Das Echo gibt den Schall, der den Berg erreicht, wieder und trägt ihn dadurch weiter. Dieser Vorgang entbehrt der Intelligenz, des Urteilsvermögens, der Klugheit oder des Gefühls für die Notwendigkeit, etwas zu schützen, denn er erfolgt ohne jedes Denken. Wenn die äußere Form des Berges ein Echo verhindert, erstirbt der Schall.
Gleicht unsere gegenwärtige mentale und geistige Verfassung einem nicht-denkenden Resonanzboden, der gedankenlos alle Töne, die ihn erreichen, wiedergibt und sie dadurch weiterträgt? Oder stehen wir bewußt unter der ununterbrochenen, wachsamen Herrschaft der göttlichen Liebe, oder Gottes, der das einzige Gemüt ist? Jeder von uns muß diese Frage sich selbst und für sich selbst beantworten und sich dann, wenn nötig, mit Bedacht der Herrschaft und Zucht des göttlichen Gemüts unterwerfen, die uns davor bewahren wird, unbewußt oder auf andere Weise zum Werkzeug des Irrtums zu werden, indem wir alles weitertragen, was uns an Neuigkeiten, Informationen oder Geschwätz erreicht.
Jakobus erkannte, welche schrecklichen Folgen sich aus dem unverantwortlichen Gebrauch der Zunge ergeben können, denn er sagte warnend zu seinen Nachfolgern: „Wenn wir den Pferden den Zaum ins Maul legen, daß sie uns gehorchen, so lenken wir ihren ganzen Leib.. . So ist auch die Zunge ein kleines Glied und richtet große Dinge an. Siehe, ein kleines Feuer, welch einen Wald zündet's an!“ Jak. 3:3, 5;
Wir tun gut daran zu bedenken, daß sich unser aller Leben vor dem Hintergrund des allgemeinen menschlichen Denkens abspielt, das von den Befürchtungen und Hoffnungen, der Selbstsucht und den materialistischen Ambitionen der Sterblichen mit ihren Neigungen, Abneigungen und Vorurteilen des persönlichen Sinnes durchdrungen ist. Stimmen wir mit diesen Kundwerdungen des fleischlichen Gemüts überein und helfen dadurch, sie weiterzutragen? Unsere weise Führerin Mary Baker Eddy sagt in ihrer Botschaft an Die Mutterkirche für das Jahr 1896 warnend zu ihren Nachfolgern: „Die meisten Menschen verurteilen Böses-Tun und Böses-Reden, und doch ist nichts so im Umlauf, nicht einmal Gold.“ Vermischte Schriften, S. 126;
Man würde nicht, wie ein Echo, gedankenlos wiederholen, was man hört oder wessen man sich durch geheime Suggestion bewußt wird, ohne eine gewisse Bereitwilligkeit, wenigstens einen Teil davon zu akzeptieren. Diese Neigung, mit dem Irrtum einen Kompromiß zu schließen, wie auch immer er uns erreicht haben mag, anstatt ihn zu erkennen und ihm bewußt zu widerstehen, läßt die Tür unserer Gedanken unvorsichtigerweise offenstehen, so daß die Suggestionen und beiläufigen Gerüchte des materiellen Sinnes eindringen und die traurigen Folgen einer solchen Unvorsichtigkeit für den einzelnen und die menschliche Gesellschaft ihren Lauf nehmen können.
Der Christus, die Wahrheit, allein hat das Recht, zum menschlichen Bewußtsein zu sprechen. Er spricht stets von der alleinigen Wirklichkeit des Geistes, Gottes, und von dem Menschen als Seiner vollkommenen Kundwerdung. Wir können nicht erfolgreich an seiner geistigen Botschaft festhalten, wenn wir nur solche Gerüchte und Einflüsterungen verneinen, die uns gerade einmal nicht gefallen, einige andere aber annehmen, die in irgendeiner Weise unserer persönlichen Vorliebe oder Voreingenommenheit zu entsprechen scheinen.
