Dankbarkeit ist nicht nur eine gesellschaftliche Tugend; sie ist ein geistiges Element des Denkens und für die Wohlfahrt der Menschheit wesentlich. In ihrem höchsten Ausdruck ist sie eine Eigenschaft erhobenen Glaubens, durch die die Menschen auf Gott ansprechen, Seine Macht und die göttliche reiche Fülle anerkennen, obwohl sie für das sterbliche Auge noch nicht sichtbar sein mag. Durch Dankbarkeit öffnen sich die Menschen der Quelle des unendlichen Guten, und durch Dankbarkeit machen sie den Weg frei, so daß sie sich in ihrer menschlichen Erfahrung der Versorgung an geistig Gutem erfreuen können, das unaufhaltsam von Gott Seiner Idee, dem unsterblichen Menschen, zufließt.
Die Christliche Wissenschaft enthüllt, daß Gott immerdar Sein Kind, den Menschen, mit einer Fülle von geistigen Eigenschaften und Ideen überschüttet, die nicht nur seinen einfachen, täglichen Bedürfnissen angemessen sind, sondern sein ganzes Leben über alle Maßen bereichern. Sie werden jedem einzelnen Seiner Geschöpfe freimütig zuteil, und sie werden von Minute zu Minute erneuert. Sie sind stets vorhanden, und alle Kinder Gottes können sich unaufhörlich ihrer freuen.
Was aber, wenn das menschliche Leben unfruchtbar erscheint und die Menschen hungrig, trostlos, einsam und verlassen sind? Die Bibel sagt: „Danket dem Herrn; denn er ist freundlich, und seine Güte währet ewiglich... Er machte das Trockene wieder wasserreich und gab dem dürren Lande Wasserquellen und ließ die Hungrigen dort bleiben.“ Ps. 107:1, 35, 36;
Es hat sich immer wieder erwiesen, daß Dankbarkeit gegen Gott eine unüberwindliche heilende Macht im menschlichen Leben sein kann. Christus Jesus dankte, bevor er die Menge speiste und die Toten erweckte. Paulus und Silas „lobten Gott“ Apg. 16:25;, bevor sie aus dem Gefängnis befreit wurden. Die Christliche Wissenschaft zeigt, daß die Kunst, Gott dankbar zu loben, heute noch ebenso mächtig ist, die zerbrochenen Herzen zu heilen, die Menschheit mit allem Nötigen zu versorgen und sie von allen Disharmonien, die des Fleisches Erbteil sind, zu befreien.
Mrs. Eddy ermahnt die Mitglieder ihrer Kirche: „Dankbarkeit und Liebe sollten jeden Tag alle Jahre hindurch in allen Herzen wohnen.“ Handbuch Der Mutterkirche, Art. XVII Abschn. 2; Und viele, die danach trachteten, dieser Anweisung zu folgen, können bezeugen, daß sie als Folge ihrer beständigen Dankbarkeit gegen Gott mit geistig Gutem gesegnet wurden. Trotz gegenteiligen Sinnenzeugnisses haben sie bewiesen, daß anstelle von Disharmonie tatsächlich Gesundheit, Wohlstand und Harmonie beständig gegenwärtig sind. Der Ausdruck der Dankbarkeit für das Gute, das vorübergehend unseren Augen entschwunden sein mag, erfüllt das menschliche Bewußtsein mit Inspiration. Er rückt das geistige Licht ins Blickfeld, das die Dunkelheit des sterblichen Gemüts vertreibt — die darin besteht, daß es die Gegenwart des vollkommenen gottähnlichen Seins leugnet — und uns befähigt, die reiche Fülle der Wahrheit hier und jetzt zu erkennen und uns ihrer zu freuen.
Dankbarkeit ist also eine Eigenschaft, die eifrig gepflegt werden sollte. Eltern sollten sie in ihren Kindern fördern, Ausüber in ihren Patienten, Lehrer in ihren Schülern und alle klugen Männer und Frauen in sich selbst. Kein Tag, noch selbst eine Stunde, sollte vergehen, ohne daß ein Gedanke der Dankbarkeit zum Ausdruck gebracht wird.
