Als Christus Jesus allen seinen Nachfolgern liebevoll, aber inständig anbefahl zu wachen (s.Mark.13:37), so war seine Absicht dabei gewiß, uns zu ermahnen, über unser Denken Wache zu halten, denn alles Gute wie auch das Übel der Welt kommt aus dem Denken. Die Materie kann nichts aus sich selbst tun; sie besitzt weder Leben noch Intelligenz. Keine Hand kann etwas tun, kein Mund etwas sagen, was nicht zuvor gedanklich beherbergt wird. Shakespeare hat dies erkannt, denn er schrieb: „An sich ist nichts weder gut noch böse; das Denken macht es erst dazu.“
Wir können unsere Gedanken daher nicht wachsam genug beobachten, bewachen und beherrschen! Im Gebet des Herrn beten wir: „Erlöse uns von dem Übel.“ Matth.6:13; Und wir sollten uns dies im täglichen Leben stets vor Augen halten und uns vergegenwärtigen, daß es das ehrliche Bemühen einschließt, von allen falschen Gedanken und damit von ihren schlimmen Auswirkungen erlöst zu werden. Wir sollten außerdem falsches Denken durch das Denken geistiger Wahrheiten ersetzen, denn wenn wir gute Gedanken, Gedanken Gottes — geistige Tatsachen, die uns die Christliche Wissenschaft enthüllt —, hegen und ihren Eingebungen folgen, können wir nichts sagen oder tun, das Gott unähnlich wäre.
Sogar der Anfänger im Studium der Christlichen Wissenschaft lernt bald verstehen, daß der Mensch Gottes und der sündige sterbliche Mensch nicht identisch sind und daß es in Wirklichkeit nur eine Art Mensch gibt, nämlich die zum Bild und Gleichnis Gottes geschaffene geistige Idee. Auf unserer Daseinsebene jedoch haben wir uns noch mit der Illusion eines materiellen Menschen auseinanderzusetzen. Daher ist es besonders wertvoll, daß die Christliche Wissenschaft diesen Unterschied klarmacht. Gottes Gesetz ist das Gesetz der Wahrheit, und Wahrheit kann, um Wahrheit zu bleiben, nie ein Bündnis mit dem Irrtum eingehen. Noch kann der Mensch als die Widerspiegelung Gottes, der Wahrheit, dies tun.
Der gegenteilige Augenschein, den wir um uns her sehen, stammt nicht von Gott, dem einen Gemüt, der Quelle alles wahren Wissens, sondern von einem angeblichen Gemüt, das von Gott getrennt ist und das in der Christlichen Wissenschaft sterbliches Gemüt oder tierischer Magnetismus genannt wird. Wenn der Anhänger dieser Religion im Studium und Verständnis voranschreitet, kommt er unweigerlich dazu, die feinen Gewebe klarer zu erkennen, die das sterbliche Gemüt webt, die schlaue Art und Weise, auf die es versucht, seinen angeblichen Schöpfungen Leben und Intelligenz zu verleihen und sie somit als wirklich erscheinen zu lassen. Mrs. Eddy schreibt im Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft, Wissenschaft und Gesundheit: „Die milden Formen des tierischen Magnetismus sind im Verschwinden begriffen, und seine aggressiven Formen treten in den Vordergrund. Die Webstühle des Verbrechens, die in den dunklen Schlupfwinkeln des sterblichen Gedankens verborgen sind, weben von Stunde zu Stunde verwickeltere und feinere Gewebe.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 102;
Durch vergeistigtes Denken sind wir fähig, diese „dunklen Schlupfwinkel des sterblichen Gedankens“ zu erleuchten und unser Bewußtsein mit aufbauenden statt mit zerstörerischen, mit heilenden statt verdammenden Gedanken, also mit Wahrheit statt mit Irrtum zu erfüllen. Sobald uns dies zur Gewohnheit geworden ist, beweisen wir, daß wir freudig und unbeirrbar Wache halten über unsere Gedanken. Dann ist unser Denken ein Segen, nicht nur für uns selbst, sondern auch für unsere Umgebung und die ganze Welt.
Wenn wir unser Bewußtsein rein halten, beweisen wir die von Gott verliehene Unantastbarkeit des Menschen. Wohl alle haben schon erlebt, daß ihr Verhalten zu ihrem Verständnis von der Wahrheit im Widerspruch stand; daß sie mit jemandem, der ihnen scheinbar etwas angetan hatte, böse verfuhren; daß sie unfreundlich und kurz waren, wo sie doch Liebe und Frieden demonstrieren wollten ! Wer hätte nicht schon über eine Situation geklagt, statt Vertrauen und Dankbarkeit für die Erkenntnis von Gottes ewiger Güte und Weisheit auszudrücken! „Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten“ 2. Mose 20:16; heißt keinesfalls, den Sterblichen mit dem geistigen, vollkommenen Menschen, dem einzigen Menschen, der existiert, gleichzusetzen. Wenn wir dies verstehen, dann hören wir auf, Kritik zu üben.
Böse Gedanken, die in unser Bewußtsein eindringen wollen, müssen unmittelbar beherrscht werden, wie uns Mrs. Eddy wohlweislich auffordert: „Du mußt die bösen Gendanken im ersten Fall beherrschen, sonst beherrschen sie dich im zweiten.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 234; Wie glücklich ist derjenige, der auf der Hut bleibt und falsche Einflüsterungen siegreich im Anfangsstadium bekämpft, noch ehe sie in die Tat umgesetzt worden sind! Haben diese Lügen erst einmal von unserem Denken Besitz ergriffen, dann braucht man bedeutend mehr Hingabe an das Gute, um sie wieder auszurotten.
Im Kapitel „Gebet“ im Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft finden wir nützliche Hinweise, wie wir durch richtiges Beten unser Denken und damit unser Reden und Handeln stetig verbessern können. Dort schreibt Mrs. Eddy: „Am meisten bedürfen wir des Gebetes inbrünstigen Verlangens nach Wachstum in der Gnade, das in Geduld, Sanftmut, Liebe und guten Werken zum Ausdruck kommt.“ Und weiter unten sagt sie: „Hörbares Gebet kann niemals die Werke des geistigen Verständnisses vollbringen, durch das wir wiedergeboren werden; aber stilles Gebet, Wachsamkeit und frommer Gehorsam befähigen uns, Jesu Beispiel zu folgen.“ S. 4. Dieses Bemühen dient nicht nur uns, sondern der gesamten Menschheit. Die unermeßliche Auswirkung richtigen Denkens ist daraus ersichtlich, daß es keinen Krieg geben könnte, wenn allen Menschen nur Gedanken des Friedens hegen würden!
Das ist ein köstlich Ding,
dem Herrn danken
und lobsingen deinem Namen,
du Höchster...
Herr, wie sind deine Werke so groß!
Deine Gedanken sind sehr tief.
Psalm 92:2,6
