Es war ein Kind. Doch sie kamen von weit her, um ihm Ehre zu erweisen. Weise und Könige kamen. Seine Geburt war von Propheten vorhergesagt worden; und nun war hier Jesus, von Maria geboren. Doch diesem Vertreter des Christus, der die wahre Idee von Leben und Liebe ist, sollte im allgemeinen Denken kein Platz eingeräumt werden. Diejenigen, die an die Prophezeiungen glaubten, erkannten den Stern, und sie allein fanden die Krippe, wo das Kind war.
Jahre später kam eine demütige Frau, um dem gleichen Kind Ehre zu bezeigen. Jesus wurde jetzt von seinem angesehenen Gastgeber Meister genannt. Es war nun eine Ehre, ihn als Gast zu haben. Doch nur die ungeladene Frau erkannte die Christus-Idee.
Als der Gastgeber, Simon der Pharisäer, sah, daß sie Jesu Füße mit kostbarem Öl salbte und sie mit ihrem langen Haar trocknete — ihre Haartracht war ein Zeichen ihres niedrigen Standes —, war er empört. Aber Jesus sah, daß sie von der Idee des Lebens und der Liebe berührt worden war, dem wichtigen Teil seiner Natur, und daß sie ihre materielle Anschauung vom Menschen bereute und der Christus-Idee Ehre erwies — etwas, was er bei anderen so gern erleben wollte. Jesus tadelte Simon und erkannte ihre Huldigung dankbar an.
Viele Jahre später schrieb Mary Baker Eddy das Lehrbuch der Wissenschaft des Christus, Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift. Darin enthalten ist ein Kapitel mit dem Titel „Die Betätigung der Christlichen Wissenschaft“. Viele Tausende haben sich mit diesem Kapitel eingehend befaßt und haben daraus eine Kenntnis der Richtlinien zur Heilung von Kranken gewonnen. Aber wie viele haben beachtet, auf welche Weise die Verfasserin in das Thema einführt? Und wenn beachtet wurde, wie sie eine Abhandlung über die Betätigung einleitet, wie viele sind sich bewußt geworden, welchem Vorbild wir auf Mrs. Eddys Anweisung folgen sollen, um gute Heiler zu sein?
Das menschliche Bewußtsein, das „keinen Raum in der Herberge“ Luk. 2:7; hat, mag lernen, alles Richtige zu tun. Es mag das Studium des christlich-wissenschaftlichen Heilens aufnehmen, eifrig dabei, nicht wirklich wie Jesus zu sein, sondern so, wie man sich, wie Jesus zu sein, vielleicht vorstellt. Doch es gab nur einen Christus Jesus. Unsere Aufgabe beginnt damit, zu dem Christus aufzuschauen.
In der Christlichen WissenschaftChristian Science; sprich: kr’istjən s’aiəns. ist der Mensch die geistige Idee des göttlichen Lebens und der göttlichen Liebe — Gottes. Der Christus ist seine wahre Identität oder Selbstheit. Wenn wir wirklich die Kranken heilen wollen, werden wir uns jedem, der in der Wahrheit Hilfe sucht, so nähern, wie die demütige Frau sich Jesus näherte — wir werden den Christus erkennen und alles in uns bereuen, was einen kranken oder sündigen Sterblichen sieht. Wenn wir unseren Platz als Ausüber einnehmen — und dahin gehört jeder, der sich ein Christlicher Wissenschafter nennt —, machen wir es uns zur Aufgabe, die Christus-Idee zu ehren. Wenn wir bereit sind, jeden Tag mit unserem eigenen falschen Begriff vom Menschen zu kämpfen, bis wir nur die wahre Idee Gottes sehen, mühen wir uns nicht, zu versuchen, in jemandem die Vollkommenheit zu sehen, um ihn zu heilen. Die vollkommene Idee ist sofort klar, und die Heilung tritt augenblicklich ein. Und mit dieser Bereitschaft zum Heilen wird gewiß jeder den großen und endlosen Strom der nach Wiedergeburt und Heilung Suchenden erleben.
Mrs. Eddy schreibt: „Hier wird eine ernste Frage angeregt, eine Frage, auf die eine der Notlagen unserer Zeit hinweist. Suchen die Christlichen Wissenschafter die Wahrheit so, wie Simon den Heiland suchte, aus materiellem Konservatismus und um persönlicher Huldigung willen?“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 364;
Und im nächsten Abschnitt fährt sie fort: „Zeigen sie andererseits ihre Ehrfurcht vor der Wahrheit, oder vor dem Christus, wie dieses Weib, durch echte Buße, durch zerknirschte Herzen, die in Sanftmut und Menschenliebe zum Ausdruck kommen?“ Und auf der nächsten Seite: „Besitzt der Wissenschafter christliche Liebe genug, um seine eigene Vergebung und solches Lob zu gewinnen, wie der Magdalena von Jesus zuteil wurde, dann ist er Christ genug, um sich wissenschaftlich zu betätigen und mit seinen Patienten erbarmungsvoll zu verfahren.“
Wenn wir ausübende Christliche Wissenschafter sind, wendet sich dieses Zeitalter an uns mit der Bitte, täglich für den Weltfrieden zu beten. Die Welt ist unser Haushalt, und die Menschen in der Welt sehnen sich nach der Wahrheit. Wieviel Zeit verwenden wir bei unserer täglichen Arbeit darauf, unsere Achtung vor dem wahren Selbst dieser Männer, Frauen und Kinder zu zeigen — durch Buße, durch zerknirschte Herzen, durch christliche Liebe, die unsere eigene Vergebung gewinnt „und solches Lob. . ., wie der Magdalena von Jesus zuteil wurde“? Dies ist es, was nötig ist, wenn wir Erfolg haben wollen.
Einige der Erdenbürger tun ihr Sehnen auf eine Art und Weise kund, die uns feindselig erscheint. Wir nennen sie Feinde. Doch selbst hier bereuen wir unseren Glauben an einen Menschen, der sterblich ist — wir müssen dies tun, denn der Mensch ist die unsterbliche Idee des göttlichen Gemüts —, und wir ringen mit uns selbst, bis wir das in uns überwunden haben, was uns davon abhält, die wahre Idee zu erkennen. Christus Jesus sagte es geradeheraus: „Liebet eure Feinde; segnet, die euch fluchen; tut wohl denen, die euch hassen; bittet für die, so euch beleidigen und verfolgen, auf daß ihr Kinder seid eures Vaters im Himmel.“ Matth. 5:44, 45.
Mit der Christlichen Wissenschaft ist das Leben hier und jetzt schön. Die Schönheit liegt in dem Christus. Wenn wir jeden zu lieben beginnen — nicht, indem wir uns dazu zwingen, etwas gern zu haben, was abstoßend ist, sondern indem wir die wahre Identität eines jeden erkennen —, stellen wir fest, daß Freunde und Feinde gleichermaßen in irgendeiner Weise zu uns kommen, um etwas von der Wahrheit zu erfahren, die wir sehen. Und dieser Wahrheit gemäß wohnen alle in des Vaters Haus.
Wie sehr strengen wir uns „aus materiellem Konservatismus und um persönlicher Huldigung willen“ an, Weihnachten traditionsgemäß zu feiern — Parties zu geben, Geschenke einzukaufen? Wenn wir der Christus-Idee mehr Beachtung schenkten, würde uns dies darauf vorbereiten, die Kranken und Sündigen zu heilen. Und wir könnten wirklich etwas zum Weltfrieden beitragen.
