Wenn ein Land sich von einem einfachen landwirtschaftlichen Gemeinwesen zu einer hoch organisierten Gesellschaft entwickelt, zieht ein beträchtlicher Teil der Bevölkerung vom Land in die Stadt. Dies hat die Industrieländer der Welt vor akute Probleme gestellt. Die Probleme sind nicht auf einen einzelnen Kontinent beschränkt, sondern erstrecken sich über die ganze Erde. Jede der drei größten Städte der Welt, Tokio, London und New York, befindet sich auf einem anderen Kontinent.
Die Christlichen Wissenschafter sind an den Problemen des Gemeinwesens, in dem sie leben, sehr interessiert und müssen es auch sein. In der Tat, Mary Baker Eddy, die Entdeckerin und Gründerin der Christlichen WissenschaftChristian Science; sprich: kr’istjən s’aiəns., erwartete von ihren Nachfolgern, daß sie täglich für die ganze Menschheit beten. Weil sie eine praktische Religion haben, ist es natürlich ihr Wunsch, daß die Ausübung ihrer Religion auch diesen Problemen zugute kommt.
Viele der kleineren Probleme können von dem einzelnen angepackt werden. Wollen wir diese zuerst betrachten.
Eine negative Einstellung, die sich aus dem Leben in übervölkerten Städten ergibt, ist die Tendenz zur Geringschätzung der Menschen. Für den Geschäftsmann, der von einem überfüllten Vorortzug zu seinem Büro eilt, sind die Männer und Frauen, die sich auf den Bürgersteigen drängen, keine individuellen Menschen mehr, sie werden einfach zu einer Menge, die ihm den Weg versperrt. Für den Autofahrer, der sich den Weg durch verstopfte Straßen bahnt, können die Autos auf der Straße nichts weiter sein als eine weitere Verkehrsstockung; er kann leicht vergessen, daß die Autofahrer individuelle Menschen wie er selbst sind. Bei einer Verkehrsbefragung wurde festgestellt, daß nicht ein einziger der befragten Autofahrer sich selbst als die Ursache einer Verkehrsstockung ansah; er schob die Schuld immer dem Mann vor ihm zu.
Solche Probleme sind den Stadtbewohnern vertraut. Worin besteht die Lösung?
Christus Jesus gab jedem einzelnen von ihnen die Antwort mit diesen Worten: „Ein neu Gebot gebe ich euch, daß ihr euch untereinander liebet, wie ich euch geliebt habe, damit auch ihr einander lieb habet.“ Joh. 13:34;
Mit der Befolgung dieses Gebots werden die endlosen kleinen Reibungen eines Lebens in übervölkerten Städten zu endlosen Gelegenheiten für kleine Aufmerksamkeiten und Gefälligkeiten. Das bedeutet, die göttliche Liebe im täglichen Leben zu bekunden und es nicht bei einem Schwall von Worten bewenden zu lassen. Eine gute Veranschaulichung von Zusammenarbeit ist das Spiel eines großen Orchesters. Die Musiker arbeiten in engerem Kontakt mit ihren Nachbarn als beinahe jeder andere Arbeiter. Wenn Egoismus dem Wunsch untergeordnet wird, im Gleichklang miteinander zu arbeiten und dem Stab des Dirigenten zu folgen, ist das Ergebnis Harmonie.
Wie verhält es sich mit den größeren Problemen?
Die Errichtung von Bürohäusern in Ballungszentren hat die Grundstückspreise in die Höhe getrieben, bis zu einem Punkt, wo nur noch die sehr Reichen sich ein schönes Heim in der Stadt leisten können. Familien mit mittleren Einkommen sind in die Vororte gezogen, um ein Zuhause zu finden, das sie sich erlauben können. In fast allen Großstädten gibt es düstere Elendsviertel, wo die Armen zusammengepfercht in alten, baufälligen Häusern wohnen. Es gibt auch Stadtteile, wo Angehörige der gleichen Rasse sich angesiedelt haben. Diese Zustände haben die Gegensätze zwischen Reichen und Armen und zwischen Weißen und Schwarzen unterstrichen und vergrößert. Die daraus resultierenden Spannungen, die manchmal durch bewußte Aufwiegelung entflammt werden, bedürfen großer Liebe, um geheilt zu werden.
