Da waren einmal in einer Sonntagsschulklasse vier ungezogene Jungen. Jeden Sonntag kauten sie Kaugummi, boxten sich, warfen Bücher und Bleistifte umher, stießen gegen die Stühle und widersprachen der Lehrerin. Sie achteten nicht auf das, was die Lehrerin sagte. Und sie waren nicht daran interessiert, selbst etwas zu sagen, es sei denn, sie wollten über das Fernsehen sprechen oder sich über die Lehrerin lustig machen!
Woche für Woche bemühte sich die Lehrerin, mit den Jungen fertig zu werden und sie dafür zu interessieren, etwas über Gott zu lernen. Sie versuchte es mit biblischen Geschichten. Sie kannten sie alle. Sie versuchte es mit Geschichten aus dem heutigen Leben. Sie glaubten ihr nicht. Manchmal wurden die Jungen so frech, daß die Vorsteherin einen von ihnen aus der Klasse herausnehmen mußte. Einmal war die Lehrerin so verzweifelt, daß sie einen der Jungen über ihr Knie legen und verprügeln wollte. Zum Glück klingelte es gerade!
„Was sind das für Eltern, die es zulassen, daß ihre Kinder so grob, so starrköpfig, so frech sind!“ sagte die Lehrerin aufgebracht. „Ich werde mit den Eltern sprechen.“
Also sprach die Lehrerin mit den Eltern. Eine Mutter sagte: „Ich weiß! Man kann unmöglich mit Georg fertig werden. Ich hoffte, Sie würden etwas mit ihm anfangen können.“
„Ich kann nicht verstehen, warum Tom sich so aufführt“, sagte eine andere. „Zu Hause sagt er nie ein Wort. Er ist still wie eine Maus.“
Mit den Eltern zu sprechen brachte offensichtlich keine Lösung des Problems. Dann kam die Lehrerin auf die Idee, mit den wirklichen Eltern dieser Kinder zu sprechen. So begann sie schließlich zu beten: „Gott, du bist ihr Vater und ihre Mutter. Sag mir, was ich über sie wissen muß. Was muß geheilt werden?“
Es wurde ihr klar, daß es vor allem nicht die Jungen waren, die geheilt werden müßten, sondern ihr Denken über sie. Sie hatte geglaubt, daß Gottes Kinder, Seine freudigen, aufrichtigen, liebevollen, vollständigen Ideen, zweifellos auch rebellisch und nervös sein konnten. Sie hatte geglaubt, daß solch ein flegelhaftes Betragen irgendeine Ursache haben müßte — Umwelt, Eifersucht oder Unsicherheit in gefühlsmäßiger Hinsicht.
In dem Buch Wissenschaft und Gesundheit von Mary Baker Eddy fand die Lehrerin ihre Antwort: „In der Wissenschaft sind wir die Kinder Gottes; was aber vom materiellen Sinn stammt oder was sterblich ist, gehört nicht zu Seinen Kindern, denn Materialität ist das umgekehrte Bild der Geistigkeit.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 572; Sie war Zeuge des umgekehrten Bildes der Geistigkeit gewesen. Sie hatte das Umgekehrte als wahr angenommen und versucht, mit dem Irrtum als einer Wirklichkeit fertig zu werden. Sie hatte versucht, ungezogene Jungen zu guten Jungen zu machen; aber wie es im Licht der Lehren der Christlichen Wissenschaft gesehen wird, waren die Jungen bereits gut, weil sie bereits Gott angehörten. Ihr Denken über sie mußte von der falschen Vorstellung befreit werden!
„Wenn diese Jungen Schnupfen oder eine belegte Zunge gehabt hätten, hätte ich sie niemals verurteilt; ich hätte sie mit mehr Liebe umgeben“, dachte die Lehrerin. „Warum sollte ich anders reagieren, nur weil das Problem auf dem Gebiet des Betragens liegt und es sich nicht um den Körper handelt? Mrs. Eddy sagt: ‚Gottes schon erschaffene Kinder werden nur in dem Maße erkannt, wie der Mensch die Wahrheit des Seins versteht.‘ S. 69; Meine Aufgabe ist, die Wahrheit des Seins zu finden und sie zu lieben.“
Als sich die Lehrerin die Wahrheit über ihre Schüler klarzumachen begann, sahen auch sie, daß die Sonntagsschule interessant war. Sie hielten ihre Füße still. Keiner brauchte daran erinnert zu werden, den Kaugummi nicht mit in die Klasse zu bringen. Die Hände waren eifrig damit beschäftigt, ausgewähte Stellen in der Bibel aufzuschlagen. Großtuerisches Reden wurde durch intelligentes Fragen verhindert. Die Jungen konnten einfach dem wunderbaren Gefühl von Liebe, das von der Lehrerin auf sie überströmte, nicht widerstehen.
Die Schöpfung Gottes und Seine Kinder als Sein Bild und Gleichnis zu sehen, heißt, sie zu lieben. Offensichtlich ist es das, was Christus Jesus tat, denn er liebte Menschen aller Art, ganz gleich, was für Charakterzüge sie zeigten. Er sagte: „Lasset die Kinder und wehret ihnen nicht, zu mir zu kommen; denn solcher ist das Himmelreich.“ Matth. 19:14;
Die Lehrerin erlebte immer wieder, wie wahr Mrs. Eddys Worte sind: „Liebe zu Gott und dem Menschen ist der wahre Ansporn zum Heilen wie zum Lehren.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 454. Die Jungen reagierten im Verhältnis zu ihrer Liebe für sie als die Kinder Gottes. Als sie sie mit dem Guten gleichsetzte und die unharmonischen Suggestionen von sich wies, sah sie die Jungen in einem neuen Licht, und es herrschte Harmonie.
„Was tun Sie in Ihrer Sonntagsschulklasse? Georg ist wie umgewandelt“, sagte eine der Mütter, als sie der Lehrerin eines Sonntags begegnete.
„Ich glaube, wir haben die Christliche Wissenschaft einfach in die Praxis umgesetzt“, antwortete die Lehrerin. „Das ist schließlich der Zweck der Sonntagsschule, nicht wahr?“