Aus ihrer eigenen reichen Erfahrung heraus lehrt unsere Führerin Mary Baker Eddy, daß rechte Beharrlichkeit ein Teil der mentalen Einstellung sein muß, die für Erfolg in der Arbeit des christlich-wissenschaftlichen Heilens vonnöten ist. In Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift schreibt sie: „Wenn du den Gedanken über den Irrtum oder die Krankheit erhebst und beharrlich für die Wahrheit streitest, zerstörst du den Irrtum.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 400; Daß getreuliches Beharren bei unseren besten Bemühungen — mögen sie auch noch so bescheiden sein — den ersehnten Erfolg hat, wurde bereits im Altertum erkannt. Dies zeigt unsere Überschrift, ein Ausspruch Ovids, des römischen Dichters, der ein Zeitgenosse Christi Jesu war. Dieses Epigramm „Wassertropfen höhlen den Stein aus“ wurde Jahrhunderte später in unserer heutigen Fassung volkstümlich: „Steter Tropfen höhlt den Stein“ — nicht durch Kraftanstrengung, sondern durch stetiges Tropfen.
Der Christliche Wissenschafter, der es mit einem hartnäckigen Problem zu tun hat, kann aus Mrs. Eddys aufrüttelnder Erklärung frische Inspiration zum beharrlichen Durchhalten gewinnen: „ ‚Schaffet, daß ihr selig werdet‘, ist die Forderung von Leben und Liebe, denn zu diesem Zweck arbeitet Gott mit euch. ‚Handelt, bis daß ich wiederkomme!‘ Wartet auf euern Lohn und ‚laßt's euch nicht verdrießen, das Gute zu tun‘. Wenn ihr in euern Bestrebungen von schrecklicher Übermacht bedrängt werdet und keinen augenblicklichen Lohn empfangt, geht nicht zurück zum Irrtum und werdet auch nicht säumig im Wettlauf.
Wenn der Dampf der Schlacht sich zerteilt, werdet ihr das Gute erkennen, da ihr getan habt, und empfangen, was ihr verdient.“ S. 22;
Ein Christlicher Wissenschafter, der dazu neigt, allzu rasch den Schluß zu ziehen, daß sein Verständnis nicht ausreiche, um eine bestimmte Schwierigkeit zu überwinden, und versucht ist aufzugeben, sollte sich die Frage vorlegen, ob er jemals einen Steinmetz gesehen hat, der entmutigt gewesen wäre, weil der Steinblock, den er spalten will, nicht gleich nach den ersten Hammerschlägen auseinanderfällt. Er arbeitet vielmehr weiter, bis er den Stein gespalten hat.
Solch ein Christlicher Wissenschafter sollte sich auch fragen: „Wie hingebungsvoll, wie aufrichtig und überzeugt habe ich mein Verständnis der Wahrheit eigentlich angewandt? Und wie furchtlos?“ Er sollte sich auch vergegenwärtigen, daß, gerade wie ein einzelner Tautropfen das Licht und den Glanz der Sonne widerspiegelt, eine echte christlich-wissenschaftliche Behandlung die allmächtige Kraft des Christus, der Wahrheit, auf Irrtum jeder Art zur Anwendung bringen kann — eine Vergegenwärtigung, die einer beharrlichen, inspirierten Wiederholung wert ist.
Aber ein umfassend wirksames Ausströmen der sich siegreich durchsetzenden Macht des göttlichen Gemüts kann nur von einem Bewußtsein herrühren, das von der weltlichen, irrigen Auffassung von der Wirklichkeit, von Substanz und Leben geläutert und mit dem Geist des Christus erfüllt ist, mit dem geistigen Verständnis von der allwissenden göttlichen Liebe. Unsere beharrliche, getreue wissenschaftliche Arbeit sollte daher mit dem hingebungsvollen Bemühen beginnen, unseren eigenen Charakter von allen materialistischen Zügen zu reinigen, wie dem alten, unangebrachten Vertrauen auf die Zusicherungen des materiellen Sinnes, der Furcht vor seinen Drohungen und dem Glauben an gewisse ererbte oder erworbene Eigenschaften und Impulse — von allem, was unserem wahren, gottgegebenen Charakter entgegengesetzt ist, möge es auch als zu uns gehörig erscheinen.
