„Den Gedanken falscher Stützen und des materiellen Augenscheins zu entkleiden, damit die geistigen Tatsachen des Seins erscheinen können — das ist die große Errungenschaft, durch die wir das Falsche wegfegen und dem Wahren Raum geben werden. Auf die Weise können wir in Wahrheit den Tempel oder Körper aufrichten, dessen, Baumeister und Schöpfer Gott ist‘.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 428; Dies sind die Worte Mary Baker Eddys in dem Buch Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift.
Jemand, der die Christliche WissenschaftChristian Science; sprich: kr'istjən s'aiəns. nur oberflächlich kannte, sagte erregt zu einem Freund, der ein Anhänger dieser Religion war: „Von Kindheit an habe ich mich auf die zahllosen Tatsachen verlassen, die meine ganze Lebenseinstellung geformt haben; wie kann ich mich jemals davon frei machen?“ Und er fuhr fort: „Sie bilden ja die Grundlage einer jeden Entscheidung, die ich je getroffen habe. Sie beeinflussen meine menschlichen Beziehungen und haben es mir ermöglicht, mich gesund zu erhalten. Ich bin zwar bereit zuzugeben, daß meine Einstellung zum Leben, zu Personen und Umständen zuweilen falsch war und mich einen falschen Schritt machen ließ — oder den richtigen zu früh oder zu spät —, aber Irren ist menschlich. Wonach können wir uns denn sonst im Leben richten, wenn nicht nach dem, was wir in der Schule gelernt haben und, mehr noch, was wir aufnehmen, wenn wir unsere Augen und Ohren offenhalten?“
In seiner Unterhaltung mit dem Christlichen Wissenschafter sagte dieser Mann auch: „Was unsere Gesundheit und Kraft angeht, so weiß jeder, daß es gewisse Faktoren gibt, wie Bakterien, Epidemien, Wetter, jahreszeitlich bedingte Krankheiten wie Erkältungen und Heufieber, erbliche Anlagen und Schwächen, die wir im Auge behalten und gegen die wir uns bedachtsam schützen müssen.“ Und er fuhr fort: „Es ist angenehm, über die geistigen Aspekte des Daseins zu sprechen. Aber wenn es darum geht, uns gegen diese noch dazu unvollständige Reihe von Übeln zu schützen, die das Leben für uns bereit hat, müssen wir sie soweit wie möglich voraussehen und praktische, positive Schutzmaßnahmen ergreifen.“
Der erfahrene Christliche Wissenschafter könnte sehr gut fragen, was wohl für die Wirksamkeit jener „praktischen, positiven“ Schutzmaßnahmen maßgebend wäre. Die Antwort des Nicht-Wissenschafters, der dem Gedanken des geistigen Heilens physischer Krankheit skeptisch gegenübersteht, wäre wahrscheinlich, daß das Heilmittel dem gleichen Bereich angehören sollte wie das Übel, vor dem es uns schützen soll: dem materiellen Bereich.
Der so vorsichtig Forschende ist sich oft der mentalen Ursache gewisser physischer Störungen bewußt — eine Beobachtung, auf die sich die Psychosomatik gründet. Seine ganze Erziehung und alles, was er von anderen hört, hat ihn darauf vorbereitet, die allgemeine menschliche Überzeugung zu teilen, daß Krankheit grundsätzlich im materiellen Körper sei und daher nur durch materielle Heilmittel zu erreichen sei.
Allein in der Christlichen Wissenschaft kann er die folgende grundlegende Wahrheit verstehen lernen: im Gegensatz zur materiellen Annahme gehören Krankheit, was auch immer ihre Ursache und Natur sein mag, und der physische Körper, an dem sie sich zeigt, in der Tat dem gleichen Bereich an, dem Bereich der Illusion, wo dem materiellen Sinn das Unwirkliche wirklich erscheint.
Die Christliche Wissenschaft hat die Wahrheit enthüllt und wissenschaftlich bewiesen, daß die Materie in jeder Form oder Beschaffenheit nur der sichtbare Ausdruck des vom menschlichen Gemüt gehegten falschen Begriffs von Substanz ist. Daher ist der menschliche Körper im besonderen nur die Vergegenständlichung des falschen, sterblichen, materiellen Begriffs vom Wesen des Menschen. Was als der physische Körper erscheint, untersteht vollständig der Herrschaft dieser sterblichen Mentalität.