Die Versuchung zu glauben, daß es menschlich gesehen wenig Grund zur Dankbarkeit gebe, daß das Leben schwer und die Gesellschaftsordnung ungerecht sei und daß Armut die Freude zunichte mache, mag stark sein. Doch ein einziger dankbarer Gedanke, der sich Gott zuwendet und von Herzen Seine Liebe und reiche Güte gegenüber Seinem Kinde, dem Menschen, anerkennt, wird des Himmels Fenster auftun und gerade jene Segnungen, die vorher in so weiter Ferne lagen, in das menschliche Leben strömen lassen.
Und diese Dankbarkeit muß auch unter den Menschen zum Ausdruck kommen. Es ist nicht genug, Gott für geistige Segnungen zu danken und das Gute zu ignorieren, das durch Familienmitglieder und Freunde ausgedrückt wird. Wenn wir für die Segnungen nicht dankbar sind, die wir in dieser menschlichen Welt empfangen haben, wird unser Ausdruck der Dankbarkeit gegen Gott kalt und leer sein. Die Bibel sagt: „So jemand spricht: Ich liebe Gott, und hasset seinen Bruder, der ist ein Lügner. Denn wer seinen Bruder nicht liebt, den er sieht, wie kann er Gott lieben, den er nicht sieht?“ 1. Joh. 4:20;
Jeder liebt dankbare Menschen, seien es nun Kinder oder Großeltern. Schnelles Reagieren auf alles, was im menschlichen Leben gut ist, wie auch Glaube an den reichen Strom himmlischer Segnungen vermittelt der Menschheit einen willkommenen Schimmer des Göttlichen. Ein solcher Mensch wird niemals einsam oder traurig oder unerwünscht sein. Seine Dankbarkeit vermehrt die Gaben, die er empfängt — seien sie nun von materiellem Wert, sei es Zeit oder liebevolle Rücksichtnahme —, und bereichert nicht nur ihn, sondern auch den Geber. Sie lenkt das Denken ganz natürlich zu Gott empor, dem Geber alles Guten, und öffnet die Tür noch weiter, durch die Seine unendlichen Segnungen fließen.
Als Jesus zehn Aussätzige heilte, kam nur einer, ein Samariter, zurück, um ihm zu danken und Gott zu verherrlichen. Das Evangelium berichtet: „Einer aber unter ihnen, da er sah, daß er gesund geworden war, kehrte er um und pries Gott mit lauter Stimme und fiel auf sein Angesicht zu Jesu Füßen und dankte ihm.“ Luk. 17:15, 16;
Die Christliche Wissenschaft zeigt, daß es höchst wichtig ist, für alle Segnungen dankbar zu sein, sowohl bevor sie menschlich in Erscheinung treten wie danach, und nicht zum wenigsten für die Heilung von Krankheit.
Der überströmende Dank, den der Samariter spontan, aber demütig zum Ausdruck brachte — nicht nur gegen Gott, sondern auch gegen den Menschen, der so wirksam Gottes heilende Macht für ihn bewiesen hatte —, veranlaßte Jesus zu den segensvollen Worten: „Stehe auf, gehe hin; dein Glaube hat dich gesund gemacht.“ V. 19 [n. der engl. Bibel];
Dankbarkeit macht es uns allen möglich, die „Gesundheit“ zu demonstrieren, die Gott für jedes Seiner Kinder vorgesehen hat. Sie bringt Licht in das menschliche Denken, so daß wir in dieser Erleuchtung die unendlichen Segnungen sehen können, die Er schon für uns bereitet hat. Mrs. Eddy sagt: „Sind wir wirklich dankbar für das schon empfangene Gute? Dann werden wir uns die Segnungen, die wir haben, zunutze machen und dadurch geschickt werden, mehr zu empfangen.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 3.
