Die Christliche Wissenschaft lehrt, daß Gott allwissendes Gemüt ist, das eine allumfassende, immer gegenwärtige, immer aktive Bewußtsein. Das göttliche Gemüt ist Alles-in-allem. Es nimmt den ganzen Bereich der Wirklichkeit ein. Es bildet, beherrscht und erhält alles Sein. Die absolute Allheit des göttlichen Gemüts macht also das sterbliche Gemüt ganz und gar unmöglich. Die Christliche Wissenschaft vollbringt ihre Heilarbeit nicht nur dadurch, daß sie den Begriff der Sterblichkeit, den Glauben an ein von Gott getrenntes materielles Leben, als illusorisch beweist, sondern auch dadurch, daß sie die Natur der Wirklichkeit demonstriert.
Der wirkliche Mensch — Ihr und mein wahres Selbst — ist die vollkommene Idee Gottes, das Bild und Gleichnis des Geistes. Dieser Mensch ist ganz und gar geistig. Sein Bewußtsein und seine Individualität bringen Gott zum Ausdruck. Er erlebt ununterbrochen Gesundheit und Harmonie, Güte und Vollkommenheit, und das Gemüt, das ihn als seine Idee erschafft und regiert, versorgt ihn ewiglich mit wahren und gesunden Gedanken.
Mrs. Eddy erklärt die Kraft und Wirklichkeit der vom göttlichen Gemüt stammenden Gedanken und die daraus folgende Kraftlosigkeit und Unwirklichkeit der Gedanken, die ihren Ursprung im sogenannten sterblichen Gemüt haben, und sie schreibt: „Die Christliche Wissenschaft klassifiziert Gedanken folgendermaßen: richtige Gedanken sind Wirklichkeit und Kraft, falsche Gedanken sind unwirklich und kraftlos; sie haben die Natur von Träumen. Gute Gedanken sind mächtig, böse Gedanken sind ohnmächtig, und so sollten sie erscheinen. Mit dieser Einordnung fortfahrend, erkennen wir, daß kranke Gedanken Unwirklichkeit und Schwäche sind, gesunde Gedanken aber Wirklichkeit und Stärke. Ich beweise diese ungewöhnlichen Lehrsätze durch Demonstration; so kann sich jeder von ihrer Wahrheit überzeugen.“ Vermischte Schriften, S. 252;
Die Christliche Wissenschaft zeigt, daß das sterbliche Dasein ein Traum ist, und der Traum schließt den Träumer, das sterbliche Gemüt, ein. Dieses sogenannte Gemüt besteht in Wirklichkeit nicht außerhalb des Traumes. Es träumt lediglich, es existiere. Der Traum ist nicht wirklich, ebenso wie das Gemüt, das ihn angeblich träumt, nicht wirklich ist. Die spezifischen Ansprüche von Sünde, Krankheit und Tod sind Episoden dieses Traumes. Wenn wir nicht wissen, daß der Traum unwirklich ist, werden wir durch diese Episoden hypnotisiert. Der Christus kommt zu dem menschlichen Bewußtsein, um den Mesmerismus zu brechen und uns zu der Erkenntnis zu erwecken, daß wir die Kinder Gottes sind. Und mit dem Erwachen kommt Heilung.
Christus Jesus nahm oft auf die traumartige Natur des sterblichen Lebens Bezug und auf die Macht des Christus, der Wahrheit, gewisse Phasen dieses Traumes zu brechen. Jesus sagte von dem Tod seines Freundes Lazarus: „Lazarus, unser Freund, schläft; aber ich gehe hin, daß ich ihn aufwecke.“ Joh. 11:11; Mrs. Eddy schreibt: „Wenn Jesus Lazarus aus dem Traum oder der Illusion des Todes erweckte, so beweist das, daß der Christus einen falschen Begriff berichtigen konnte. Wer wagt es, diese vollendete Probe von der Macht und Willigkeit des göttlichen Gemüts, den Menschen auf ewig unversehrt in seinem vollkommenen Zustand zu erhalten und des Menschen gesamte Tätigkeit zu regieren, in Zweifel zu ziehen?“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 493;
Das sterbliche Gemüt ist der Träumer und behauptet, sich dem unsterblichen Gemüt zu widersetzen, dem stets wachen, unendlichen und vollkommenen Gemüt, Gott. Es behauptet, seinen Traum als eine Umkehrung der göttlichen Schöpfung darzustellen, die sich aus den Elementen der Materie, der Zeit und der Begrenzung zusammensetzt. Doch solch eine sogenannte Schöpfung ist nichts anderes als eine falsche Vorstellung von gesetzlosen Zwischenfällen, die genauso illusorisch und prinziplos sind, wie es ein Traum sein muß. Die Tatsache bleibt bestehen, daß es in Wirklichkeit kein sterbliches Gemüt und deshalb keinen Augenschein sterblichen Denkens, keine von einer sterblichen Illusion herrührende Nebenwirkung, Nachwirkung oder Belastung gibt.
