Wenn Sie die Christliche Wissenschaft richtig anwenden, wenden Sie das göttliche Gesetz an. Je gewissenhafter und vollständiger Sie Ihre Gedanken, Worte und Taten mit dem göttlichen Gesetz in Übereinstimmung bringen, desto vergeistigter ist Ihr Denken. Je vergeistigter Ihr Denken ist, desto besser ist Ihre Heilarbeit. Ihr Gehorsam gegen das göttliche Gesetz ist der Prüfstein für Ihre Geistigkeit.
Wie wichtig ist es dann, zu verstehen, was das göttliche Gesetz wirklich ist und wie wir es anwenden können!
Der Meister, Christus Jesus, sagte, daß er nicht gekommen sei, das Gesetz aufzuheben, sondern zu erfüllen. Was war jenes Gesetz? Die jüdische Lehre lieferte die beiden großen Gebote, die in Jesu Antwort enthalten waren: Liebe Gott und liebe deinen Nächsten. Sie miteinander in Verbindung zu bringen, wie Jesus es tat, mag oder mag nicht ein neuer Ausgangspunkt sein. In einem der Evangelien forderte Jesus einen Schriftgelehrten auf, das Gesetz zu zitieren, und er erhielt diese Antwort. S. Luk. 10:25–27;
Diese Darlegung des Gesetzes war tatsächlich grundlegend und vollständig. Sie faßte die Zehn Gebote des mosaischen Gesetzes zusammen. Aber das so auf einen Nenner gebrachte Gesetz hatte denen, die ihm nach bestem Vermögen folgten, keine Erlösung gebracht. Es gab gewiß viele Rabbiner, die treue Anhänger ihrer Theologie waren und sich aufrichtig und eifrig der Aufgabe widmeten, diese Auffassung vom göttlichen Gesetz in die Tat umzusetzen — Gott, wie sie Ihn kannten, zu lieben und ihren Nächsten zu lieben, so gut sie es nach ihrer höchsten Auffassung von der Liebe vermochten.
Aber nicht einer von ihnen heilte die Kranken und weckte die Toten auf, wie Christus Jesus es tat. Warum? Warum genügte es nicht, daß sie Gott und den Menschen liebten, so gut sie konnten? Weil die Menschheit ein höheres Verständnis von dem göttlichen Gesetz benötigte, um es erfüllen zu können. Dies war der Grund für das Kommen Christi Jesu. Seine Mission war es, das Gesetz zu erfüllen.
Seine letzten alles überragenden Lehren, die er seinen Jüngern gab, sind im Johannesevangelium, Kapitel 13 bis 17, überliefert. In vieler Hinsicht können sie als seine Lehrerbildungsklasse angesehen werden, als seine höchsten Lehren, als die abschließenden Anweisungen, die seine Jünger befähigten, so wie er hinauszugehen, um seine Mission fortzusetzen, nämlich die Menschen zu lehren, wie sie das Gesetz erfüllen können.
Mehrere Male verweist er in diesen Ausführungen auf das neue Gebot, denn er war gekommen, um es ihnen und somit der Welt zu geben. In Johannes 13:34 sowie 15:9 und 12 macht er es klar: Sein neues Gebot bedeutet, daß wir uns untereinander so lieben, wie er uns liebte, und daß er uns liebte, wie Gott ihn liebte.
Dies ist also die Erfüllung des Gesetzes. Dies ist die höchste Darlegung des göttlichen Gesetzes — daß wir göttlich lieben. Mary Baker Eddy faßt es wie folgt zusammen: „Jesus half den Menschen mit Gott zu versöhnen, indem er dem Menschen einen wahreren Begriff von Liebe, dem göttlichen Prinzip der Lehren Jesu, gab, und dieser wahrere Begriff von Liebe erlöst den Menschen von dem Gesetz der Materie, der Sünde und des Todes durch das Gesetz des Geistes, das Gesetz der göttlichen Liebe.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 19;
Dieses Gesetz der göttlichen Liebe ist es, das wir anwenden sollten. Es genügt nicht, daß wir versuchen, Gott und den Menschen von einem menschlichen Standpunkt aus zu lieben. Es ist zwar besser, als überhaupt nicht zu lieben, aber die menschliche Liebe, wie inbrünstig und wohlgemeint sie auch sein mag, vergeistigt das Denken nicht bis zu dem Punkt, wo es heilen kann, wie Jesus heilte. Es genügt nicht, dem menschlichen Gesetz gehorsam zu sein, so unerläßlich dies auch ist. Wir müssen dem göttlichen Gesetz gehorsam sein, das göttliche Gesetz anwenden.