Wenn wir uns in der einen oder anderen Weise eines Irrtums bewußt werden, der in der Verkleidung unseres eigenen Denkens zu uns kommt, müssen wir ihn für uns selbst und für andere leugnen und dürfen nicht seinen Wirkungsbereich durch gedankenloses Wiedergeben vergrößern. Mrs. Eddy beschreibt die Gefahren, die ein unwachsames Akzeptieren von etwas, was man nur vom Hörensagen weiß, für den Betreffenden mit sich bringen könnte, wenn sie sagt: „Wenn wir im allgemeinen Strom des sterblichen Denkens treiben, ohne die Verläßlichkeit seiner Schlußfolgerungen in Frage zu stellen, tun wir, was andere tun, glauben, was andere glauben, und sagen, was andere sagen. Allgemeine Zustimmung ist ansteckend und macht Krankheiten übertragbar.“ S. 228; Und es macht Geschwätz übertragbar.
Mrs. Eddy macht das vollständige Heilmittel in Wissenschaft und Gesundheit klar, indem sie auf die Wirkung hindeutet, die diese Arbeitsweise des Irrtums auf unsere Gesundheit hat: „Steh Wache an der Tür des Gedankens. Wenn du nur solche Schlüsse zugibst, wie du sie in körperlichen Resultaten verwirklicht zu sehen wünschst, dann wirst du dich harmonisch regieren. Ist die Bedingung vorhanden, die deiner Meinung nach Krankheit herbeiführt, sei es Luft, Anstrengung, Erblichkeit, Ansteckung oder Unfall, so warte deines Amtes als Wächter und schließe diese ungesunden Gedanken und Befürchtungen aus. Halte dem sterblichen Gemüt schadenbringende Irrtümer fern; dann kann der Körper nicht unter ihnen leiden.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 392;
Wenn wir also gedankenlos Gerüchte von Krankheit, Unglück, von jemandes unmoralischem oder unethischem Verhalten irgendwelcher Art wiedergeben, so bedeutet das offensichtlich, deren Wirklichkeit zuzugeben und somit selbst ihr Opfer zu werden. Wenn wir uns jedoch aufgrund ihrer absoluten Unwirklichkeit weigern, diese Gerüchte weiterzugeben, so tragen wir dazu bei, uns selbst und alle, auf denen unsere Gedanken ruhen, nicht nur vor körperlicher Ansteckung zu bewahren, sondern auch davor, der Verbreitung von Entmutigung, Verwirrung, persönlicher Gegnerschaft und anderen Früchten der Irrtumssaat Vorschub zu leisten.
Sich zu weigern, das Echo persönlichen Geschwätzes zu sein, dessen Ursprung meistens nicht festzustellen und dessen Richtigkeit zum mindesten fragwürdig ist, heißt, den eigenen Ruf zu schützen, während ein Wiederholen des Geschwätzes das wahre Bewußtsein von unsere eigenen Integrität in gewissem Grade verwirren wird, denn es übertritt das bedeutende Gebot Christi Jesu: „Alles nun, was ihr wollt, daß euch die Leute tun sollen, das tut ihnen auch! Das ist das Gesetz und die Propheten.“ Matth. 7:12.
Der Christliche Wissenschafter hat gelernt, daß er nicht — durch hörbare oder stillschweigende Zustimmung — die Wirklichkeit des Bösen irgendwelcher Art zugeben kann, ohne selbst unter dessen Einfluß zu gelangen. Wenn er von der Wahrheit gestützt werden will, muß er selbst sie im tiefsten Innern seines Denkens hochhalten und darf böse Gerüchte, dunkle Prophezeiungen, Verurteilungen, Kritelei oder die harte Kritik des persönlichen Sinnes nicht in sein Bewußtsein einlassen, noch viel weniger ihnen seine Zunge leihen, indem er all dies weiterträgt. Wer in irgendeiner Weise jemandes Demonstration der göttlichen Natur des Menschen hindert, hemmt seinen eigenen Fortschritt.
Wir können darauf vertrauen, daß, wenn wir uns weigern, die bösen Suggestionen und Einflüsterungen des sterblichen Gemüts wiederzugeben, sie sich aus Mangel an eigener wahrer Lebenskraft verlieren werden. Wir haben dann unseren Teil zum Sieg des Christus, der Wahrheit, im allgemeinen menschlichen Bewußtsein beigetragen.
