Von Zeit zu Zeit äußern die Menschen Zweifel, ob der Charakter und das Leben Christi Jesu in den Evangelien wahrheitsgetreu beschrieben sind — oder sogar, ob er überhaupt als Person existiert hat.
Es gibt verhältnismäßig wenige und kurze Hinweise auf Jesus von seiten jüdischer oder römischer Schreiber, die um seine Zeit gelebt haben. Viele Menschen glauben, daß alles, was wir über sein Leben und seine Lehren wissen, mündlich an Nachfolger weitergegeben worden war, die ihn nicht persönlich gekannt hatten. Das erste der Evangelien wurde wahrscheinlich erst im dritten oder vierten Jahrzehnt nach seiner Himmelfahrt geschrieben. Doch diese schriftlich niedergelegten Ereignisse und Lehren hatten (und haben noch immer) einen tiefen Einfluß auf unzählige Millionen von Menschen. Sie haben die Menschheit inspiriert, getröstet, umgewandelt und geheilt und sowohl die moralisch wie physisch Toten zu einem nützlichen, glücklichen Leben erweckt. Sie haben die Menschen bereichert, behütet, gelenkt; sie haben Haß durch Liebe, Ungerechtigkeit durch Gerechtigkeit, Krankheit durch Gesundheit, Häßlichkeit durch Schönheit ersetzt — und tun es heute noch.
Könnten dem Menschengeschlecht solche Segnungen durch unbegründeten Glauben zuteil geworden sein? Könnte eine erdichtete Gestalt die Welt für nahezu 2000 Jahre derart zum Guten beeinflußt haben?
Mary Baker Eddy wurde einmal in einer ihrer Klassen von einem ehemaligen unitarischen Geistlichen, Reverend James Henry Wiggin, in dieser Angelegenheit befragt. Herr Wiggin war ein recht guter Bibelkenner mit einem beachtlichen Wissen über die Geschichte des Christentums, und als sich unsere Führerin im Verlauf ihres Unterrichts mit dem Agnostizismus beschäftigte, warf er die Frage ein: „Wie wissen Sie, daß es je so einen Menschen wie Christus Jesus gegeben hat?“ The First Church of Christ, Scientist, and Miscellany, S. 318;
Aber auch Mrs. Eddy hatte ihr ganzes Leben lang die Bibel studiert. Und mehr noch, sie hatte sich in zahllosen Stunden des Gebets mit Gott verbunden. Ihr Bewußtsein war durch geistige Wahrheiten inspiriert worden, die ihr das geschriebene Wort der Bibel erleuchteten und ihm eine Bedeutung vermittelten, die weit über einen buchstäblichen Sinn hinausging. Sie hatte tief über die Evangeliumsbotschaft nachgedacht und eine starke Überzeugung von Gottes erhabener Gegenwart und der Vollkommenheit Seines Universums gewonnen, was sie mit der geistigen Macht ausrüstete, Heilungswerke zu vollbringen, die denen der Jünger des Meisters vergleichbar waren. Sie antwortete Herrn Wiggin mit einer Gewißheit, die aus der Erfahrung kam: „Ich beziehe meine Autorität für die Christliche Wissenschaft nicht aus der Geschichte, sondern aus der Offenbarung. Wenn es niemals solch eine Person wie den galiläischen Propheten gegeben hätte, würde das für mich nichts ausmachen. Ich wüßte trotzdem, daß Gottes geistige Idee der einzig wirkliche, zu Seinem Bild und Gleichnis geschaffene Mensch ist.“ 1
Doch ein Blick auf die Seiten des Lehrbuchs der Christlichen Wissenschaft, Mrs. Eddys Hauptwerk Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, muß jeden von ihrer tiefen Verehrung für Christus Jesus und seine Lehren, wie sie in den Evangelien wiedergegeben sind, überzeugen. Sie benutzte nahezu 300 Zitate aus den Evangelien, und ihre Hinweise auf Jesus selbst sind noch zahlreicher. Sie bezieht sich auf ihn nicht nur als Jesus oder Christus Jesus, sondern auch als den Meister, den Nazarener, den galiläischen Propheten, das Lamm, den Friedefürsten, den Sohn Gottes und als Lehrer und Wegweiser.
Verehrung für Jesus ist eine Regel in der Kirche Christi, Wissenschafter, der Kirche, die Mrs. Eddy gründete. Diese Regel ist im Handbuch Der Mutterkirche festgelegt, dessen Verfasserin sie ist. Es heißt dort: „Unbedachte Vergleiche mit Christus Jesus oder unehrerbietige Bemerkungen über seine Person sind bei einem Christlichen Wissenschafter etwas Unnatürliches und dürfen nicht vorkommen.“ Handb., Art. VIII Abschn. 3; Treue Mitglieder halten sich streng an diese Regel — ja, sie haben kein Verlangen, sie außer acht zu lassen.
Durch das Licht der Inspiration, das die Christliche Wissenschaft auf die Lehren des Meisters wirft, haben sie in gewissem Grade die Wahrheit seiner Prophezeiung bewiesen: „Wer an mich glaubt, der wird die Werke auch tun, die ich tue.“ Joh. 14:12; Mrs. Eddys tiefe Liebe zu ihm war nichts Abstraktes. Sie bewies ihre Verehrung für ihn, indem sie seinen Weisungen folgte. Es wird berichtet, daß er sagte: „Liebet ihr mich, so werdet ihr meine Gebote halten.“ V. 15; Und das tat unsere Führerin. Sie liebte die Menschheit, vergab denen, die sie verfolgten, heilte die Kranken und erweckte sogar die Toten. Sie predigte die frohe Botschaft, daß das Himmelreich mitten unter uns ist — dasselbe Evangelium, das der Meister zu offenbaren kam. Und sie prophezeite die Unsterblichkeit seiner Worte. Vor über 80 Jahren schrieb sie: „Er sagte:, Himmel und Erde werden vergehen; aber meine Worte werden nicht vergehen“, und sie sind nicht vergangen. Die Stürme der Zeit fegen durch die Jahrhunderte, aber seine Worte können sie nicht in Vergessenheit bringen. Sie leben noch, und morgen werden sie lauter reden als heute.“ Vermischte Schriften, S. 99.
Heute bezeugen Mrs. Eddys Nachfolger, Christliche Wissenschafter in der ganzen Welt, daß dies wahr ist. Die machtvollen Lehren des Meisters wandeln den Charakter und das Leben der Menschen um und heilen sie körperlich. Nicht nur durch Offenbarung, sondern aufgrund von Demonstration glauben sie, daß Jesus wirklich gelebt hat. Sie verehren und lieben ihn. Sie studieren täglich die Evangelien und bemühen sich, in Übereinstimmung mit seinen Lehren zu leben. Sie sind überzeugt, daß sein Einfluß unsterblich ist und weiterhin die Welt segnen muß, bis der Christus, den er zum Ausdruck brachte, den letzten Sünder umwandelt und Sünde, Krankheit und Tod in der Erfahrung des Menschengeschlechts auslöscht.
