Eine christlich-wissenschaftliche Heilung ist nicht einfach ein Zeichen, daß man gestern krank war und gesund geworden ist oder daß ein gebrochener Knochen zusammengeheilt ist. Sie bedeutet ein Erwachen zu der Tatsache, daß Wohlbefinden ein fortdauernder Zustand ist, daß es niemals eine Krankheit oder einen Knochenbruch gegeben hat, weil der Mensch geistig ist und von seinem Schöpfer immer unversehrt erhalten worden ist. Gottes Vollkommenheit wandelt sich nie, und das bedeutet, daß der Mensch, Seine Widerspiegelung, vollkommen bleibt.
Wenn ein Ausüber das Gefühl hätte, er müsse einen kranken oder sündigen Sterblichen in einen guten, gesunden Menschen verwandeln, würde er mit einer Bürde belastet, die zu schwer für ihn wäre. Aber Gott drückt sich beständig durch den vollkommenen, geistigen Menschen aus. Wenn der Ausüber dies erkennt, wird sein Denken von allem falschen Verantwortungsgefühl befreit, und er vermag das Gute, das Gott schon bereit hat, zu sehen — die Vollkommenheit, die unwandelbar ist, weil ihre göttliche Quelle unwandelbar ist — und sich daran zu freuen.
Der endgültige Schritt bei jeder Heilung ist die Erkenntnis, daß das Gute niemals abwesend, niemals unterbrochen war. In dem Buch Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift schreibt Mary Baker Eddy, die Entdeckerin und Gründerin der Christlichen WissenschaftChristian Science; sprich: kr’istjən s’aiəns.: „Die Beziehungen von Gott und Mensch, von dem göttlichen Prinzip und der Idee, sind in der Wissenschaft unzerstörbar; und die Wissenschaft kennt weder Abfall von der Harmonie noch Rückkehr zur Harmonie, sondern sie vertritt die Ansicht, daß die göttliche Ordnung oder das geistige Gesetz, demzufolge Gott und alles, was Er schafft, vollkommen und ewig ist, in seiner ewigen Geschichte unverändert geblieben ist.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 470;
Da das Böse unter der Herrschaft Gottes in Seiner Schöpfung niemals aufgetreten ist, kann von ihm auch nicht gesagt werden, daß es wiederkehre. Wer unter der Täuschung eines Glaubens an periodische oder jahreszeitlich bedingte Krankheiten leidet — wie es z. B. Adoleszenz, Heufieber, jahreszeitlich bedingte Erkältungen oder wiederkehrende Kopfschmerzen sind —, wird von diesem Mesmerismus frei, wenn er folgende Worte von Mrs. Eddy versteht: „Die Perioden des geistigen Emporsteigens sind die Tage und Jahreszeiten der Schöpfung des Gemüts, in der Schönheit, Erhabenheit, Reinheit und Heiligkeit — ja, die göttliche Natur — im Menschen und Weltall erscheinen, um niemals wieder zu verschwinden.“ S. 509;
Unser Vertrauen auf die Fortdauer des Guten wurzelt in einem Verständnis von der unveränderlichen Natur Gottes und der Verläßlichkeit Seines Gebens. Im Brief des Jakobus lesen wir: „Alle gute Gabe und alle vollkommene Gabe kommt von oben herab, von oben dem Vater des Lichts, bei welchem ist keine Veränderung noch Wechsel des Lichts und der Finsternis.“ Jak. 1:17;
Gottes Gaben sind ebenso zuverlässig wie die göttliche Liebe, die sie gibt. Gesundheit besteht ununterbrochen fort, Freude ist beständig, Kraft ist zuverlässig, denn sie alle sind von Gott abhängig, nicht von der Materie oder dem sterblichen Gemüt.
Man mag sich manchmal bemühen, eine Heilung zu bewirken, um für eine besondere Gelegenheit auf der Höhe zu sein. Ist man dann zu diesem Zeitpunkt frei, aber stellt danach fest, daß das Übel wiederkehrt, muß vielleicht der Beweggrund für die Heilung geprüft werden. Was ist der wirkliche Grund für unseren Wunsch, Wohlbefinden zu bekunden? Das Wesen unseres göttlichen Ursprungs zu beweisen und getreulich die zuverlässige Liebe darzutun, mit der Gott unser Leben regiert! Wir erheben uns zu der Höhe des geistigen Verständnisses, das Krankheit und Sünde besiegt, weil wir nicht bereit sind, falsches Zeugnis gegen unseren Gott abzulegen.
Gott ist das unendlich Gute; daher ist alles Gute eine gegenwärtige Wirklichkeit. Gottes Segnungen sind von ewigem Bestand, aber die Menschen werden sich ihrer nur allmählich bewußt. Eine christlich-wissenschaftliche Heilung fügt nichts zu dem Guten hinzu, das Gott für uns bereitet hat, aber sie bringt das Licht des Christus, das es uns ermöglicht, die Vollkommenheit wahrzunehmen, die Gott schon begründet hat. Der Christus enthüllt uns die Herrlichkeit des Seins des Menschen, seine Reinheit, Unversehrtheit, seinen Gehorsam gegen Gott, seine Vollständigkeit. Diese Herrlichkeit ist schon immer wahr gewesen.
