Skip to main content Skip to search Skip to header Skip to footer

[Urtext in deutscher Sprache]

„Er ... goß Öl und Wein auf seine Wunden“

Aus der September 1971-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


In Christi Jesu Gleichnis vom barmherzigen Samariter war es ein Angehöriger eines wenig geachteten Stammes, der dem von Räubern beraubten und zerschlagenen Manne alle in diesem Falle nötige und mögliche Hilfe angedeihen ließ. In der Geschichte gingen der Priester und der Levit — zwei Männer, die doch ihr Leben der Aufgabe gewidmet hatten, Gott zu dienen und andere zu Ihm zu führen — nacheinander vorüber, ohne zu helfen. Wenn man dies liest, ist man geneigt, über ihr Verhalten erstaunt und entrüstet zu sein. Empfanden sie kein Mitleid mit dem Unglücklichen? Der barmherzige Samariter aber „goß Öl und Wein auf seine Wunden und verband sie ihm.“ Luk. 10:34;

Im Glossarium in Wissenschaft und Gesundheit definiert Mrs. Eddy „Wein“ in seiner geistigen Bedeutung als „Inspiration; Verständnis“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 598;; und in der Auslegung des Wortes „Öl“ im selben Kapitel kommt auch der Begriff „himmlische Inspiration“ S. 592. vor. In diesem Sinn erscheint der Begriff „Öl“ immer wieder in der Bibel, so zum Beispiel in Jesu Gleichnis von den klugen und törichten Jungfrauen (s. Matth. 25:1–13).

Erleben wir heute — im Sinne dieser Auslegung — nicht dasselbe, was in dem Gleichnis berichtet wird? Wir lesen in den christlich-wissenschaftlichen Zeitschriften und hören oft in den Mittwoch-Versammlungen in christlich-wissenschaftlichen Kirchen Zeugnisse von Menschen, die in der Medizin Hilfe gesucht hatten und schließlich von Ärzten den Bescheid bekamen: „Auf Grund der materiellen Gesetze können wir nicht helfen.“ Andere berichten, wie sie verzweifelten, weil ihnen ihre Kirche keine befriedigende Antwort auf die sie quälenden Fragen geben noch ihnen helfen konnte, schwierige Geschäftsbeziehungen zu verbessern. In ihrer äußersten Not hörten sie von der Christlichen Wissenschaft, und durch ihr eigenes Studium, durch einen Vortrag über die Christliche Wissenschaft oder einen Gottesdienst oder durch die Arbeit eines Ausübers der Christlichen Wissenschaft wurden „Öl und Wein“ auf ihre Wunden gegossen. Es wurde ihnen das inspirierte Verständnis vermittelt, daß nur die höheren Gesetze des Geistes gelten.

Es ist deshalb das Bestreben jedes Ausübers der Christlichen Wissenschaft, ständig darum zu ringen, daß er auf dem Wege vom Sinn zur Seele selbst genug „Öl und Wein“ hat, um anderen davon abgeben zu können. Wie notwendig das ist, leuchtet einem besonders dann ein, wenn man die volle Auslegung des Wortes „Öl“ betrachtet: „Heiligung; Nächstenliebe; Milde; Gebet; himmlische Inspiration.“

Im Grunde genommen ist die Aufgabe des barmherzigen Samariters die Aufgabe jedes Christlichen Wissenschafters. Ständig kommt er mit Menschen zusammen, die „Wunden“ haben, seien es nun körperliche oder seelische Leiden. Oft empfinden sie diese schmerzlich und klagen darüber, und der Christliche Wissenschafter muß alle Eigenschaften des „Öles“ widerspiegeln, um die Unwirklichkeit des Irrtums zu beweisen. Manchmal ist sich jemand seiner weniger sichtbaren Wunden, seiner unerwünschten Charakterzüge, nicht bewußt. Doch auch in diesem Falle sind „Heiligung; Nächstenliebe; Milde; Gebet; himmlische Inspiration“ vonnöten. Mit ihnen kann der Wissenschafter das unangenehme Bild in seinem eigenen Bewußtsein zerstören und somit seinem Freund helfen.

