Christi Jesu dreijährige Heiltätigkeit ist ein gutes Beispiel für die Bedeutung der Worte: „Jetzt ist die angenehme Zeit.“ Von dem Augenblick an, als Jesus das Wasser in Wein verwandelte, bis zu seiner Himmelfahrt handelte er in dem Bewußtsein, daß „jetzt ... die angenehme Zeit“ war. Es ist klar, daß er nicht damit warten konnte, den Sturm zu stillen, er konnte es nicht aufschieben, den Sohn der Witwe aufzuerwecken, er konnte nicht damit warten, die Menge zu speisen. Die Auferstehung war eine Sache des „Jetzt“.
Paulus zitiert in einem Brief das Wort des Herrn, das er einem der Propheten des Alten Testaments entnimmt: „, Ich habe dich in der angenehmen Zeit erhört und habe dir am Tage des Heils geholfen.‘ Siehe, jetzt ist die angenehme Zeit, siehe, jetzt ist der Tag des Heils!“ 2. Kor. 6:2;
Doch man fragt sich vielleicht: „Wie wußte Jesus — wie kann überhaupt jemand wissen —, daß jetzt die Zeit zum Heilen ist? Wenn wir auf dem Jetzt bestehen, birgt das ein Element des menschlichen Willens in sich, den Versuch, etwas zu erzwingen?
Wollen wir einmal die Disharmonie oder Krankheit in Betracht ziehen, die ein Teil unseres Lebens zu sein scheint — in Wirklichkeit entspricht es nicht dem Willen Gottes, krank zu sein oder unter Disharmonie irgendwelcher Form zu leiden. Gott erschuf den Menschen zu Seinem Ebenbild — rein und vollkommen —, und Er erhält den Menschen in diesem vollkommenen, harmonischen Zustand.
Da Gott unendlich gut ist, die einzige Ursache — da Er Gemüt, Leben ist, alles weiß, alles tut —, sind Disharmonie und Krankheit unwirklich und können in Seinem Reich nicht bestehen. Was dann wie eine Heilung von diesen irrigen Zuständen aussieht, ist in Wirklichkeit die Wahrnehmung der Vollkommenheit, die gegenwärtig besteht und schon immer bestanden hat. Weder Zeit noch menschlicher Wille hat etwas mit dieser Heilung zu tun — damit, daß wir das „Jetzt“ des vollkommenen Seins erschauen.
Unter der Randüberschrift „Gegenwärtiges Heil“ schreibt Mary Baker Eddy, die Entdeckerin und Gründerin der Christlichen Wissenschaft Christian Science; sprich: kr'istjən s'aiəns., in ihrem Buch Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift: „, Jetzt‘, rief der Apostel, ,ist die angenehme Zeit, siehe, jetzt ist der Tag des Heils‘, und meinte damit nicht, daß sich die Menschen jetzt auf das Heil oder die Sicherheit einer zukünftigen Welt vorbereiten müßten, sondern daß jetzt die Zeit sei, dieses Heil im Geist und im Leben zu erfahren.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 39;
Um das Heil jetzt zu erleben, müssen wir uns jetzt darum bemühen; wir müssen also der Annahme des Hinausschiebens entgegentreten und den Vorgang des „Aufschiebens“ meistern. Es ist so leicht, auf morgen zu verschieben, was heute getan werden sollte.
„Ich habe jetzt einfach nicht die Zeit“, ist eine der häufigsten Entschuldigungen dafür, daß wir etwas auf die lange Bank schieben. Wenn wir tagsüber auf ein Problem aufmerksam werden oder wenn uns etwas widerfährt — ein unangenehmer Vorfall bei der Arbeit, eine kleine Krise zu Hause, eine körperliche Schwierigkeit, die Nachricht von widrigen Umständen im eigenen Lande oder in der Welt —, was geschieht dann oft? Wir sind versucht, uns von dieser Sache verärgern zu lassen, uns Gedanken darüber zu machen, sie nicht zu beachten oder sie zu vergessen, oder wir denken: „Ich werde heute abend darüber beten.“
Andererseits können wir aber in der gleichen Zeit, die wir brauchen, um negativen Gedanken nachzuhängen, mindestens einmal das Gute behaupten und das Böse mit Nachdruck verneinen.
Wir können zum Beispiel einfach einen Augenblick lang ruhig bei der Tatsache verharren, daß Gott unendliche Liebe ist, daß die Situation unter der Herrschaft der Liebe steht und daher harmonisch, erfreulich und gut ist; ferner, daß das Böse, die Disharmonie, eine Lüge ist, keine Macht oder Substanz hat, weder Ursache noch Wirkung ist — und deshalb nicht gegenwärtig oder wirklich ist.
Solche Erklärungen, deren Ursprung das göttliche Gemüt ist, sind wahr und machtvoll, sie heilen und verbessern. Nachdrückliche und verständnisvolle Wahrheitserklärungen sind wirksam. Wenn wir aber das Beten auf den Abend verschieben, haben wir praktisch den Irrtum vorübergehend anerkannt, und er hat uns zumindest einen ganzen Tag lang leiden lassen.
