„Gott hat dich lieb.“ Wie beruhigend dieser Engelsgedanke ist! Manch ein Herz, das sich in seinem Verlangen, von bedrückender Furcht, Sorge, Krankheit oder Sünde befreit zu werden, im Gebet an Gott wandte, hat in voller Erkenntnis der Liebe Gottes zum Menschen, Seinem geliebten Kind, Heilung gefunden. Auch dem Propheten Jeremia wurde diese Gewißheit zuteil, und er schrieb: „Der Herr ist mir erschienen von ferne: Ich habe dich je und je geliebt, darum habe ich dich zu mir gezogen aus lauter Güte.“ Jer. 31:3; Jeremias liebevolle Besorgtheit um sein Volk, die Kinder Israel, veranlaßte ihn, diese gottinspirierte Botschaft niederzuschreiben und sie mit anderen zu teilen, damit auch sie Mut schöpfen und Nutzen daraus ziehen könnten.
Christus Jesus, der die wahre Natur Gottes als immer gegenwärtige Liebe und den geistigen Ursprung des Menschen als Gottes Ebenbild besser als alle anderen verstand, fand ständige Kraft und Sicherheit in dem Bewußtsein von des Menschen Einheit mit der göttlichen Liebe. Er kam, um durch sein Leben und seine Heilungswerke die unveränderliche, erlösende Liebe Gottes, des Vaters, zu Seiner Schöpfung zu beweisen. Er sagte zu seinen Nachfolgern: „Gleichwie mich mein Vater liebt, so liebe ich euch auch. Bleibet in meiner Liebe!. .. Das ist mein Gebot, daß ihr euch untereinander liebet, gleichwie ich euch liebe.“ Joh. 15:9, 12; Wie aus seinen Anweisungen deutlich hervorgeht, erwartete der Meister von seinen Nachfolgern, daß sie die geistige Tatsache, daß Gott Liebe ist, tatkräftig bezeugten und deren heilende Kraft in praktischer Weise demonstrierten.
Jesus ist unser Vorbild. Seine zärtliche Liebe zu allen, die mit ihm in Berührung kamen, machte ihn zum Helfer und Heiler der Menschheit. Aus zärtlichem Mitgefühl weinte er über Jerusalem. (S. Luk. 19:41.) Wie sehr hatte ihn danach verlangt, seine Bewohner das Evangelium der Liebe zu lehren, was ja seine Mission gewesen war! Doch obwohl die Menge seinen geistigen Erklärungen über die Erfüllung des Gesetzes durch Liebe zuhörte, verstanden nur verhältnismäßig wenige seine Lehren genügend, um irgendwelchen nennenswerten Nutzen daraus zu ziehen.
Sein Beispiel war jedoch unerschütterlich. Mit jeder Heilung, die er vollbrachte, bewies er die allmächtige Kraft der Liebe Gottes für den Menschen. Als der aussätzige Mann sich ihm in kindlichem Glauben näherte und ihn um Hilfe bat, heilte ihn Jesus nicht nur, sondern er „streckte seine Hand aus [und] rührte ihn an“ Matth. 8:4;, wie wir lesen. Damit zeigte er dem Mann, dessen Krankheit ihn zu einem Ausgestoßenen gemacht hatte, daß er eine Berührung trotz dieses offensichtlichen Mißgeschicks weder fürchtete noch vermied. Allein diese menschliche Geste muß viel Mannes beigetragen haben, das Vertrauen des Mannes wiederherzustellen. Zu der Witwe von Nain, deren einziger Sohn zu Grabe getragen wurde, sprach er die zärtlichen Worte: „Weine nicht!“ Luk. 7:13; Dann beseitigte er liebevoll den Grund für ihre Trauer, indem er ihr ihren Sohn wiedergab.
Wenn wir in den Fußtapfen unseres Meisters folgen wollen, müssen auch wir die volle Bedeutung der Liebe unseres himmlischen Vaters für jedes Seiner Kinder verstehen lernen. Auf diese Weise können wir unseren Mitmenschen, der vielleicht mit einer Annahme von Sünde, Krankheit oder Sorge zu kämpfen hat, an der heilenden Botschaft des Christus, der Wahrheit, teilhaben lassen. Mit der Überzeugung, die geistigem Verständnis entspringt, können wir ihm mit den Worten „Gott hat dich lieb“ Mut zusprechen und ihm dann die heilende Macht des Christus, der Wahrheit, erläutern, wie sie heute in den Lehren der Christlichen Wissenschaft offenbart ist.
