind, bewußt werden und bleiben. „Meine Lieben, wir sind nun Gottes Kinder.“
