„Wer auf sein Fleisch sät, der wird von dem Fleisch das Verderben ernten; wer aber auf den Geist sät, der wird von dem Geist das ewige Leben ernten“ Gal. 6:8;, lesen wir in der Heiligen Schrift. Christus Jesus kam in die Welt, um für uns ewiges Leben zu demonstrieren und wie wir es durch die Überwindung von Sünde, Krankheit und Tod erreichen können. Er wußte, daß er vom Vater ausgegangen war und einen göttlichen Auftrag hatte. Darum tat er allezeit den Willen des Vaters, und selbst in seiner schwersten Stunde, der er sich hätte entziehen können, betete er: „Nicht mein, sondern dein Wille geschehe!“ Luk. 22:42; Er war sich seiner Sohnschaft so bewußt, daß er sagen konnte: „Ich und der Vater sind eins.“ Joh. 10:30;
Auch wir müssen zu diesem Einssein mit Gott finden, dem Verhältnis zu Ihm als Seinem Kind, wenn wir Leben als ewig verstehen wollen. Jeder braucht Ideale, nach denen er sein Leben ausrichten kann, Ideale, die das Leben lebenswert machen. Was das Christentum, wie der Meister es lehrte, in dieser Hinsicht zu geben vermag, wird vielfach nicht mehr sehr geschätzt. Es hat zu wenig tatsächliche Demonstrationen gegeben, daß die christliche Lehre entscheidend auf das Geschehen im Großen wie im Kleinen Einfluß zu nehmen vermag.
Aber liegt das an der Lehre? Liegt das Problem in seiner tiefsten Ursache nicht in einem mangelnden Verantwortungsbewußtsein Gott gegenüber, in einem Nur-sich-selberleben? In seinem Brief an die Römer warnt Paulus vor einer solchen Lebensführung. Er schreibt: „Unser keiner lebt sich selber, und keiner stirbt sich selber. Leben wir, so leben wir dem Herrn; sterben wir, so sterben wir dem Herrn. Darum: wir leben oder sterben, so sind wir des Herrn.“ Röm. 14:7, 8; Ein Nur-sich-selber-Leben ist das Resultat einer Unkenntnis vom Leben, einer fatalistischen Haltung, die uns wegen unserer Ungewißheit, ob es ein Jenseits gibt und was es ist, entweder den Lebenswillen lähmt oder dazu treibt, dieses Leben hier, wie man meint, in höchstem Maße auszukosten — oft unter Nichtachtung ethischer Forderungen und göttlicher Gesetze.
Wie dankbar können wir sein, daß es eine Wissenschaft gibt, die uns die Frage nach dem Sein in logischer und verständlicher Weise beantwortet! In ihr lernen wir erkennen, daß der Mensch das Bild und Gleichnis des Unendlichen und Ewigen ist, der Ausdruck von Gottes Wesen oder Seine Widerspiegelung, wie Mrs. Eddy, die Entdeckerin und Gründerin der Christlichen Wissenschaft, die Beziehung des Menschen zu Gott erklärt. Wir wissen, daß Jesus vieles ungesagt lassen mußte, weil die Menschen seiner Zeit, und selbst seine Jünger, nicht die geistige Reife hatten, es zu verstehen. Wohl hatte er sie zu der Macht des Christus erweckt, Kranke zu heilen und Teufel auszutreiben, aber die diesem Christuswirken zugrundeliegenden Gesetze und geistigen Tatsachen sollten erst in unserem Zeitalter durch die Christliche Wissenschaft offenbart werden.
Über die Beziehung des Menschen zu seinem Schöpfer schreibt Mrs. Eddy: „Der Mensch geht nicht in der Gottheit auf, er kann seine Individualität nicht verlieren, denn er spiegelt ewiges Leben wider, auch ist er keine abgesonderte Einzelidee, denn er stellt das unendliche Gemüt, die Summe aller Substanz, dar.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 259; Der Mensch ist also nicht ein Wesen, das sich selbst überlassen ist, er ist vielmehr eine vom Schöpfer ausgehende Idee, die durch Zeit und Ewigkeit mit Ihm verbunden ist, er steht ewiglich unter der Fürsorge seines Vater-Mutter Gottes.
Für diese Einheit von Gott und Mensch finden wir viele Bezeugungen im Alten und Neuen Testament. Denken wir nur an den 139. Psalm, der das allgegenwärtige und allumfassende Wesen Gottes preist, oder an das Gebet Jesu, in dem er von den Seinen sagt: „Sie sind nicht von der Welt, gleichwie ich auch nicht von der Welt bin.. . Gleichwie du mich gesandt hast in die Welt, so sende ich sie auch in die Welt.“ Joh. 17:16, 18; Damit ist klar, daß wir mit einer Mission in die Welt gekommen sind, nämlich für Gott zu zeugen.
Aber wie können wir für Gott zeugen? Voraussetzung dafür ist, daß wir Ihn als unseren Vater-Mutter anerkennen und uns Ihm gegenüber verantwortlich fühlen. Aus diesem Verantwortungsbewußtsein heraus werden wir unser Denken und Handeln prüfen und es von selbstsüchtigen, unehrlichen und allen Gott, dem Guten, entgegenstehenden Beweggründen reinigen. Im Lehrbuch Wissenschaft und Gesundheit schreibt Mrs. Eddy in dem Kapitel über die Ehe: „Uneigennütziges Streben, edle Lebensmotive und Reinheit — diese Bestandteile des Denkens bilden, wenn sie sich vermischen, für den einzelnen wie für die Gesamtheit wahres Glück, wahre Stärke und Beständigkeit.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 58. Dies gilt für alle Bereiche des Lebens.
Wenn Mrs. Eddy dabei an die Ehe dachte, so beweist das, welche Bedeutung sie der Reinhaltung dieser die menschliche Gesellschaft schützenden Institution beimaß. Die Geschichte zeigt, wie ein Reich untergehen kann, wo Ehebruch und Scheidung sich breitmachen und Disziplinlosigkeit und Widersetzlichkeit dem moralischen Gesetz gegenüber um sich greifen. Petrus warnt in seinem Brief an die Christen in Kleinasien davor, die Freiheit zum Deckmantel der Bosheit zu machen (s. 1. Petr. 2:16). Wo Freiheit in Zügellosigkeit ausartet, ist keine Freiheit, sondern Knechtschaft.
Wahrer Fortschritt wird aus geistiger Erkenntnis geboren und ist nur dann von Dauer. Kein noch so großer technischer Fortschritt wird, wenn er nicht mit dem geistigen Hand in Hand geht, die Menschheit vor dem Versinken im Materialismus, der immer auch Egoismus ist, bewahren. Das Erdendasein müssen wir aufs äußerste ausnutzen, wenn wir auf der Stufenleiter der geistigen Erkenntnis so hoch wie möglich gelangen wollen.
Wer zu ahnen beginnt, wie tiefgreifend jeder einzelne von uns zum Fortschritt und damit zur Erlösung der Menschheit von Sünde, Krankheit und Tod beitragen kann, wird den kostbaren Schimmer des Geistes, der zu ihm kam, nicht vernachlässigen noch seine Kräfte an Unwürdiges verschwenden wollen. Er wird sich Gott gegenüber verantwortlich fühlen und „dem Herrn leben“. So wird er das ewige Leben ererben.
