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„Die bittern Kräuter“ essen

Aus der August 1973-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Viel Läuterung und Erneuerung muß sich in unserem Denken vollziehen, ehe wir für die göttliche Inspiration geistiger Heilung empfänglich sind. Wir müssen tief in die geistigen Wahrheiten des Seins schauen, wie es uns in der Christlichen Wissenschaft gelehrt wird, anstatt den falschen Augenschein der materiellen Sinne zu akzeptieren, der diesen Wahrheiten widerspricht. Praktische Anwendung und Demonstration der von uns behaupteten Wahrheiten im täglichen Leben sind zur Heilung erforderlich.

Die Christliche Wissenschaft ist nicht ein Wahrheits-Heilen, das das Einnehmen von Pillen ersetzt. Wir bedienen uns nicht mentaler Medizin, um kranke Materie zu heilen. Gleichermaßen können wir nicht einen Ausüber der Christlichen Wissenschaft bitten, eine materielle Lage zu verbessern oder uns durch Gebet in einen besseren körperlichen Zustand zu versetzen. Dies ist jedoch das heimtückische Argument, dessen sich das sterbliche Gemüt mitunter bedient, um einen falschen Eindruck von der Christlichen Wissenschaft zu vermitteln, einen Eindruck, den das sterbliche Gemüt sogar unter einigen Anhängern dieser Wahrheit zu nähren versucht. Ein echter Christlicher Wissenschafter greift nicht zur Wahrheit als zu einem Beruhigungsmittel gegen materielle Leiden.

Johannes der offenbarer schreibt von dem Engel mit dem offenen Büchlein in der Hand. Als er um das Büchlein bat, antwortete der Engel: „Nimm hin und verschling's! und es wird dich im Bauch grimmen; aber in deinem Munde wird's süß sein wie Honig.“ Offenb. 10:9; Der entsprechende Abschnitt im Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft, Wissenschaft und Gesundheit von Mary Baker Eddy, lautet: „Wenn ihr diesem göttlichen Prinzip näher und näher kommt, wenn ihr den göttlichen Leib dieses esset — und auf diese Weise an der Natur oder den Urelementen der Wahrheit und Liebe teilnehmt —, dann seid nicht überrascht noch unzufrieden, weil ihr den Schierlingsbecher teilen und die bittern Kräuter essen müßt.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 559;

Heutzutage müssen sich viele, die sich mit der Christlichen Wissenschaft befassen, mit dieser Stelle aus der Offenbarung des Johannes auseinandersetzen. Ganz gleich, ob wir schon jahrelang hingebungsvolle Christliche Wissenschafter oder verhältnismäßig neu in der Wissenschaft sind, die Kräfte des Bösen stellen unser Recht und unsere Fähigkeit, uns auf das zu verlassen, was wir gelesen und demonstriert haben, in Frage.

Daß wir immer schnell auf christlich-wissenschaftliche Behandlung reagiert haben, ist für eine Heilung nicht maßgebend. Viele Male geht eine Heilung so schnell und unerwartet vor sich, daß wir uns beinahe nicht bewußt sind, was sich zugetragen hat. Und wenn wir unser Denken prüfen, mögen wir mitunter feststellen, daß keine große geistige Erneuerung eingetreten ist. Es stimmt schon, daß es uns vielleicht gelang, einen angenehmen Zustand der Materie wiederherzustellen; aber dies mag ohnehin alles gewesen sein, wonach wir wirklich suchten.

Dann haben wir es eines Tages mit einem Problem zu tun, das der Anwendung der Christlichen Wissenschaft nicht schnell weicht. Wir bitten vielleicht sogar einen Ausüber, uns zu helfen, aber es zeigt sich nur wenig oder gar kein Erfolg. Was dann? Bedeutet dies, daß die Christliche Wissenschaft nicht wirksam ist oder daß etwas an ihr falsch ist? Gewiß nicht! Mrs. Eddy bezieht sich mit folgenden Worten aus dem Lehrbuch auf die Wissenschaft: „Die Bezeichnung Wissenschaft, richtig verstanden, bezieht sich nur auf die Gesetze Gottes und Seine Regierung des Weltalls, einschließlich des Menschen.“ S. 128; Können wir ehrlichen Herzens sagen oder denken, daß Gottes Gesetze unzulänglich sind oder Strafen verhängen? Haben wir nicht irgendwie versäumt, unser Leben jenen Gesetzen zu unterstellen, und deshalb ihren Schutz verwirkt?