Aus diesem Grunde ist eine christlich-wissenschaftliche Behandlung niemals mühsam oder voll ernster Feierlichkeit. Das Gute zu sehen ist etwas Erfrischendes und Freudiges. Wir machen Gesundheit oder Harmonie nicht wahr; Gott hat dies bereits getan, und zwar für alle Ewigkeit. Und es ist Gott, der uns die Fähigkeit gibt, diese Segnungen zu verstehen und in ihnen zu ruhen.
Der Mensch ist unsterblich, weil er der Ausdruck Gottes ist, der ewiges Leben ist. Ja, die Christliche Wissenschaft versichert uns, daß der Mensch gar nicht anders als unsterblich sein kann.
Wir lesen in der Bibel, daß Abigail, die eine klare Auffassung von Davids wichtigem Platz in Gottes Plan hatte, folgende tröstende Worte zu ihm sprach, als sein Leben in Gefahr zu sein schien: „Das Leben meines Herrn [soll] eingebunden sein im Bündlein der Lebendigen bei dem Herrn, deinem Gott.“ 1. Sam. 25:29; Wir brauchen nicht mühsam am Leben festzuhalten. Das Leben hält uns — ewiglich — fest, hegt, tröstet und erhält uns.
Mrs. Eddy wählte eine Redewendung, die die Wahrheit nicht mit Morgen oder Abend gleichsetzt. Sie schreibt: „Die strahlende Sonne der Tugend und der Wahrheit besteht zugleich mit dem Sein. Ihr ewiger Mittag, der von keiner sinkenden Sonne verdunkelt wird, ist das Menschentum.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 246;
Gottes Mensch nähert sich nicht allmählich der Vollständigkeit, noch entfernt er sich von ihr. Er drückt vielmehr die volle Klarheit des Verständnisses aus, in dem es keine Dunkelheit der Unwissenheit oder des Zweifels gibt. Er kennt die Wärme, die von Gottes Liebe ausstrahlt, in der es kein Frösteln der Einsamkeit, kein unbefriedigtes Sehnen geben kann, keine kalte Gleichgültigkeit, die durch uns oder uns gegenüber zum Ausdruck kommt, sondern nur die Freude, von unserem Vater-Mutter Gott gehegt, anerkannt, gestützt und reichlich mit Gutem versorgt zu sein.
Das geistige Sein des Menschen ist das Bewußtsein vom gegenwärtigen Guten, ein unaufhörliches Sichentfalten von Segnungen, neuen Gelegenheiten, fruchtbaren Errungenschaften. Das Menschentum drückt Erntesegen, Reifezeit und Erfüllung aus. Es ist unser fortdauernder Daseinszustand.
Die Sterblichen sind manchmal versucht, sehr früh damit zu beginnen, zurückzuschauen und den Verlust des Guten zu bedauern, das sie mit der Jugend in Verbindung bringen. Neulich fragte eine kleine Freundin von mir ernsthaft, wie alt sie kommende Weihnachten sein werde. Als ihre Mutter sagte „fünf“, nahm das Gesicht des Kindes eine traurige Miene an. Ihre Mutter fragte, was sie denn hätte, und die Kleine antwortete: „Wenn ich fünf bin, werde ich nicht mehr so aufgeregt sein wie mit vier Jahren.“
Geistige kindliche Eigenschaften bedeuten viel mehr als bloße Jugend. Ja, Jugend ist ebensosehr eine Täuschung über die volle Herrlichkeit des Mittags unseres Menschentums wie das andere Extrem der Annahme, das wir Alter nennen. Die Christliche Wissenschaft zeigt, daß es ebenso falsch ist, den Menschen jung zu nennen, wie zu sagen, er sei alt.
Es ist ein großer Unterschied zwischen der kindischen Natur einer unreifen Lebensanschauung und der Reife des ewigen Mittags des Menschentums, die immerdar all die schönen geistigen Eigenschaften wahrer Kindlichkeit einschließt. Es ist kein Wunder, daß Jesus lehrte, wir könnten nur wie ein kleines Kind in das Himmelreich eintreten, denn Kindlichkeit drückt Ursprünglichkeit und Frische, Wißbegierde, Zärtlichkeit, Reinheit und Vertrauen aus. Bezüglich dieser Kinder Gottes sagte Jesus zu seinen Jüngern: „Ihre Engel im Himmel sehen allezeit das Angesicht meines Vaters im Himmel.“ Matth. 18:10;
Die Annahme von Alter beginnt mit der Illusion von materieller Geburt. Der Mensch wurde niemals in die Materie hineingeboren; seine geistige Individualität hat keinen Anfang, kein Ende. Er besteht ewig zugleich mit Gott, und es hat niemals einen Augenblick gegeben, wo er nicht in dieser Weise existiert hätte. Aus diesem Grunde konnte Christus Jesus sagen: „Ehe denn Abraham ward, bin ich.“ Joh. 8:58.
Wir können erklären, daß dies auch für uns zutrifft. Unser Leben, unsere Widerspiegelung des göttlichen Lebens, wird niemals von menschlicher Geburt oder menschlichem Tod unterbrochen. Es ist ohne Anfang und Ende, immerdar eins mit Gott, in Harmonie und Frieden und Gesundheit.