Eine Wissenschafterin wurde einmal von einer Nachbarin verletzend und beleidigend behandelt. Die Angelegenheit konnte nicht bereinigt werden, weil diese Frau wenige Tage später wegzog. Doch als die Christliche Wissenschafterin lange Zeit später einmal Ordnung in ihrem Gedankenhaushalt machte, wurde sie sich bewußt, daß sie damals nicht genug „Öl und Wein“ gehabt hatte, um diese Situation zu meistern. Sie füllte also ihr Denken mit Liebe und Erbarmen und begann über den Menschen, der seinem wahren Wesen nach Gottes vollkommenes, geistiges Kind ist, nachzudenken. Nur wenige Tage später kam von dieser Frau ein Brief, in dem sie für ihr damaliges Benehmen um Verzeihung bat. Die Wunde war geheilt.

Oft ist es auch der Umgang mit anderen Christlichen Wissenschaftern, der Anforderungen an unseren Vorrat an „Öl und Wein“ stellt. Vielleicht hat ein Angehöriger in unserem Haushalt die Christliche Wissenschaft zwar angenommen, wendet sie jedoch nicht immer an. Als Eltern sehen wir uns gewiß der Aufgabe gegenüber, „Öl und Wein“ auf die „Wunden“ unserer Kinder zu gießen. Dabei können schon ganz kleine Kinder verstehen lernen, daß Irrtum jeder Art unwirklich ist.

Ein dreijähriger Junge, der seine Mutter, eine Christliche Wissenschafterin, begleitet hatte, fiel so heftig mit dem Hinterkopf auf einen Steinfußboden, daß alle Umstehenden erschraken. Zu ihrer Verwunderung stand er wieder auf, ohne zu weinen. Der Fall hinterließ keine Spuren an seinem Kopf, denn dadurch, daß seine Mutter sofort die Wahrheit behauptete und er schon einen Schimmer von der „himmlischen Inspiration“ erlangt hatte, war er beschützt.

Oft sind es bei heranwachsenden Kindern auch „Wunden“ anderer Art. Ein fünfjähriger Junge hatte mit seinen Freunden einen kleinen Schaden im elterlichen Garten angerichtet. Als seine Mutter ihn deswegen befragte, leugnete er, es gewesen zu sein. Seine Mutter drang nicht weiter in ihn; sie hielt aber an dem Verständnis fest, daß Feigheit und Unehrlichkeit nicht zu einem Kinde Gottes gehörten. Der Junge, der innig mit seiner Mutter verbunden war, zeigte in den nächsten Tagen ein scheues Wesen. Er litt sichtlich, und schließlich brach es aus ihm hervor: „Wir haben den Schaden angerichtet, und ich werde bestimmt nicht wieder die Unwahrheit sagen.“ Das bewies er in der kommenden Zeit. Mutter und Sohn hatten eine Wunde geheilt, die geheilt werden mußte.

Junge Christliche Wissenschafter, die so erzogen wurden, sind gewappnet, wenn die Stürme des Lebens ihnen und ihrem Charakter Wunden schlagen wollen. Sie kennen ihren eigenen Vorrat an „Öl und Wein“, und sie bewahren sich das Vertrauen, daß auch ihre Eltern genug von diesen Christus-Eigenschaften haben, um ihnen bei ihren Schwierigkeiten helfen zu können. Dabei wachsen sie mehr und mehr in eine wahre Auffassung ihrer Aufgaben als Christliche Wissenschafter hinein; sie lernen, die Gnade des Christus-Heilens auf jede Situation anzuwenden.


Herr, wer darf weilen
in deinem Zelt?
Wer darf wohnen
auf deinem heiligen Berge?
Wer untadelig lebt und tut,
was recht ist,
und die Wahrheit
redet von Herzen.

Psalm 15:1, 2

Wenn Sie mehr Inhalte wie diese erforschen möchten, können Sie sich für wöchentliche Herold-Nachrichten anmelden. Sie erhalten Artikel, Audioaufnahmen und Ankündigungen direkt per WhatsApp oder E-Mail. 

Anmelden

Mehr aus dieser Ausgabe / September 1971

  

Die Mission des Herolds

„... die allumfassende Wirksamkeit und Verfügbarkeit der Wahrheit zu verkünden ...“

                                                                                                                            Mary Baker Eddy

Nähere Informationen über den Herold und seine Mission.