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Karins Brot

Aus der November 1974-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Karin war immer gerne zur Schule gegangen und stürmte morgens aus dem Haus, so daß sie noch Zeit hatte, vor der Schule mit ihren Freundinnen zu spielen. Aber während der letzten Wochen war sie immer später aus dem Haus gegangen, und seit kurzem traf sie in der Schule ein, nachdem es geläutet hatte.

Eines Abends, als Karin zu Bett gegangen war und zusammen mit ihrer Mutter das Gebet des Herrn gesprochen hatte, fing sie an zu weinen. Sie hatte ihrer Mutter nicht gesagt, was das Problem war. Sie hatte das Gefühl, alt genug zu sein, um es selbst durch Gebet auszuarbeiten, und sie wandte die Wahrheiten an, die sie in der Sonntagsschule der Christlichen Wissenschaft gelernt hatte. Sie hatte es versucht, aber es hatte sich nichts geändert.

„Warum werden meine Gebete nicht erhört?“ schluchzte sie.

„Was ist denn, Liebling?“ fragte die Mutter.

„Du kennst doch das Mädchen, das dieses Jahr neu in unsere Klasse gekommen ist — die Inge. Sie haßt mich aus irgendeinem Grund, und sie hetzt alle gegen mich auf. Ich weiß, ich kann nicht schnell laufen, und ich kann auch nicht sehr gut den Ball werfen. Inge kann es, und sie fing an, allen zu sagen, daß sie nicht in ihrer Mannschaft spielen würde, wenn sie mich mitspielen ließen. Sie ist wirklich schnell und ausdauernd, und jeder will sie auf seiner Seite haben, und so ließ mich allmählich keiner mehr mitspielen.

Ich betete, um sie als Gottes vollkommenes Kind zu sehen. Ich versuchte ehrlich, sie zu lieben. Aber anstatt daß es besser wurde, wurde es schlimmer. So kümmerte ich mich einfach nicht mehr um die andern.“

„Vielleicht muß Inge einfach nur erkennen, daß du in anderen Sachen gut bist“, sagte die Mutter. „Du kannst gut schwimmen und Schlittschuh laufen. Und weiß sie, daß du gerne Geschichten und Gedichte schreibst?“

Karin seufzte. „Das hat sie herausgefunden. Die Lehrerin ließ mich neulich der Klasse ein Gedicht vorlesen, und in der Pause schrie Inge jedesmal, wenn sie mich sah: ‚Seht euch die Zimperliese an. Sie schreibt Gedichte! Warum gehst du nicht nach Hause zu deiner Mama?‘ Und heute sagte sie zu Sabine, daß ich den anderen Mädchen etwas Schreckliches über sie erzählt hätte, und jetzt spricht Sabine auch nicht mehr mit mir. Ich gehe überhaupt nicht mehr zur Schule.“

Karins Mutter legte den Arm um sie. Sie saß ruhig da und lauschte auf eine Idee von Gott, die ihr eingeben würde, was sie sagen sollte. Schließlich sagte sie: „Karin, Christus Jesus zeigte seinen Jüngern, wie sie beten sollten. Wir sprechen sein Gebet jeden Abend, und wir wissen, daß das Gebet des Herrn tatsächlich heilt. Laß uns einen Augenblick über die Stelle nachdenken, wo es heißt: ‚Unser täglich Brot gib uns heute.‘ Matth. 6:11;

Karin sah empört aus. „Ich brauche kein Brot. Ich brauche Freunde.“

„Natürlich brauchst du Freunde“, stimmte die Mutter ihr zu. „Laß uns also Mrs. Eddys Erklärung dieser Zeile lesen: ,Gib uns Gnade für heute; speise die darbende Liebe.‘ Wissenschaft und Gesundheit, S. 17. Wenn wir ‚Gnade‘ haben, dann tun wir das, was Gott gefällt.“

„Aber ich habe doch gebetet, und ich habe ganz bestimmt versucht, nett zu ihr zu sein“, sagte Karin.

„Ja, das hast du, aber offensichtlich ist etwas mehr nötig. Der zweite Teil des Satzes lautet: ,Speise die darbende Liebe.‘ “

Karin schaute auf. „Das brauchst du nicht zu erklären. ‚Darben‘ bedeutet ‚Hunger leiden‘, und mich hungert so nach etwas Freundschaft, daß ich es kaum aushalten kann.“

Die Mutter lächelte. „Das ist eine Art von Hunger, die gestillt werden wird. ‚Unser täglich Brot‘ bedeutet nicht unbedingt nur etwas zu essen. Es kann alles bedeuten, woran es in unserem Leben zu mangeln scheint. Du kannst keinen Mangel an Freunden haben. Niemandem kann die Liebe Gottes vorenthalten werden. Gott speist immer die ,darbende Liebe‘ eines jeden.“

So betete Karin, um zu verstehen, daß die Liebe eines jeden gespeist wurde.

Eine Woche später stürmte sie plötzlich mit strahlendem Gesicht zur Küchentür herein. „Weißt du, was in der Pause passiert ist?“ fragte sie atemlos. Bevor ihre Mutter antworten konnte, fuhr sie fort: „Inge hat sich tatsächlich für ihr Verhalten entschuldigt und hat mich gefragt, ob ich mitspielen wolle!“

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