Ist nicht furchterfülltes oder sündiges Denken der Grund, wenn eine Heilung lange auf sich warten läßt? Was sonst? Es liegt ganz einfach an unserem Versagen, die Wahrheit anzuerkennen, daß Gottes Liebe zum Menschen groß genug ist, um ihn immerdar in ewiger Harmonie zu bewahren.

Eine Christliche Wissenschafterin stellte einmal fest, daß sich an ihr alle symptome von Brustkrebs zeigten, und sie hatte schreckliche Angst. Sie bemerkte die Sache nicht, bis dieser Feind sichtbar geworden war. Doch im Laufe vieler jahre hatten Zeitschriften, Zeitungen und Fernsehen durch falsche Propaganda den Grund für gerade diesen Augenblick gelegt. Nichtbehandelter tierischer Magnetismus, oder das böse Gemüt, hatte eine schlaue Falle gestellt, und sie fand sich darin gefangen. Und der allererste vermessene Gedanke, der sich mit der Diagnose des sterblichen Gemüts einstellte, war, daß es zu spät sei, dem Problem entgegenzuarbeiten, und daß sie sterben würde.

Stellen Sie sich vor, sie war drauf und dran, diese Lüge von etwas Unvermeidlichem, oft Unheilbarkeit genannt, zu akzeptieren! Aber die Wissenschaft der unsterblichen Wahrheit — Gottes Gesetz, das im Bewußtsein des einzelnen am Werk ist — war gegenwärtig, um diesen Irrtum in die Flucht zu schlagen. Es ließ sie solch einen Anspruch nicht akzeptieren und verlangte, daß sie sich in der Kraft ihrer unsterblichen Gotteskindschaft erhebe, um ihre Herrschaft zu beanspruchen. Sie hielt an geistigen Wahrheiten fest und gab nicht nach. Dann erging eines Nachts an sie die Forderung, sich zu entscheiden. Es kam ihr der Gedanke, daß sie, wenn sie sich mitten in einer Schlacht befände, sich nicht ins Kreuzfeuer stellen würde, sondern eine Seite wählen und sich den Schutz zunutze machen würde, den sie gewährte. Und selbst jeder Narr würde die siegreiche Seite wählen. Sie wandte sich rückhaltlos an Gott und beschloß, diese Sache im Hier zu bewältigen anstatt im Hiernach, wie der Versucher sie gedrängt hatte.

Diese Heilung erforderte viel Selbstverleugnung, Erneuerung des Denkens und Wachstum in der Gnade. Es dauerte drei Monate, bis die drückende Lüge von einem materiellen Dasein umgestoßen und der Zerfall falschen, materiellen Denkens durch die kräftigen, substantiellen Tatsachen der unsterblichen Wahrheit ersetzt war, doch die Schwierigkeit wurde durch die Christliche Wissenschaft völlig überwunden. Diese Heilung war besonders interessant, weil bis zu dem Augenblick, wo die Wissenschafterin die göttliche Vollkommenheit erkannte, es allem Anschein nach jeden Tag mit der Materie schlimmer anstatt besser wurde. Die Heilung kam plötzlich. Die Wissenschafterin wurde von ihr ganz erfüllt, und sie empfand eine außerordentliche Erhebung. Es ist auch interessant, daß ihr, als sie sich der Heilung bewußt wurde, nicht der Gedanke kam, nachzusehen, ob die Materie mit ihrem neugefundenen Gefühl von Gesundheit übereinstimmte. Sie wußte es einfach und dankte Gott. Eine Woche später dachte sie daran, nachzusehen, ob die Knoten noch erkennbar waren. Das war natürlich nicht der Fall. Sie waren nie etwas anderes als verhärtete Furcht gewesen.

