Es ist hilfreich, die Tatsachen bezüglich einer Situation zu kennen, denn dann können wir illusorische Vorstellungen aufgeben, die sonst das Denken irreführen könnten. Mrs. Eddy schreibt: „Um richtig folgern zu können, sollten wir nur eine Tatsache vor Augen haben, nämlich das geistige Dasein. In Wirklichkeit gibt es kein anderes Dasein, denn Leben kann nicht mit seinem Ungleichnis, der Sterblichkeit, vereinigt werden.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 492;
Die Christliche Wissenschaft lehrt, daß das geistige Dasein die ewige Allheit, Vollkommenheit und Harmonie Gottes kundtut wie auch die geistige Natur des Menschen als Kind Gottes. Gott ist unveränderliches, fortdauerndes, unendliches Gemüt, der Schöpfer und Herrscher des Universums, die große Erste Ursache, die eine ihr gleiche Wirkung hervorbringt. Wenn diese geistigen Tatsachen im Bewußtsein aufdämmern, wird die Annahme, daß Intelligenz, Substanz und Leben in der Materie und daher der Sterblichkeit, Veränderung und Auflösung unterworfen seien, gezwungen zu verschwinden.
Die Heilige Schrift verkündet die unendliche Güte der göttlichen Schöpfung. Wir lesen im ersten Buch Mose: „Und Gott sah an alles, was er gemacht hatte, und siehe, es war sehr gut.“ 1. Mose 1:31; Gott ist das allgegenwärtige und allmächtige Gute, der Schöpfer eines völlig guten Universums. Die Menschheit hat jedoch in ihrer Unwissenheit über die geistige Wirklichkeit diese Tatsache nicht als Grundlage des Denkens und Lebens benutzt, und der Glaube an das Böse, an die Illusion eines von Gott getrennten Daseins, hat sich vervielfacht, bis es scheinbar große Ausmaße angenommen hat. Die Christliche Wissenschaft zeigt uns, wie wir den Irrtum auflösen und seine Nichtsheit beweisen können. Diese Aufgabe kann nur vollbracht werden, wenn wir unverwandt über den Augenschein der materiellen Sinne hinausblicken und die geistige Wirklichkeit, die Wahrheit des Seins, erschauen.
Das Gemüt, dem die unharmonischen Phänomene von Sünde, Krankheit und Tod zugeschrieben werden müssen — das Gemüt, das von Paulus als fleischlich und von der Christlichen Wissenschaft als sterblich bezeichnet wird —, ist nichtintelligent. Es enthält kein Element der Wahrheit. In Wirklichkeit gibt es nicht zwei Gemüter, von denen das eine göttlich und das andere sterblich ist. Es gibt nur ein Gemüt, ein Bewußtsein, ein Wissen. Die Erkenntnis des einen vollkommenen Gemüts, das die großen geistigen Tatsachen des Seins entfaltet, macht die Erkenntnis aller Wirklichkeit aus. Wir lernen in der Christlichen Wissenschaft, daß die materiellen Kundwerdungen von Sünde und Krankheit nicht Tatsachen, sondern Illusionen sind. Die Wissenschaft befähigt uns zu beweisen, daß eine Kenntnis der wirklichen Tatsachen die einzig wirksame Art ist, Illusionen zu vertreiben. Wenn der Irrtum oder das Böse eine Tatsache wäre, dann wären alle unsere Bemühungen, ihn zu überwinden, vergeblich.
Gott herrscht allerhaben. Er ist allgegenwärtig, allmächtig, allwissend, allwirkend. Das fleischliche Denken oder die Mentalität des sterblichen Gemüts trägt nichts in sich, worauf es seine Ansprüche stützen oder wodurch es sie aufrechterhalten könnte, denn es ist nur das angebliche Gegenteil von Gott, dem Guten. Durch die göttliche Wissenschaft können wir beweisen, daß das unendliche und immer gegenwärtige Gute die wirkliche und immerwährende Tatsache der Schöpfung ist.
Wenn wir von der Ursache auf die Wirkung schließen, können wir erkennen, daß Leben, Wahrheit und Intelligenz getrennt von Gottes Allgegenwart, Allwissenheit und Allmacht eine wissenschaftliche Unmöglichkeit sind. Jeder Glaube an endliches Leben, veränderliche Wahrheit oder an solche unintelligenten Bekundungen wie Krankheit, Sünde und Unvollkommenheit ist eine verkehrte Auffassung, ein falscher Begriff vom Sein. Wenn wir die wissenschaftliche Tatsache verstehen, daß der Mensch als Gottes Ebenbild harmonisch ist, weil Gott vollkommen ist, und daß nichts neben dem Guten gegenwärtig oder mächtig ist, dann erfassen wir die Wirkung des göttlichen und vollkommenen Gesetzes Gottes in unseren Angelegenheiten und lernen, daß nichts seiner vollkommenen Herrschaft widerstehen oder seiner heilenden Macht entgegenarbeiten kann.