In ihrem Buch Wissenschaft und Gesundheit erklärt Mrs. Eddy diese Tatsache folgendermaßen: „Ein materieller Körper drückt nur ein materielles und sterbliches Gemüt aus. Dieser Körper gehört einem sterblichen Menschen, und er macht ihn harmonisch oder unharmonisch, je nach den Gedankenbildern, die er ihm aufprägt. Du umfaßt deinen Körper in deinem Denken, und du solltest auf ihm Gedanken der Gesundheit und nicht der Krankheit abbilden. Du solltest alle Gedanken der Krankheit, der Sünde und anderer Annahmen, die in der Materie eingeschlossen sind, verbannen. Da der Mensch unsterblich ist, besitzt er ein vollkommenes, unzerstörbares Leben. Die sterbliche Annahme ist es, die den Körper in dem Verhältnis unharmonisch und krank macht, wie Unwissenheit, Furcht oder menschlicher Wille die Sterblichen regiert.“ S. 208;
Diese Lehre steht in direktem Gegensatz zu allen Auffassungen, die die Menschheit über das Wesen des Menschen und der Materie bedingungslos gehegt hat — zu den in sich selbst versunkenen physiologischen Theorien über alle Phasen des menschlichen Lebens, über die Möglichkeiten, es zu schützen, zu verlängern und Krankheit zu heilen. Obwohl diese Theorien vor Jahrtausenden weit weniger durchdacht waren, so waren sie doch im menschlichen Denken ebenso fest verankert, und es wurde damals ebenso vertrauensvoll danach verfahren wie heute.
Und doch, was sagt uns die Heilige Schrift? Sie spricht von einem Menschen, Christus Jesus, der allein durch geistige Mittel Krankheit heilte und die Toten auferweckte. Ein Historiker des ersten Jahrhunderts schreibt, daß er „.. . ein weiser Mensch“ war, „wenn man ihn einen Menschen nennen darf; denn er tat wunderbare Werke und war ein Lehrer solcher Menschen, die die Wahrheit mit Freude aufnehmen.. . Er war der Christus. Und als Pilatus. .. ihn zur Kreuzigung verdammt hatte,. .. trat er am dritten Tage wieder lebendig vor sie hin.“ The Jewish Antiquities von Flavius Josephus, Band II, Kap. 3; Durch das ihm eigene Verständnis, daß Gott, Geist, das unendliche Gute, allein wirklich ist und alle Macht hat und daß das ganze Sinnenzeugnis unwirklich ist, konnte er beweisen, daß die uralten Erwartungen der Menschheit, die sich allein auf materielle Beobachtung und den materiellen Augenschein gründen, absolut falsch sind.
Für den Suchenden ist es wichtig, anzuerkennen, daß der Meister die Wahrheit über das Universum und die Gesetze, die es regieren, nicht, wie durch eine besondere Gnadengabe, beiseite setzte, sondern sie verstand und bewies. Als seine Nachfolger erst einmal einen Schimmer von der Wahrheit des Seins erlangt hatten, fiel der uralte Glaube, daß der Augenschein der materiellen Sinne endgültig sei, allmählich von ihnen ab.
Mrs. Eddy faßt diesen Vorgang kurz zusammen, wenn sie schreibt: „Die Vorstellung, in der Materie sei irgendwelches Leben oder irgendwelche Intelligenz, ist tatsächlich ohne Grundlage, und zur Unwahrheit kannst du kein Vertrauen haben, wenn du die wahre Natur der Unwahrheit verstehen gelernt hast.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 485;
Wie dies die Lehren Christi Jesu vor neunzehn Jahrhunderten für die Welt zu tun begannen, so befreit auch heute das geistige Licht, das wir durch das wissenschaftliche Verständnis von dem Christus, der Wahrheit, gewinnen, das menschliche Denken ganz natürlich von seinem althergebrachten, falschen Glauben an die Macht der Materie, uns zu schaden oder zu segnen. Diese große Errungenschaft ist eine individuelle Leistung. Sie ist nicht etwas, was sich erzwingen läßt oder was uns von außen aufgedrängt werden kann. Sie ist für jeden möglich, denn sie ergibt sich ganz natürlich aus dem von Liebe zur Wahrheit inspirierten geistigen Fortschritt. Johannes faßte ihr Wesen und ihren Lohn höchst einfach zusammen, als er erklärte: „Wer überwindet, der wird es alles ererben, und ich werde sein Gott sein, und er wird mein Sohn sein.“ Offenb. 21:7.