Wir müssen so lieben, wie Christus Jesus liebte. Es scheint große Mühe, viel Übung erforderlich zu sein, um unsere Liebe auf dieses Niveau zu heben. Aber die Anwendung des Gesetzes der göttlichen Liebe ist die größte Freude, die wir erleben können. Da Gott Liebe ist und da Gott Gemüt ist, lieben wir, wenn wir göttlich lieben, nicht nur genügend, sondern auch weise, vernünftig, intelligent, verständnisvoll. Unsere Liebe ist niemals unintelligent oder einfältig, niemals in irgendeiner ihrer Ausdrucksformen falsch oder irregeleitet.
Eine solche Liebe, die in der menschlichen Erfahrung der höchste Ausdruck des göttlichen Gesetzes ist, ist immer gerecht, göttlich verordnet. Sie ist geistige, nicht körperliche Liebe; inbrünstig, herzlich und voll göttlichen Ergötzens, jedoch niemals lustvoll, sinnlich, flüchtig, keine Selbsttäuschung.
Wenn wir das Gesetz der göttlichen Liebe anwenden, wird unser Denken unweigerlich mehr auf eine geistige Ebene gehoben. Um geistig zu lieben, müssen wir geistig denken. Wenn wir göttlich lieben, lieben wir wirksam, erfolgreich, fruchtbar, lieben wir mit der Liebe, um die Christus Jesus Gott für seine Jünger bat: „Und ich habe ihnen deinen Namen kundgetan und will ihn kundtun, damit die Liebe, mit der du mich liebst, sei in ihnen und ich in ihnen.“ Joh. 17:26.
Wenn wir das göttliche Gesetz der Liebe in allem, was wir tun, rückhaltlos, freudig und mit Inspiration befolgen, erfüllt sich das Gesetz, vergeistigt es wirklich das Denken und bringt die heilende Mission der Christlichen Wissenschaft in unserem Leben zu voller Blüte.
Letzten Endes ist das göttliche Gesetz der Liebe das einzige Gesetz und das geistige Sein das einzige Sein. Das menschliche Gesetz, ebenso wie die menschliche Liebe, dient auf dieser Daseinsebene einem sehr nützlichen Zweck, aber es ist manchmal falsch, fehlerhaft, unklar. Nur das göttliche Gesetz ist immer gerecht, immer seiner Durchsetzung gewiß. Nur das göttliche Gesetz der Liebe segnet, erhebt und heilt immer.
Selbst wenn jemand das auf höchster Ebene stehende erleuchtete menschliche Gesetz in aufrichtigster und vortrefflichster Weise anwendet, ist er doch — ebenso wie der ernste Rabbiner zu Jesu Zeiten — wie ein Kind vor Gottes unendlich weisem und höchst gerechtem Begriff von dem unwandelbaren Gesetz der göttlichen Liebe und dessen Durchsetzung. Die Christlichen Wissenschafter wenden dieses Gesetz an, durch ihr Kirchenhandbuch dem neuen Gebot Christi Jesu zu unbedingtem Gehorsam verpflichtet. Artikel VIII Abschnitt 1 des Handbuchs Der Mutterkirche von Mary Baker Eddy, „Eine Richtschnur für Beweggründe und Handlungen“, lautet teilweise wie folgt: „Weder Feindseligkeit noch rein persönliche Zuneigung sollte der Antrieb zu den Beweggründen oder Handlungen der Mitglieder Der Mutterkirche sein. In der Wissenschaft regiert allein die göttliche Liebe den Menschen; und ein Christlicher Wissenschafter spiegelt die holde Anmut der Liebe wider in der Zurechtweisung der Sünde, in wahrer Brüderlichkeit, Barmherzigkeit und Versöhnlichkeit.“
Wir geben die menschliche Liebe nicht auf, noch schieben wir sie als wertlos beiseite. Bevor man das Gesetz der göttlichen Liebe entdeckt, ist sie das Höchste, Lieblichste und Kostbarste, was es gibt. Sie wird vielmehr auf eine höhere Ebene gehoben und vergeistigt und veredelt und umgewandelt, bis wir schließlich als individuelle und unendliche Kundwerdung der göttlichen Liebe leben und wandeln, deren Gesetz alles Sein in ihrer eigenen Natur und Substanz vereinigt. Dies war die Mission Christi Jesu, und dies ist die Mission der Christlichen Wissenschaft.