Es gibt wenige Menschen, die ausreichende Mittel besitzen, um direkte finanzielle Beiträge zur Lösung dieser Probleme zu leisten. Einige dieser wenigen haben Häuser billig gebaut, um für Bewohner der Elendsviertel neuen Wohnraum zu schaffen. Wenn aber nur wenige imstande sind, das auf eigene Kosten zu tun, dann sind doch viele dazu in der Lage, öffentliche Projekte für besseres Wohnen zu unterstützen. Und alle können ihre Mitmenschen ungeachtet der Hautfarbe, Rasse oder Glaubensrichtung lieben.
Wenn Vorurteil und Widerstreben im Denken tief verwurzelt sind, dann bedarf es manchmal überlegter und beharrlicher Anstrengungen, um in dieser Weise zu lieben. Oft sind viele gebeterfüllte Bemühungen vonnöten, um diejenigen zu lieben, zu denen wir uns aufgrund einer sehr verschiedenen kulturellen und rassischen Herkunft nicht von Natur aus hingezogen fühlen.
Hier weist die Christliche Wissenschaft den Weg zu einer Lösung und hilft uns, dem Befehl unseres Meisters, unseren Nächsten zu lieben, Folge zu leisten. Mrs. Eddy erinnert uns beständig an die Notwendigkeit zu lieben und zeigt uns, wie wir lieben sollen. Sie schreibt beispielsweise in Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift: „Mit einem Vater, nämlich Gott, würde die ganze Familie der Menschen Brüder werden; und mit einem Gemüt, und zwar Gott oder dem Guten, würde die Brüderschaft der Menschen aus Liebe und Wahrheit bestehen und Einheit des Prinzips und geistige Macht besitzen, die die göttliche Wissenschaft ausmachen.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 469, 470;
Zu den Problemen, denen der Stadtbewohner gegenübersteht, zählen Lärm, hastige Geschäftigkeit und das Gedränge durch Verkehr und Menschenmassen. Die meisten Stadtbewohner sehnen sich zuweilen nach den grünen Auen und frischen Wassern, von denen der Psalmist sang.
Die Berichte in den Evangelien beschreiben das Leben Jesu und zeigen, daß seine Lebensweise auch Zeiten der Ruhe und des Friedens in stiller Einsamkeit in der Wüste oder auf einem Berge einschloß. Es waren Zeiten der Erquickung durch Gebet. Dann kehrte er zu der Menge zurück und heilte sie.
Es ist klar, Zeiten der Ruhe und Stille, im Garten sein zu können oder im Gras, durch das Laub und unter den Bäumen umherzugehen sind berechtigte menschliche Freuden. Wer in der Stadt lebt und wer dazu in der Lage ist, flieht von Zeit zu Zeit bewußt aufs Land oder an die See. Für viele ist das nicht möglich. Städteplaner und Architekten erkennen dieses Bedürfnis und schenken in ihrer künstlerischen Gestaltung der Schönheit, der Aufgelockertheit und Anmut besondere Aufmerksamkeit. Eine derartige Gestaltung vermittelt denen, die vorübergehen, und denen, die verweilen, ein Gefühl der Ruhe.
Die Gestaltung des Kirchenzentrums der Christlichen Wissenschaft in Boston ist ein hervorragendes Beispiel für eine solche Planung. Aber es ist weit mehr als das. Jedes Büro in diesen neuen Gebäuden wird für einen nützlichen Zweck bestimmt sein, und dieser Zweck besteht darin, der ganzen Menschheit zu dienen. Es ist die Mission Der Mutterkirche, die heilende Botschaft des Christus — der Wahrheit — den Leidenden, den Kranken, den Einsamen und denen, die sich nicht geliebt fühlen, überall in der Welt zu bringen.