Wenn wir diese Augenblicke gut nutzen, um die Allmacht und Allgegenwart Gottes, der Wahrheit und Liebe, zu erkennen, machen wir Fortschritte. Mrs. Eddy schreibt: „Der Erfolg im Leben hängt von beharrlicher Anstrengung ab, von der Ausnutzung des Augenblicks mehr als von irgend etwas anderem. Viel Zeit wird vertan, indem man über Nichtiges spricht, nichts Rechtes tut und unentschlossen ist im Hinblick auf das, was man tun sollte. Wenn man in der Zukunft erfolgreich sein möchte, sollte man die Gegenwart aufs äußerste nutzen.“ Vermischte Schriften, S. 230;
Doch fragt man sich nicht manchmal, ob es nicht Situationen gibt, in denen ein Später besser wäre? Mrs. Eddy beantwortet diese Frage, wenn sie, nachdem sie Paulus’ Worte „Jetzt ist die angenehme Zeit“ zitiert hat, im selben Absatz hinzufügt: „Was immer getan werden muß, jetzt aber nicht getan werden kann, für das wird Gott den Weg bereiten, während das, was jetzt getan werden kann, aber nicht getan wird, unsere Schuld Gott gegenüber vergrößert.“ The First Church of Christ, Scientist, and Miscellany, S. 12;
Ein anderes Argument ist: „Ich bin nicht vorbereitet. Mein Wissen über Gott reicht nicht aus, um jetzt heilen zu können — vielleicht später.“ Der alliebende Vater-Mutter Gott gibt jedem Seiner Kinder alles, was sie in jedem Augenblick brauchen. Wir müssen das, was wir haben, jetzt nutzen, wie Jesus es in seinem Gleichnis von den anvertrauten Zentnern klarmachte. s. Matth. 25:14-30;
Der Herr erwartete von jedem seiner Knechte, daß er das, was er ihm anvertraut hatte, vorteilhaft gebrauchte — die zehn Zentner, die fünf Zentner, selbst den einen Zentner. Wir täten gut daran, auch an den Schluß des Gleichnisses zu denken: der Knecht, der von seinem Zentner keinen Gebrauch gemacht hatte, verlor ihn. Wenn wir glauben, wir seien noch nicht soweit, unser Wissen reiche nicht aus, dann beschuldigen wir in Wirklichkeit Gott der Unfähigkeit. Da Gott unendliches Gemüt und der Mensch Seine Widerspiegelung ist, richtet sich die Beschuldigung gegen das allwissende göttliche Gemüt, und nicht gegen seine Widerspiegelung, den Menschen.
Eine Art, unsere Zentner — unsere Talente — vorteilhaft zu gebrauchen, besteht darin, jedes ungelöste persönliche Problem in diesem Augenblick in Angriff zu nehmen und zu überwinden. Wir können Paulus’ Worte frei wiedergeben und sagen: „Siehe, jetzt ist die angenehme Zeit zu beginnen — jetzt ist die Zeit, das zu akzeptieren, was wahr ist; siehe, jetzt ist der Tag der Gesundheit und Freiheit!“ Wenn wir wissen, daß die Christliche Wissenschaft jedes Problem lösen kann, uns aber dennoch vom Studium und Beten, das die Heilung bringt, abhalten lassen, dann bedeutet das, daß wir von dem wirren Denken der Welt mesmerisiert sind.
Mitunter sagt uns die geistige Trägheit, der Zustand „ist wirklich noch nicht so schlimm“. Das ist so wie mit dem Schüler einer christlich-wissenschaftlichen Sonntagsschule, der eines Nachts seine Eltern aufweckte, weil er sich nicht wohl fühlte, und sie bat, für ihn zu beten. Sie sagten, sie würden es tun, aber er solle ebenfalls beten. „Ach“, sagte er, „so schlimm ist es ja nicht!“ Wollen wir doch daran denken, daß unser wahres Verlangen von Gott, dem unendlichen Gemüt, herstammt. Ein begrenztes, sterbliches Gemüt kann uns nicht von dem abhalten, was wir tun sollten, noch kann es uns zu etwas zwingen, was wir nicht tun sollten.
Ganz gleich, was für einer Situation wir uns auch gegenübersehen mögen, wir können ihr furchtlos begegnen, und wir können es jetzt tun, denn wir können mit der Verheißung des Johannes vorwärts gehen: „Meine Lieben, wir sind nun Gottes Kinder; und es ist noch nicht erschienen, was wir sein werden. Wir wissen aber, wenn es erscheinen wird, daß wir ihm gleich sein werden; denn wir werden ihn sehen, wie er ist. Und ein jeglicher, der solche Hoffnung hat zu ihm, der reinigt sich, gleichwie er auch rein ist.“ 1. Joh. 3:2, 3.