Wir werden auf diese Weise auch die falsche, materielle Auffassung von unseren Mitmenschen hinter uns lassen, eine Auffassung, die auf die eine oder andere Art die Harmonie in unseren menschlichen Beziehungen zu stören sucht. Das Ergebnis dieser Selbstläuterung wird ein umfassender geistiger Schritt vorwärts zu einem klareren Verständnis hin sein, zu einer wirkungsvolleren Anwendung der Wahrheit des Seins. Wieder mit den Worten unserer Führerin Mrs. Eddy: „Das sterbliche Gemüt, durch das Wahrheit am lebendigsten zutage tritt, ist dasjenige, das viel Materialität, viel Irrtum, verloren hat, um eine bessere Transparenz für Wahrheit zu werden. Wie eine Wolke, die sich in leichten Dunst auflöst, verbirgt es dann nicht länger die Sonne.“ S. 295;
Die beharrliche Bejahung der Wahrheit, wie sie von einem sich immer mehr vergeistigenden Bewußtsein verstanden und empfunden wird, wird sicherlich über alle anhaltenden, entmutigenden Suggestionen des Bösen siegen und so scheinbar hartnäckige Probleme heilen, welcher Art sie auch sein mögen. Ob die Heilung nun rasch erfolgt oder schrittweise vollbracht wird, sie kommt ganz bestimmt, wenn wir nicht nachlassen in unserer immer von neuem inspirierten geistigen Behauptung der alleinigen Wirklichkeit des Christus, der Wahrheit — des endgültigen Wortes, des göttlichen Siegels der Güte und unantastbaren Vollkommenheit des Lebens und seiner Offenbarwerdung.
Was uns inspiriert, in eine immer reinere Geistigkeit hineinzuwachsen und so unsere Fähigkeit zu steigern, uns und andere schneller zu heilen, ist das Leben und das heilende Wirken Christi Jesu. Der Meister brauchte indessen nicht erst wie wir in das hohe geistige Format hineinzuwachsen, wo man augenblicklich heilen kann, denn der Christus war sein wahrer Charakter, seine göttliche Natur von seiner Geburt an. Daher besaß er ein angeborenes Verständnis von Gott als Geist, dem einen vollkommenen, immer wirkenden, alles erschaffenden Gemüt oder der göttlichen Liebe, dem universalen, unfehlbaren Urquell und Geber des Lebens — von allem Guten und von nichts anderem. Und so wußte er ganz natürlich, daß der Mensch in Wirklichkeit nicht ein Sterblicher ist, der krank oder gesund, gut oder böse, jung oder alt ist, sondern Gottes geistige, nie alternde, vollkommene, individuelle Idee oder Widerspiegelung. Da er dieses ihm angeborene Verständnis besaß, heilte der Meister Krankheit, moralischen Irrtum und sogar den Tod augenblicklich. Und er erklärte ausdrücklich, daß diejenigen, die ihm folgten, die aufrichtig wünschten und daran arbeiteten, sich seinem Charakter anzugleichen, imstande sein würden, dasselbe zu tun.
In dem Verhältnis, wie wir die Wissenschaft von des Meisters Geburt, seinem Leben und seinen Lehren, wie sie in der Christlichen Wissenschaft offenbart wird, verstehen und uns von diesem Verständnis leiten lassen, indem wir unseren Charakter und unsere ganze Anschauung vom Leben, vom Gemüt und vom Menschen — ja von der ganzen Wirklichkeit — vergeistigen, in dem Verhältnis wird unsere Arbeit in der Christlichen Wissenschaft so wirksam werden, daß auch wir imstande sind, schnell zu heilen und damit des Meisters Erklärung zu beweisen: „Wer mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben“ Joh. 8:12; und: „Ich bin das Brot des Lebens. Wer zu mir kommt, den wird nicht hungern; und wer an mich glaubt, den wird nimmermehr dürsten.“ 6:35;
Aufgrund seiner eigenen mühevollen Anstrengungen als Überbringer der Christus-Botschaft an die heidnische Welt in Kleinasien und Griechenland kannte der Apostel Paulus sowohl die Art der Hindernisse, die er zu überwinden hatte, als auch das Maß an Standhaftigkeit, das die Mühsale seiner Mission von ihm forderten. Und doch war er durch seine Erfahrung imstande, die Christen in Galatien zu ermutigen: „Lasset uns aber Gutes tun und nicht müde werden; denn zu seiner Zeit werden wir auch ernten, wenn wir nicht ablassen.“ Gal. 6:9.