Diese heilende Botschaft wurde Mrs. Eddy offenbart und von ihr auf den Seiten des Lehrbuchs Wissenschaft und Gesundheit niedergeschrieben. In ihrem Wunsch, diese Offenbarung mit möglichst vielen zu teilen, gründete sie jede der christlich-wissenschaftlichen Zeitschriften und schließlich den Christian Science Monitor. Diese Veröffentlichungen gehen in einem gewaltigen Strom von der Christlich-Wissenschaftlichen Verlagsgesellschaft aus und symbolisieren das Wirken Der Mutterkirche.
In großen Städten der ganzen englischsprachigen Welt und in vielen anderen Ländern befinden sich Lesezimmer der Christlichen Wissenschaft, die ihre Türen weit geöffnet haben, um den Fremden einzuladen, von diesen lebendigen Wassern zu trinken. Diese Lesezimmer können wie Oasen in der Wüste sein. Sie bringen grüne Auen und stille Wasser mitten in die Stadt. Sie sind Orte der Ruhe und Erquickung, Orte des Gebets und der Besinnung. Hier wird das Denken von der hastigen Geschäftigkeit und dem Druck der Stadt zu wunderbaren Ausblicken auf das ruhevolle Universum der Liebe erhoben.
Dieses ruhevolle Universum wird von Johannes in der Offenbarung beschrieben und durch eine Stadt versinnbildlicht, eine Stadt Gottes, eine viereckige Stadt. Gott ist das Licht dieser himmlischen Stadt, und es gibt dort keine Nacht. Diese Stadt ist keine ferne Vision. Sie ist das Himmelreich inwendig in einem jeden von uns. Sie ist Heim und Harmonie.
Mrs. Eddy erklärt, was die vier Seiten der Stadt bedeuten. Sie schreibt: „Die vier Seiten unserer Stadt sind das Wort, der Christus, das Christentum und die göttliche Wissenschaft.“ S. 575;
Diese vier Seiten zeigen, wie wir das Verständnis von dieser himmlischen Stadt erlangen und uns ihres Friedens erfreuen können. Wir müssen uns aller vier Möglichkeiten bedienen. Erstens, das Wort kann in dem Verhältnis direkt zu einem jeden von uns kommen, wie wir auf das göttliche Gemüt um Führung und Inspiration lauschen. Zweitens, es kann durch das Studium der Lehren und Werke Christi Jesu gewonnen werden und dadurch, daß wir das Christentum in die Tat umsetzen und dem neuen Gebot, das er uns gab, Gehorsam leisten. Drittens, wir können das Kreuz auf uns nehmen, wie der Meister es uns gezeigt hat. Wir können dem Fremden und Müden die Hand entgegenstrecken. Schließlich können wir die göttliche Wissenschaft oder Christliche Wissenschaft und ihre endgültige Offenbarung der geistigen Gesetze, die Jesus betätigte, und der Regeln, die wir benötigen, um uns selbst und andere zu heilen, erlernen und anwenden.
Auf diese Weise helfen wir, den Weg für uns selbst und für alle zu öffnen, um die himmlische Stadt in uns, eine Stadt, die schön ist, eine Stadt der Ruhe, zu finden. Mit den Worten aus der Offenbarung: „Das sagt der Heilige, der Wahrhaftige, der da hat den Schlüssel Davids, der auftut, und niemand schließt zu, der zuschließt, und niemand tut auf: Ich weiß deine Werke. Siehe, ich habe vor dir gegeben eine offene Tür, und niemand kann sie zuschließen.“ Offenb. 3:7, 8.
Siehe, ich komme bald
und mein Lohn mit mir,
zu geben einem jeglichen, wie seine Werke sind.
Offenbarung 22:12