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DIE BIBEL ALS ZUSAMMENHÄNGENDES GANZES

[Diese Artikelserie zeigt die stetige Entfaltung des Christus, der Wahrheit, die ganze Heilige Schrift hindurch.]

Esra und Nehemia

Aus der Dezember 1971-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Die beiden Bücher, die jetzt in der Lutherbibel als Esra und Nehemia bekannt sind, waren ursprünglich in einem Band zusammengefaßt, der kein bestimmtes Entstehungsdatum trug, aber wahrscheinlich um 350 v. Chr. oder später geschrieben worden ist. Es ist durchaus möglich, daß der Verfasser des Ersten und Zweiten Buches der Chronik, oft als Chronist bezeichnet, an der Herausgabe dieser beiden Bücher beteiligt gewesen ist.

Die Bücher Esra und Nehemia geben zusammen mit den Büchern der Chronik eine umfassende Geschichte Israels und seiner Traditionen. Nach Ansicht der Gelehrten liegt das Motiv des Chronisten nicht so sehr darin, eine genaue und ins einzelne gehende Aufzeichnung der menschlichen Geschichte zu geben, als vielmehr die Wichtigkeit der Fortdauer der monotheistischen Religion und Gottesanbetung des hebräischen Volkes herauszustellen.

Obwohl Esra und Nehemia bis zu einem gewissen Grade zusammengearbeitet haben mögen (siehe Nehemia 8), so wichen sie doch in ihrer individuellen Ausbildung und ihrem Lebenslauf erheblich voneinander ab. Esra war im wesentlichen ein Priester, dessen Name dem ersten Hauptteil dieses Buches gegeben wurde, während Nehemia Laie war, wahrscheinlich aus dem Geschlecht Juda. Das wenige, das über Esra bekannt ist, stammt aus den Schriften, die ihm selbst und Nehemia zugeschrieben werden.

Esra gehörte einer Familie Hoher Priester an und wurde genannt „ein Schriftgelehrter, kundig im Gesetz des Mose, das der Herr, der Gott Israels, gegeben hatte“ (Esra 7:6). Es ist sehr gut möglich, daß er die Memoiren oder Tagebücher zur Verfügung gestellt hat, die die Quellen für diesen Teil des Buches waren, denn Esra 7:27, 28; 8:1–32 und das 9. Kapitel sind in der ersten Person geschrieben. Andere Stellen erwähnen ihn in der dritten Person, was vielleicht auf eine Variante oder eine Zusammenfassung der Notizen des Priesters hindeutet.

Das Buch Esra, wie es heute besteht, setzt sich aus drei Teilen zusammen. Als erstes haben wir einen Bericht über die Rückkehr Scheschbazars, des „Fürsten Judas“ (1:8), und seiner Mitarbeiter aus der babylonischen Gefangenschaft nach Jerusalem. Als zweites kommt der Beginn der Arbeit — unter Serubabel, der manchmal mit Scheschbazar gleichgesetzt wird —, um die Proklamation Cyrus', des Königs von Persien, auszuführen, daß der Tempel der Juden in Jerusalem wieder aufgebaut werden sollte. Dies scheint sich über die Zeit von 538 bis 515 v. Chr. hingezogen zu haben. Der dritte Hauptteil, das 7. bis 10. Kapitel, berichtet von Esras Rückkehr nach Jerusalem und den Reformen, die er einleitete.

Das 4. Kapitel des Buches Esra bringt den Bericht über die fortgesetzte aufwieglerische Tätigkeit der „Widersacher Judas und Benjamins“ (Vers 1) und über ihren Widerstand gegen das Wiederaufbauprogramm, zu dem Haggai und Sacharja ihre Bemühungen beitrugen. Auf die dringende Forderung dieser Gegner (siehe Vers 7–16) um eine Untersuchung, die die Gültigkeit der königlichen Verordnung nachprüfen sollte, erhielten sie eine Bestätigung des ursprünglichen Befehls König Cyrus' (siehe 5:13), daß der Tempel wiederhergestellt werden sollte. Dieser Befehl wurde von Darius und Arthahsastha erneuert, so daß die Aufbauarbeiten vorangingen (siehe 6:14).

Es besteht kein Zweifel, daß Esra als eine der Hauptfiguren unter den Juden in Babel angesehen wurde, denn im 7. Kapitel (Vers 11–26) gibt Arthahsastha Esra, dem Führer der Juden im Exil, ein Schreiben, in dem er ihn anweist, mit all den Exiljuden, die ihn zu begleiten wünschten, nach Palästina zu gehen und Geschenke von großem Wert mitzunehmen. Das nächste Kapitel (8:21, 22) zeugt von Esras Rechtschaffenheit und seinem Glauben, daß Gott sie und ihre Schätze auf dieser Reise, die dem Unternehmen galt, „das Haus des Herrn in Jerusalem so herrlich“ zu machen (7:27), beschützen werde.

Nachdem Esra in Jerusalem eingetroffen war, den Priestern die Schätze übergeben und die erforderlichen Formalitäten erledigt hatte, wurde er von der weitverbreiteten Unsitte unter den Juden, in Nichtachtung des Gebots im Fünften Buch Mose 7:3, 4 mit Angehörigen der „Völker des Landes“ (9:1) Mischehen einzugehen, in Kenntnis gesetzt. Dem Schriftgelehrten fiel die unselige Pflicht zu, solche Verbindungen mit Götzenanbetern anzuprangern und die Trennung von ihnen zu erzwingen (siehe Esra, 9. und 10. Kapitel).