Eine von mehreren Erklärungen im Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft, Wissenschaft und Gesundheit von Mary Baker Eddy, die die Notwendigkeit betonen, geistige Tatsachen zu begreifen, finden wir auf Seite 428: „Die große geistige Tatsache muß ans Licht gebracht werden, daß der Mensch vollkommen und unsterblich ist, nicht sein wird. Wir müssen das Bewußtsein des Daseins immerdar festhalten, und früher oder später müssen wir durch Christus und durch die Christliche Wissenschaft Sünde und Tod meistern. Der Beweis von der Unsterblichkeit des Menschen wird sichtbarer werden, wenn die materiellen Annahmen aufgegeben und die unsterblichen Tatsachen des Seins zugestanden werden.“
Da Gott der einzige Schöpfer ist — das vollkommene und unsterbliche Gemüt —, muß alles wirkliche Dasein und Gesetz, jede wirkliche Tätigkeit, Herrschaft und Bewegung, die alle vom Gemüt ausgehen, auch vollkommen und unsterblich sein. Das wirkliche Universum und er wirkliche Mensch drücken notwendigerweise die Natur des Geistes aus, der göttlichen Ursache oder des Prinzips allen Daseins. Die Schöpfung kann daher nicht materiell sein. Auf der Grundlage dieser geistigen Tatsachen, dieser wissenschaftlichen Wahrheiten, können wir einen radikalen Standpunkt einnehmen, wenn es darum geht zu beweisen, daß die Ansprüche der Materie und des Bösen sowohl als Ursache wie auch als Wirkung unwirklich sind.
Die falsche Daseinsauffassung, die sich vom materiellen Augenschein täuschen läßt, wird mit den Worten des Paulus folgendermaßen erklärt: „Der natürliche Mensch aber vernimmt nichts vom Geist Gottes; es ist ihm eine Torheit, und er kann es nicht erkennen; denn es muß geistlich verstanden sein.“ 1. Kor. 2:14; Durch die Christliche Wissenschaft lernen wir, die falsche Auffassung, daß der Mensch sterblich und materiell sei, zugunsten der wahren Auffassung vom Menschen als unsterblich und geistig aufzugeben. Wir erkennen, daß der Mensch nicht ein Sterblicher ist, der darum kämpft, seine Gesundheit und Harmonie zu bewahren, sondern daß er eine Idee des Gemüts ist, die von ihrer unerschöpflichen Quelle ausgeht und immer die Energien der Liebe und Wahrheit verkörpert. Wenn wir den falschen Begriff vom Selbst als sterblichem Fleisch aufgeben, finden wir unsere wahre Identität als Gottes Ebenbild. Dann weicht der materielle Augenschein den bewußten Tatsachen der geistigen Wahrheit.
Christus Jesus demonstrierte für uns die gottverliehene Fähigkeit, die geistigen Tatsachen des Seins zu verstehen und ihre heilende und umwandelnde Macht zu beweisen. Durch den geistigen Sinn erschaute er den vollkommenen Menschen der Gottesschöpfung im Gemüt. Dies kommt bei der Gelegenheit zum Ausdruck, wo er Nathanael zu einem seiner Jünger erwählt (s. Joh. 1:43–51). Aus der biblischen Erzählung wird ersichtlich, daß der Meister von Nathanael und selbst von dem Wesen seines Charakters wußte, bevor dieser zu ihm gebracht wurde. Diese christusgemäße Erkenntniskraft löste Nathanaels Ruf aus: „Rabbi, du bist Gottes Sohn, du bist der König von Israel!“
Der Sohn Gottes sieht und hört durch die Sinne der Seele. Jesus hatte gelernt, diese geistigen Sinne zu gebrauchen und dadurch das Zeugnis der materiellen Sinne abzuweisen, das der Materie, Zeit und Unvollkommenheit das Wort spricht. Er bewies, daß der Mensch durch Widerspiegelung nur wissen kann, was Gott weiß, da Gott und Mensch, Vater und Sohn, in der Wissenschaft in Wechselbeziehung zueinander stehen. Es kann kein anderes wahres Wissen geben.
Unseren Bemühungen, verständnisvoll an geistigen Tatsachen festzuhalten und sie anzuwenden, tritt oft der Einspruch einer materiellen Auffassung von den Dingen entgegen: „Ja, das mag wahr sein, aber wir müssen praktisch denken. Wir müssen den Tatsachen ins Auge sehen.“ Wir brauchen uns durch diese Forderung des sterblichen Gemüts nicht erschrecken zu lassen. Solange die abergläubische Annahme, daß Leben, Substanz und Intelligenz in der Materie seien — daß es ein von Gott getrenntes Dasein gebe —, fortbesteht, werden die Trugbilder der Furcht, der Krankheit und des Mangels hartnäckige Tatsachen zu sein scheinen. Und diese Trugbilder sind die „Tatsachen“, denen wir ins Auge sehen sollen.
Lassen wir uns nicht beunruhigen. Diese sogenannten Tatsachen sollten weder gefürchtet noch ignoriert werden. Sie müssen wissenschaftlich umgekehrt werden, und die wirklichen, geistigen, unbesiegbaren Tatsachen der göttlichen Wissenschaft, die die Illusionen des Sinnes zu verbergen, umzukehren oder zu verdunkeln suchen, müssen wir verstehen und ans Licht bringen; wir müssen ihnen ins Auge sehen. Mrs. Eddy erklärt: „Man sollte die Tatsachen der göttlichen Wissenschaft zugeben — wenn auch die Augenscheinlichkeit dieser Tatsachen weder vom Bösen, von der Materie noch vom materiellen Sinn gestützt wird —, weil die Augenscheinlichkeit, daß Gott und der Mensch zugleich existieren, völlig vom geistigen Sinn getragen wird. Der Mensch ist und war stets die Widerspiegelung Gottes. Gott ist unendlich, daher immer gegenwärtig; es gibt keine andere Macht noch Gegenwart. Folglich ist die Geistigkeit des Weltalls die einzige Tatsache der Schöpfung.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 471.
