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DIE BIBEL ALS ZUSAMMENHÄNGENDES GANZES

[Diese Artikelserie zeigt die stetige Entfaltung des Christus, der Wahrheit, die ganze Heilige Schrift hindurch.]

„Er soll Nazarener heißen“

Aus der November 1972-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Laut Matthäus (2:2) kamen die Weisen aus dem Morgenland nach Jerusalem und fragten: „Wo ist der neugeborene König der Juden?“

Daß Herodes beunruhigt war, als er von der Suche nach einem königlichen jüdischen Erben erfuhr, lag zum Teil an seiner eigenen Abstammung. Wäre Herodes ein wahrer Jude gewesen, und nicht ein Idumäer, hätte er es zweifellos nicht für nötig befunden, sich möglicherweise dem Hohn derjenigen auszusetzen, bei denen er anfragte, „wo der Christus sollte geboren werden“ (Vers 4). Die Juden hatten schon lange das Kommen eines Messias erwartet, der seine Ahnenreihe bis auf Jakob zurückführen konnte, aber die aus dem Edom des Alten Testaments stammenden Idumäer — die Nachkommen von Jakobs Bruder Esau — hatten nur eine verschwommene Kenntnis von der messianischen Prophezeiung.

Vor dem Zorn und der Eifersucht des Herodes gewarnt, die gegen jedes in den letzten zwei Jahren in Bethlehem geborene männliche Kind gerichtet waren, weigerten sich die Weisen, dem König von Judäa irgendwelche Auskunft über die Geburt des Kindes zu geben, denn „Gott befahl ihnen im Traum, daß sie nicht sollten wieder zu Herodes gehen, und sie zogen auf einem andern Weg wieder in ihr Land“ (Vers 12).

Herodes erließ prompt ein Gebot, demzufolge jedes Kind getötet werden sollte, das in den zwei Jahren, in denen die Weisen den Stern erforschten, in Bethlehem oder dessen Umgebung geboren war (s. Vers 16).

Obwohl Herodes mit seinem Mordanschlag auf die Kinder scheinbar Erfolg hatte, verfehlte er jedoch seinen eigentlichen Zweck, denn es wird berichtet, daß „der Engel des Herrn“ (Vers 13) Joseph vor der bevorstehenden Gefahr gewarnt hatte. Joseph und Maria nahmen das Kind Jesus und machten sich auf den Weg nach Ägypten, wo sie sich aufhielten, bis die Gefahr vorüber war und sie in ihr Land zurückkehren konnten.

In der biblischen Geschichte haben sich die Menschen israelitischer Abstammung oft an Ägypten um Hilfe gewandt, sei es zu Zeiten einer Hungersnot oder politischer Spannungen. Die kleine Gruppe hat vielleicht drei Tage gebraucht, um den „Bach Ägyptens“ (s. Jos. 15:47), manchmal „Fluß Ägyptens“ genannt, zu erreichen, einen kleinen Wasserlauf, der etwa 80 km südlich von Gaza ins Mittelmeer fließt.

Wie lange die „Heilige Familie“ — wie sie oft gennant wird — in Ägypten blieb, ist unbekannt. Die einzigen Unterlagen für diese kurze Zeit, die in den Apokryphen des Neuen Testaments zu finden sind, sind sehr unrealistisch — es sind Überlieferungen, die eher legendär als faktisch sind und die größtenteils aus wunderlichen Geschichten über das Kind Jesus bestehen.

Mittlerweile war in Judäa die Regierungszeit Herodes des Großen — zur Erleichterung, oder wenigstens zeitweisen Erleichterung seiner unterdrückten Untertanen — zu einem unrühmlichen Ende gekommen. In seinem späteren Lebensalter wurde er von Krankheit und Wahnsinn heimgesucht, und er war dadurch noch gefährlicher als früher geworden.

„Da aber Herodes gestorben war, siehe, da erschien der Engel des Herrn dem Joseph im Traum in Ägyptenland und sprach: Stehe auf und nimm das Kindlein und seine Mutter zu dir und zieh hin in das Land Israel; sie sind gestorben, die dem Kinde nach dem Leben standen“ (Matth. 2:19, 20).

Nach dem Tode Herodes’ im Jahre 4 v. Chr. wurden seine Gebiete unter seine drei Söhne aufgeteilt, wobei Judäa, Idumäa und Samarien unter die Herrschaft von Archelaus kamen. Das war kein Fortschritt, denn allem Anschein nach war die Herrschaft des Archelaus noch fürchterlicher als die seines Vaters. Edersheim schreibt hierzu: „Er übertraf ihn bei weitem an Grausamkeit, Unterdrückung, Verschwendung, dem gröbsten Egoismus und der niedrigsten Sinnlichkeit, und das alles, ohne das Talent oder die Energie des Herodes zu haben“ (The Life and Times of Jesus the Messiah — Das Leben und die Zeit Jesu, des Messias —, Band I, S. 220). Archelaus beherrschte Judäa zehn Jahre lang, wurde aber schließlich von dem römischen Kaiser abgesetzt, weil man sich generell über seine Verbrechen und die gemeinhin schlechte Verwaltung empörte.

