Christlich-wissenschaftliche Behandlung befaßt sich nur mit dem Denken. Dies wird häufig erwähnt, doch es kann nicht oft genug wiederholt werden, da es bei der Ausübung dieser Wissenschaft höchst wichtig ist, es zu verstehen.
Mrs. Eddy entdeckte die sterblich mentale Natur aller Materie, einschließlich des menschlichen Körpers. Sie erkannte, daß die Materie ein vergänglicher falscher Begriff von der Wirklichkeit ist, von dem vollkommenen, geistigen Universum, das von Gott, dem unendlichen Gemüt oder der göttlichen Liebe erschaffen ist. Ihr Heilungswerk bewies, daß alle Formen von Krankheit und Unfähigkeit nur Phasen dieses falschen mentalen Bildes sind. Sie sind verkörperte Bilder des beunruhigten sterblichen Denkens und müssen als solche behandelt werden. Mrs. Eddy klärt diesen Punkt mit der ihr eigenen Deutlichkeit. Sie schreibt: „Wenn wir die Krankheit dadurch beseitigen, daß wir uns an das beunruhigte Gemüt wenden und dem Körper keine Beachtung schenken, beweisen wir, daß der Gedanke allein das Leiden schafft.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 400; Weiter unten sagt sie: „Die Tätigkeit des sogenannten sterblichen Gemüts muß von dem göttlichen Gemüt zerstört werden, damit die Harmonie des Seins ans Licht gebracht werde.“
Bei der Behandlung scheint es manchmal sehr schwer zu sein, der Krankheit als einem illusorischen, mentalen Bild entgegenzutreten, wenn sie mit lauter Stimme in Form von Schmerzen oder Schwachheit Anspruch auf Wirklichkeit zu erheben scheint. Es wäre in der Tat ein hoffnungsloser Fall, wenn wir ihr nur mit psychologischen Waffen Widerstand leisten könnten. Aber Gott ist zu unserer Verteidigung auf dem Plan, und durch das Studium der Christlichen Wissenschaft können wir etwas über Sein Wesen lernen und wie wir Ihn durch wissenschaftliches Gebet erreichen können.
Die göttliche Wissenschaft offenbart Gott als das allumfassende Gemüt, die Substanz, das Leben und das Bewußtsein aller Schöpfung. Sie zieht den logischen Schluß, daß der wirkliche Mensch deshalb als geistige Idee in Gott leben und an Seiner vollkommenen Natur teilhaben muß. Der Mensch kann also nicht aus Materie aufgebaut sein. Er besteht aus vollkommenen, unzerstörbaren, göttlichen Qualitäten. Er ist die individualisierte Verkörperung all dessen, was Gemüt in sich schließt.
Daraus läßt sich leicht ersehen, daß im Bereich der Wirklichkeit materielle Zustände völlig unbekannt sind. Deshalb muß man bei der Behandlung die Wirkung, die sie scheinbar auf die Gesundheit und Harmonie ausüben, bekämpfen — nicht als eine körperliche Erscheinung, sondern als eine aggressive, mentale Suggestion — und ihre Machtlosigkeit beweisen.
Das Verständnis von der geistigen Einheit von Gott und dem Menschen ist ein kräftiges Reinigungsmittel im menschlichen Bewußtsein. Es löscht die Furcht aus, die der Unwissenheit über die Wahrheit entspringt, und reinigt das Denken von den störenden Charakterfehlern, wodurch sowohl der tieferliegende Grund für die Krankheit als auch dessen auf dem Körper hervorgebrachtes Bild beseitigt wird. Mrs. Eddy schreibt: „Um es mit dem Fall aufnehmen zu können, hat sich der Metaphysiker, der ohne Rücksicht auf die Materie Gemüt zur Grundlage seines Wirkens macht und der die Wahrheit und die Harmonie des Seins als dem Irrtum und der Disharmonie für überlegen erachtet, stark anstatt schwach gemacht; demgemäß stärkt er seinen Patienten mit dem Antrieb des Muts und der bewußten Kraft.“ S. 423;
Dieses Gefühl „bewußter Kraft“ ist bei einer Behandlung nicht immer plötzlich da. Oft muß es dadurch geweckt werden, daß man in seinem eigenen Denken Schlüsse zieht und argumentiert, bis dessen Qualität gehoben ist und die Wirklichkeit von der Allheit des Geistes klarer wird. Wir können dann mit Vertrauen davon abgehen, über bedrohliche körperliche Zustände nachzusinnen. Wir können sie sofort zurückweisen und uns mit unserer wirklichen Aufgabe beschäftigen, die darin besteht, uns über die unveränderliche Vollkommenheit des Menschen als der Widerspiegelung der göttlichen Liebe zu freuen. Wenn wir uns weigern, uns von dem scheinbaren Zustand des physischen Körpers — unseres eigenen oder unseres Patienten — hypnotisieren zu lassen, und statt dessen behaupten und klar erkennen, daß des Menschen wirkliche Verkörperung gottähnlicher Eigenschaften gegenwärtig ist, kann Gesundheit und Harmonie wiederhergestellt werden. Paulus war sich dieser wissenschaftlichen Einstellung klar bewußt, denn er schrieb: „[Wir sehen nicht] auf das Sichtbare, sondern auf das Unsichtbare. Denn was sichtbar ist, das ist zeitlich; was aber unsichtbar ist, das ist ewig.“ 2. Kor. 4:18;
Paulus war kein Jünger Christi Jesu, doch er hatte gelegentlich das unschätzbare Vorrecht, mit denen zusammenzukommen, die Christi Jesu Jünger waren. Sie hatten unmittelbar erlebt, wie er die materiellen Zustände meisterte. Der Meister hatte zu ihnen gesagt: „Der Geist ist's, der da lebendig macht; das Fleisch ist nichts nütze“ Joh. 6:63;, und die Schriften und die Heilarbeit des Apostels beweisen, daß er diese grundlegende Tatsache verstand.
Zusammenfassend können wir also sagen, daß keine Krankheit das ist, was sie zu sein scheint. Es hat vielleicht den Anschein, als sähen und fühlten wir sie, aber wir werden getäuscht. Die Krankheit ist in Wirklichkeit eine verkörperte Vorstellung des disharmonischen menschlichen Denkens — irgendeiner Art von Furcht, Unwissenheit oder Sünde —, und diese Störung wird zunichte gemacht, wenn wir uns von dem falschen Augenschein entschlossen abwenden und uns an die Wirklichkeit halten, daß der Mensch mit Gott eins ist. Mrs. Eddy drückt es klar aus: „Schau vom Körper hinweg und in Wahrheit und Liebe hinein, das Prinzip allen Glücks, aller Harmonie und Unsterblichkeit. Halte den Gedanken beständig auf das Dauernde, das Gute und das Wahre gerichtet, dann wirst du das Dauernde, das Gute und das Wahre in dem Verhältnis erleben, wie es deine Gedanken beschäftigt.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 261.