Das Buch Nehemia setzt die Geschichte fort, die im Ersten und Zweiten Buch der Chronik und im Buch Esra begonnen wurde.

Nehemia spricht von Jerusalem als der Stadt seiner Väter (2:5). Er wurde beim persischen König Arthahsastha Mundschenk, eine Position von erheblicher Bedeutung, denn durch sie kam er in direkten Kontakt mit dem Monarchen in dessen Palast in Susa. Als Nehemia von seinem Bruder Hanani, der gerade aus Jerusalem gekommen war, von den schwierigen Verhältnissen in der Stadt hörte — sie war in „großem Unglück und in Schmach“ (1:3) —, war er tief betrübt, und nachdem er eine Zeitlang gefastet und gebetet hatte, wandte er sich an seinen königlichen Herrn um Unterstützung.

Von den Bitten seines Mundschenken beeindruckt, gab ihm der König Erlaubnis, nach Jerusalem zu reisen und die notwendigen Arbeiten zum Wiederaufbau der Stadt in die Hand zu nehmen. Anscheinend ernannte er ihn zum Statthalter von Juda und versicherte ihm, daß er alles Material erhalten würde, das bei der vorgesehenen Arbeit für den Bau und Wiederaufbau gebraucht würde (siehe Neh. 2:8).

Bei seiner Ankunft in Jerusalem im Jahre 445 v. Chr. fand Nehemia reichliche Beweise für die bedauernswerten Zustände vor, von denen sein Bruder und dessen Gefährten ihm berichtet hatten. Innerhalb von drei Tagen prüfte er persönlich die Lage; er tat das geheim, im Schutz der Dunkelheit und nur von einigen wenigen vertrauenswürdigen Männern begleitet. Er fand die Mauern tatsächlich in Trümmern und die Tore vom Feuer verzehrt (siehe 2:11–16).

Kaum hatte Nehemia die Hauptstadt erreicht, als er schon von den hauptsächlichen Problemen hörte, mit denen er zu tun haben würde — Skepsis, Haß und Mißgunst. Sanballat, der Horoniter (ein Samariter), Tobia, der Ammoniter, und andere, die schon seit langem die Bemühungen der jüdischen Gemeinde bekämpft und verspottet hatten, waren zu ihrem größten Verdruß vom Kommen Nehemias in Kenntnis gesetzt worden (siehe Vers 9, 10).

Nehemia war sich jetzt der Opposition völlig bewußt, die ihm und seinen Landsleuten entgegentrat; er ging tapfer und rührig an die Arbeit und erklärte dabei: „Der Gott des Himmels wird es uns gelingen lassen; denn wir, seine Knechte, haben uns aufgemacht und bauen wieder auf“ (Vers 20). Das war in der Tat der Fall, denn „das Volk gewann neuen Mut zu arbeiten“ (3:38), und es arbeitete mit Eifer, praktisch Tag und Nacht. Die Männer waren ununterbrochen dabei, in erstaunlich geschickter und disziplinierter Art und Weise die Mauern wieder aufzubauen (siehe 3. Kapitel); sie waren auf der Hut und hatten Waffen zur Hand, um jeden Angriff der Samariter oder anderer Feinde abzuwehren (siehe 4:11, 12). Schließlich waren die Mauern Jerusalems wiederhergestellt, und zwar in der fast unglaublich kurzen Zeit von 52 Tagen (siehe 6:15) — ein bleibendes Denkmal für die Führerschaft, den Mut und die Ausdauer Nehemias trotz Verspottung, List und offener Angriffe seitens seiner Feinde. Einer von ihnen, Tobia — um es mit Nehemias Worten zu sagen —, „sandte. .. Briefe, um mich abzuschrecken“ (Vers 19); aber Furcht konnte ihn nicht entmutigen, denn — wie er berichtete — selbst „sie merkten, daß dies Werk von Gott war“ (Vers 16).

Im 7. Kapitel folgt der Feststellung, daß Nehemia seinen Bruder Hanani und den treuen Hananja in verantwortliche Stellen in Jerusalem einsetzte (siehe Vers 2), eine Liste mit den Namen derjenigen, die aus der Gefangenschaft zurückgekehrt waren.

Im 8.–10. Kapitel wird berichtet, wie das Gesetz durch Esra vorgelesen und von der versammelten Gemeinde bestätigt wird. Ob nun diese Kapitel, in denen von Esra die Rede ist, zu Recht oder Unrecht an die Stelle gesetzt wurden, die von dem Höhepunkt des Werkes Nehemias handelt, enthalten sie doch eine wichtige Botschaft. Sie sind eine Bestätigung, daß die Bibel das Buch des Volkes ist; sie bezeichnen den Anfang des modernen Judentums und die Wiedereinführung des hebräischen Gesetzes.

Nach einem Besuch oder Aufenthalt am Hofe des persischen Königs kehrte Nehemia wieder nach Jerusalem zurück. Das 13. Kapitel berichtet von zahllosen Reformen, deren Einführung er zur Unterstuhtzung des geliebten Tempels für notwendig hielt.

Die abschließenden Worte dieses Buches sind für diesen fähigen Führer und Patrioten kennzeichnend: „Gedenke mir's, mein Gott, zum Besten!“


Herr, du bist's allein,
du hast gemacht den Himmel
und aller Himmel
Himmel mit ihrem ganzen Heer,
die Erde
und alles, was darauf ist,
die Meere
und alles, was darinnen ist;
du machst alles lebendig.

Nehemia 9:6

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