Bethlehem, die „Stadt Davids“ und seiner Ahnen, mochte als der richtige Ort erschienen sein, wo derjenige, der später als der „Sohn Davids“ gegrüßt wurde, aufwachsen sollte; aber in Hinblick auf die verheerende Grausamkeit und Unverantwortlichkeit des Archelaus können wir Josephs Widerstreben verstehen, sich unter seine Gerichtsbarkeit zu begeben. „Und im Traum empfing er Befehl von Gott und zog ins galiläische Land und kam und wohnte in der Stadt, die da heißt Nazareth; auf daß erfüllt würde, was da gesagt ist durch die Propheten: Er soll Nazarener heißen“ (Matth. 2:22, 23).

Dieses angeblich von einem der prophetischen Schriftsteller stammende Zitat hat manch einem Forschenden ein Rätsel aufgegeben, denn dieses Zitat ist im Alten Testament nicht aufzufinden, nicht einmal das Wort „Nazarener“. Aramäisch war eine semitische Sprache, mit der die Verfasser des Neuen Testaments vertraut waren, und es ist interessant festzustellen, daß das entsprechende aramäische Wort für das griechische Wort „Nazarener“ sich so ähnlich anhört wie die semitische Bezeichnung für das Wort „Zweig“ (s. Jes. 11:1). Es kann sein, daß Matthäus, wie so manch ein Verfasser der biblischen Bücher, ein Wortspiel gebrauchte und auf diese Weise seine Leser daran erinnerte, daß im Alten Testament von dem vorausgesagten Messias tatsächlich als von dem Zweig gesprochen wurde.

Würde der Herrscher Galiläas zu diesem Zeitpunkt Christus Jesus und seine Beschützer unbelästigt lassen? Wir haben erwähnt, daß das Reich Herodes des Großen nach seinem Tode unter seine Söhne aufgeteilt wurde. Während Judäa unter die Herrschaft des berüchtigten Archelaus kam, fielen Galiläa und Peräa an Herodes Antipas.

Obwohl Antipas genauso skrupellos wie andere Angehörige der herodianischen Familie war, hatte er im großen und ganzen mehr Interesse daran, Städte zu bauen, als seine Untertanen zu belästigen; so war Galiläa ein verhältnismäßig ruhiger Zufluchtsort für Jesus in seiner Kindheit.

Wir sollten an dieser Stelle etwas verweilen und uns die Lage dieses Dorfes Nazareth betrachten, in dem der Meister in jungen Jahren zu Hause war. Die Provinz Galiläa wurde trotz ihrer Schönheit von den Bewohnern Judäas geringschätzig betrachtet; sie rühmten sich der Nähe Jerusalems und sprachen verächtlich von diesem abseits gelegenen Gebiet Palästinas als dem „heidnischen Galiläa“ (s. Matth. 4:15). Auch war Galiläa von Judäa durch das Gebiet der Samariter, der traditionellen Feinde der Juden (s. Joh. 4:9), getrennt, und das verstärkte noch die Isolierung des Gebietes, in dem Jesus lebte, zumindest was die Juden betraf.

Die Erziehung eines jüdischen Kindes pflegte mit Bibelversen aus dem Alten Testament zu beginnen. Auf den Knien seiner Mutter lernte es das berühmte Losungswort der Treue zu dem einen Gott, Schemá genannt, weil es im Hebräischen mit „Schema Yisrael“ begann: „Höre, Israel, der Herr ist unser Gott, der Herr allein.“ (S. 5. Mose 6: 4-9; 11:13-21; 4. Mose 15:37-41.)

Für den Knaben Jesus hatten die Heldentaten seines Urahnen David und anderer Helden des Alten Testaments sicherlich eine besondere Anziehungskraft. Wahrscheinlich begann er schon im Alter von fünf Jahren sich zusammen mit Joseph und Maria mit der hebräischen Bibel zu beschäftigen.

Mit sechs Jahren hat er wahrscheinlich die Grundschule besucht, die mit der Synagoge in Nazareth in Verbindung stand und als Beth Ha-Sepher bekannt war, wörtlich übersetzt, das „Haus des Buches“. Das betreffende Buch war natürlich das Alte Testament, das einzige Lehrbuch, das benutzt wurde. Aber bei der Erziehung eines Kindes in diesem Alter wurde der Nachdruck auf das Verstehenlernen und Auswendiglernen bestimmter Stellen des Mosaischen Gesetzes und einiger Psalmen gelegt.

Eine Bewertung dieser Zeit finden wir in den liebreichen Worten des Lukas (2:40): „Das Kind wuchs und ward stark, voller Weisheit, und Gottes Gnade war bei ihm.“

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