Gott ist Wahrheit, ohne Unvollkommenheit, ohne Beimischung und ohne Begrenzung. Um gottähnlich zu sein, müssen auch wir in unserem strengen Festhalten an dem göttlichen Prinzip und seinen Gesetzen frei von Beimischungen sein. Mrs. Eddy sagt: „Du verdunkelst das göttliche Gesetz des Heilens und machst es nichtig, wenn du das Menschliche und das Göttliche zusammen in einer Waagschale wiegst oder wenn du die Allgegenwart und Allmacht Gottes in irgendeiner Richtung des Gedankens begrenzt.“ S. 445;

Wenn wir glauben, daß die Materie Macht hat zu heilen, haben wir uns täuschen lassen. Ein sehr heimtückischer Anspruch des Irrtums ist der, daß die Christliche Wissenschaft das Beste in der Welt sei, daß Gott uns aber für jetzt eine zweitrangige Methode, die materielle Medizin, gegeben habe, um die zu heilen, deren Glaube nicht groß genug ist. Ehe die Christliche Wissenschaft wirklich mit der Macht, Mrs. Eddys Prophezeiung zu erfüllen, in das zweite Jahrhundert hineinsteuern kann, muß es jeder einzelne Christliche Wissenschafter in seinem eigenen Bewußtsein mit diesem Anspruch aufnehmen. Wir begrenzen unsere eigene Demonstration in dem Maße, wie wir es zulassen, daß der Glaube an eine andere Macht der Allmacht der Wahrheits-Heilung Widerstand leistet.

Noch eine weitere Annahme, die eien Heilung verzögern kann, ist die Abgeneigtheit, das „Jetzt“ des unsterblichen Seins zu akzeptieren, und somit die mangelnde Bereitschaft, die Lüge aufzugeben, daß uns der Tod gewiß sei. Wenn wir bei unserer Demonstration von dem Gedanken ausgehen, das Problem sei physisch, und daran arbeiten, die Materie wieder vollkommen zu machen, so wenden wir uns von der tatsächlichen Grundlage des metaphysischen Heilens ab.

Wir würden dann überrascht sein, wie anspruchsvoll die Suggestion ist, den angenehmen Zustand der Materie wiederherzustellen oder die Funktion der Materie zu berichtigen. Wir glauben, daß wir diese Zustände verdient haben, und halten hartnäckig an der Richtigkeit solcher Ergebnisse fest. Gleichzeitig aber behaupten wir unseren völlig geistigen Status als ein Kind Gottes. Können wir es nicht begreifen, daß der eine Standpunkt dem anderen entgegenwirkt? Wir können nicht in einem Atemzug die Geistigkeit und die Allheit und Einheit Gottes behaupten und dann alles umkehren, indem wir nach einem besseren physischen Zustand trachten. Heilung ist ein rein mentaler Vorgang, der mit mentaler Wiederherstellung beginnt und endet, obwohl sich die Heilung am menschlichen Körper zeigt.

Der Wunsch, die gänzlich geistige Substanz des Menschen als des Ebenbildes Gottes und die untrennbare Einheit des Menschen mit seinem Ursprung zu sehen und zu verstehen, muß alles andere überwiegen, dann verlagert sich das Schwergewicht auf die Seite des Guten. Da Gedanke und Körper eins sind, wird das unausbleibliche Ergebnis für alle sichtbar werden.

Wenn sich also die Heilung hinauszuziehen scheint, legen wir doch den alten Menschen ab, und ziehen wir den neugeborenen Menschen des Geistes an. Dann wird das Wort „süß sein wie Honig“, und geistige Wiedergeburt wird der Preis der Demonstration sein. Dann werden die Worte Christi Jesu an die Gläubigen von heute gerichtet sein: „Selig seid ihr Armen; denn das Reich Gottes ist euer. Selig seid ihr, die ihr hier hungert; denn ihr sollt satt werden.“ Luk. 6:20, 21.

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