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Wir werden nicht in Versuchung geführt

[Urtext in deutscher Sprache]

Aus der Juni 1973-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Von Natur aus bin ich das, was man einen Defensivfahrer nennt. Ich habe viel zu viel Achtung vor meinen Mitmenschen, als daß ich mir besondere Vorrechte anmaßen würde, nur weil ich hinter einem Lenkrad sitze.

Als ich jedoch auf der Autobahn in mäßiger Geschwindigkeit auf der linken Bahn fuhr, überholte ich dabei zu meiner großen Überraschung nicht nur einen oder zwei Wagen, sondern eine ganze Reihe von Wagen zu meiner Rechten, die alle verhältnismäßig langsam fuhren.

Ich war darüber verwundert, aber nicht lange, denn plötzlich sah ich eine Schranke vor mir, die die linke Bahn versperrte. Ich mußte die Ankündigung, daß die linke Fahrbahn erneuert werde, übersehen haben.

Dank der Zuvorkommenheit eines Fahrers konnte ich in die Kolonne der auf der rechten Bahn fahrenden Wagen einscheren. Wie ich mich nun langsam der Baustelle näherte, sah ich zwei Personenwagen dort halten. Die Fahrer stiegen aus und redeten lebhaft auf einen Verkehrspolizisten ein. Als ich näher kam, zeigten sie auf mich, und der Polizist winkte mir, herauszufahren und anzuhalten.

Die beiden Fahrer beschwerten sich bitterlich über meine Fahrweise. In ihren Augen war ich einer von denen, die Verbotstafeln ignorierten, andere Wagen mit leichtsinniger Geschwindigkeit überholten, um sich dann wieder in die Reihe der Autos hineinzuzwängen, die sie überholt hatten, und dabei alle anderen Fahrer gefährdeten. Der Polizist sagte den beiden Fahrern, welche Schritte sie unternehmen könnten, und wandte sich dann zu mir. Ich erklärte ihm den Sachverhalt und drückte mein Bedauern aus, was ihn jedoch nicht sehr zu beeindrucken schien. Er machte sich die üblichen Notizen, und als ich ihn nach der möglichen Strafe fragte, nannte er einen nicht geringen Geldbetrag.

Bei der Weiterfahrt mußte ich zuerst einen gewissen Groll überwinden, denn die beiden Fahrer waren doch recht heftig in ihrer Ausdrucksweise gewesen. Das gelang mir verhältnismäßig schnell, dank des durch mein Studium der Christlichen Wissenschaft erworbenen Verständnisses, daß der wahre Mensch, die Idee der göttlichen Liebe, niemals einem anderen Menschen geschadet hat und ihm nie schaden will.

Was mich aber noch einige Zeit beschäftigte, war der Umstand, daß ich den anderen Fahrern und dem Polizisten in einem gänzlich falschen Licht erschienen war. Ich, der Defensivfahrer, erschien ihnen als ein rücksichtsloser Fahrer, der die Rechte seiner Mitmenschen mißachtet. Wie war dies nur möglich?

Als ich diese Frage im Licht der Christlichen Wissenschaft betrachtete, kamen mir plötzlich die so gut bekannten Worte aus dem Gebet des Herrn in den Sinn: „Führe uns nicht in Versuchung.“ Matth. 6:13; Blitzartig wurde mir klar, daß ich mich durch mentale Unaufmerksamkeit oder Gleichgültigkeit hatte verführen lassen, mich in einer Weise zu benehmen, die meinem Naturell widersprach. Lassen uns sterbliche Launen nicht manchmal unfreundlich, gleichgültig oder verstimmt erscheinen? Oft benutzen sie Ärger als ihren Kanal. Doch jetzt hatte ich die Täuschungsmanöver des sterblichen Gemüts durchschaut, und ich war dankbar für diese Einsicht. Ich erhielt nie eine Strafanzeige für mein Versehen beim Fahren. Der ganze Vorfall hatte sich wie ein böser Traum aufgelöst.

In dem Buch Wissenschaft und Gesundheit gibt uns Mrs. Eddy die geistige Erklärung des Gebets des Herrn, wie sie es versteht. Über die Bitte, von dem Übel erlöst zu werden: „Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Übel“, schreibt sie: „Und Gott führt uns nicht in Versuchung, sondern erlöst uns von Sünde, Krankheit und Tod.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 17;

Die Christliche Wissenschaft erklärt, daß Gott uns von allen Täuschungsmanövern des Bösen erlöst, weil Gott das schöpferische Prinzip aller Individualität ist, die demnach gut und unveränderlich sein muß. Es gibt nur eine einzige echte Individualität, die göttliche. Der unsterbliche Mensch spiegelt dieses wahre Sein wider.

Das Wissen um die wahre, von Gott verliehene Individualität des Menschen, die unsterblich und ewig ist, schützt uns vor der Versuchung zu glauben, daß Individualität begrenzt und sterblich sei, ob es sich nun um unsere oder die eines andern handelt. „Der unsterbliche Mensch war und ist Gottes Bild oder Idee, ja der unendliche Ausdruck des unendlichen Gemüts, und der unsterbliche Mensch besteht zugleich mit diesem Gemüt und ist gleich ewig mit ihm“, schreibt Mrs. Eddy in Wissenschaft und Gesundheit, und sie fügt hinzu: „Das Bewußtsein und die Individualität des geistigen Menschen sind Widerspiegelungen Gottes.“ S. 336;

Da der wahre, geistige Mensch somit das unendliche Bewußtsein widerspiegelt, das durch und durch gut ist, kann er seine wahre Individualität niemals verlieren. Es mag wohl bisweilen so erscheinen, als sei sie durch einen Nebelschleier sterblichen Denkens versteckt, aber verlorengehen kann sie nicht. Sie gehört zu dem von Gott geschaffenen Menschen.

Die wahre Individualität des Menschen ist unsterblich, unzerstörbar. Diese ewige Wahrheit wurde von Christus Jesus erkannt und klar zum Ausdruck gebracht. Seiner wahren Individualität, dem Christus, getreu, gab er keiner Versuchung nach, seinem höchsten Selbst zuwiderzuhandeln.

Der Christus, die Wahrheit, ist noch immer gegenwärtig, um uns zu leiten und zu schützen und von den Begrenzungen des materiellen Sinnes zu befreien.

„Wer hat euch aufgehalten, der Wahrheit nicht zu gehorchen?“ fragt Paulus in seinem Brief an die Galater, und er gibt den Rat: „Wenn wir im Geist leben, so lasset uns auch im Geist wandeln.“ Gal. 5:7, 25.

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