Wenn wir uns den aggressiven Ansprüchen des fleischlichen Gemüts von unheilbarer Krankheit, drohendem Unheil oder einer weltweiten Wirtschaftskrise gegenübersehen, ist es hilfreich, sich klarzumachen, daß das sterbliche Dasein eine Illusion ist. Eine Illusion ist nicht-substantiell; sie ist das, was zu sein scheint, aber nicht ist. Eine Illusion besitzt keine wirkliche Existenz; sie kann sich nicht verstärken; sie hat keine Intelligenz, um fortzubestehen; sie hat kein Gemüt, kein Opfer, keinen Vertreter, kein Gesetz, keine Ursache und keine Wirkung. Und sie kann das wahre Sein nicht verbergen.
Nur die Schöpfung oder die unendliche Selbstbekundung des Gemüts — wach, allwissend, allwirkend, unendlich und göttlich — hat Substanz und Wirklichkeit. Diese Schöpfung ist der Mensch und das Universum, aus geistigen Ideen zusammengesetzt, die heilig, gesund, vollkommen in ihrem Sein, ohne Opposition und unsterblich sind. Der Mensch spiegelt die göttliche Intelligenz wider. Als die unsterbliche Idee des Gemüts ist er ewiglich fest im Gemüt begründet. Er untersteht allein dem Gesetz des Gemüts und existiert als der reine Ausdruck und Augenschein der Allgegenwart der Liebe, der Fortdauer des Lebens und der Integrität der Wahrheit. Seine Harmonie und sein Wohlbefinden sind ebenso unveränderlich wie das Prinzip, das ihn regiert.
Disharmonie besteht im menschlichen Bewußtsein nur als Illusion und nur so lange, wie das menschliche Bewußtsein die Illusion akzeptiert. Im göttlichen Bewußtsein gibt es überhaupt keine Disharmonie, nicht einmal als Illusion. In der Wahrheit gibt es keine lügnerischen Ansprüche. Die Wahrheit wirkt durch göttliches Gesetz, und dieses Gesetz — da es der Wille Gottes ist — stützt die geistige Wirklichkeit. Es erhält und bewahrt die Harmonie und Vollkommenheit des Menschen und schützt ihn vor den falschen Ansprüchen des sterblichen Gemüts. Der Irrtum scheint uns durch Furcht zu lähmen, doch die Wahrheit befreit uns durch Liebe. Dann besitzen wir keine falschen Ansprüche, sondern kennen nur die Ansprüche der Wahrheit, die Harmonie und geistige Vollkommenheit erzeugen.
Wenn wir sagen, es gebe keine Wirklichkeit in einem schmerzhaften Zustand des Körpers, daß die Schmerzen jedoch wirklich erschienen, dann ist der Anspruch immer noch in unserem Denken, und wir mögen als Folge davon unter ihnen leiden. Durch die Christliche Wissenschaft können wir verstehen, daß der Irrtum, da er nicht von Gott, dem unendlichen Guten, kommt, unwirklich ist; daß er weder als ein wahrer noch als ein falscher Anspruch existiert. Er hat also keinen Anspruch auf den Menschen, und der Mensch kann ihn nicht für sich beanspruchen.
Der Anspruch des Irrtums, daß eine Krankheit von Zeit oder Gesetz gestützt werde, ist nur Teil des Traumes des sterblichen Gemüts von Leben in der Materie, von einem von Gott getrennten Dasein. Es ist tatsächlich nicht schwerer, von einem Traum oder einem Abschnitt eines Traumes zu erwachen als von einem andern. Was angeblich im Traum vor sich geht, spielt keine Rolle. Und dies ist wahr, ob wir nun vom Traum des Schlafes oder vom Tagtraum des menschlichen Lebens sprechen. Diese Erkenntnis ist der erste Schritt zum Erwachen aus beiden Träumen. Die Annahme, daß eine Krankheit akut oder chronisch sei, eine Ursache, einen Ursprung und eine Geschichte habe oder daß sie sich weiterentwickeln oder möglicherweise mit dem Tode enden könne, hat keine Grundlage in der Wahrheit. Da die Krankheit eine Illusion des sogenannten sterblichen Gemüts ist, hat sie weder Ursprung noch Grundlage in der Wahrheit. Wenn wir dies verstehen, können wir die gegenteiligen Suggestionen in dem Augenblick verneinen, wo sie auftreten.
Wenn körperliche Krankheit und andere Phasen der Sterblichkeit uns gegenüberzutreten scheinen, müssen wir darauf achten, daß wir sie nicht als unsere eigenen Gedanken akzeptieren, denn sie zu akzeptieren würde bedeuten zuzulassen, daß der materielle Sinn unser individuelles Bewußtsein zu seinem Wirkungsfeld macht. Wir haben Herrschaft über körperliche Leiden wie auch über unerfreuliche Erfahrungen, wenn wir sehen, daß diese Probleme illusorisch sind und daß wir uns von dem Gemüt trennen können, in dem sie erscheinen. Gott ist das Gemüt des Menschen, und der Mensch kann nichts erleben, was nicht im göttlichen Gemüt stattfindet. Mrs. Eddy schreibt: „Wenn die Vernunft richtig geleitet wird, dient sie dazu, die Irrtümer des körperlichen Sinnes zu berichtigen; doch werden Sünde, Krankheit und Tod wirklich scheinen (geradeso wie die Erfahrungen des Traums im Schlafe wirklich scheinen), bis die Wissenschaft der ewigen Harmonie des Menschen die Illusion von Sünde, Krankheit und Tod durch die unverletzte Wirklichkeit des wissenschaftlichen Seins zerteilt.“ ebd., S. 494.