In dem Buch Wissenschaft und Gesundheit erklärt Mrs. Eddy: „In der göttlichen Wissenschaft, in der Gebete mental sind, können alle Gott als eine gegenwärtige, Hilfe in den großen Nöten‘ für sich in Anspruch nehmen. Liebe ist unparteiisch und allumfassend in ihrer Anwendbarkeit und in ihren Gaben. Sie ist der offene Quell, der da ruft:, Wohlan, alle, die ihr durstig seid, kommet her zum Wasser.‘ “ Wissenschaft und Gesundheit, S. 12; die Christliche Wissenschaft enthüllt, daß Gott allumfassende göttliche Liebe ist, das Prinzip des Universums, einschließlich des Menschen, und daß Er Seine Schöpfung unter Seiner alliebenden und gerechten Herrschaft in vollkommener Gesundheit, in Harmonie und Frieden erhält. Die Erkenntnis, daß Liebe göttliches Prinzip, der liebevolle Vater-Mutter Gott ist, beseitigt sofort die irrige Vorstellung von einem zornigen und rachsüchtigen Gott, der Seiner Schöpfung die Fähigkeit zu sündigen verleiht und dann Gesetze erläßt, aufgrund deren Seine Geschöpfe für etwas verurteilt und bestraft werden, was zu tun sie nicht umhin konnten.
Mitunter sind noch alte theologische Auffassungen im menschlichen Bewußtsein lebendig und halten uns davon ab, unseren Status als die geliebten Kinder Gottes voll zu erkennen und die Heilung zu erleben, auf die wir hinarbeiten. Eine dieser falschen Auffassungen ist die theologische Lehre von der Unversöhnlichkeit Gottes — daß der Mensch in Sünde geboren sei und sich Gottes ewiger Verdammung nicht entziehen könne. Dies führt oft zu einem Schuldgefühl und zu Selbstverdammung. Die allgemeine Auffassung, der Mensch sei ein erbärmlicher Sünder, ewiger Strafe ausgesetzt, ist ein tückischer Irrtum, der voll und ganz zurückgewiesen werden muß, wenn unsere Gebete wirksam sein sollen. Diese grundlegende Lüge, die sich auf den fleischlichen Sinn vom Menschen gründet, kann überwunden und geheilt werden. Die Heilung erfolgt, wenn die Menschheit bereit ist, den wahren Begriff von Gott und Seiner Schöpfung, wie er in der Theologie der Christlichen Wissenschaft offenbart wird, anzuerkennen.
In Wissenschaft und Gesundheit lesen wir: „Es würde unseren höchsten Ideen von Gott widersprechen, wenn wir Ihn für fähig hielten, daß Er erst Gesetz und Ursächlichkeit anordnet, um gewisse üble Resultate herbeizuführen, und daß Er dann die hilflosen Opfer Seiner Willensäußerung bestraft, weil sie das tun, was zu tun sie nicht umhin können. Das Gute ist nicht und kann nicht der Urheber von Sündenerfahrungen sein. Gott, das Gute, kann ebensowenig Krankheit hervorbringen, wie Güte Böses verursachen und Gesundheit Krankheit veranlassen kann.“ S. 230;
Gott ist Liebe, die einzige Ursache und der einzige Schöpfer. Unser wahres Sein wird im geistigen Schöpfungsbericht beschrieben, wie er im ersten Kapitel des ersten Buches Mose erscheint. Wir sind der zum Bild und Gleichnis Gottes, der göttlichen Liebe, erschaffene Mensch. Unser wahres Selbst ist das geliebte Kind Gottes, dem Herrschaft über die ganze Erde verliehen ist. Dieser Mensch schließt keine Sünde, keinen Irrtum, keine Materie, keine Krankheit, keine Begrenzung ein. Er wird als völlig gut, als vollständig und vollkommen erkannt, und Gott hat Wohlgefallen an ihm. Keine falsche theologische Auffassung hat jemals Gottes Erkenntnis, daß Sein Ebenbild und Gleichnis vollkommen ist, verdunkelt oder getrübt.
Mrs. Eddy läßt uns nicht darüber im Zweifel, daß Gott, der Vater, Seine Schöpfung zärtlich liebt. Sie schreibt: „Liebe wird niemals Lieblichkeit aus den Augen verlieren. Ihr Glorienschein ruht auf ihrem Gegenstand.“ S. 248. Gott nimmt stets Sein vollkommenes Werk wahr und liebt und segnet Seine Schöpfung. Die Christliche Wissenschaft beweist die allumfassende Tatsache, daß jeder Mensch in Wirklichkeit das Kind Gottes ist, sicher und geborgen, vom himmlischen Vater geliebt, vom göttlichen Gemüt immerdar als Idee umfangen und ewiglich die strahlende Natur Gottes, der Liebe, entfaltend.
