Skip to main content Skip to search Skip to header Skip to footer

Nur eine Person

[Urtext in deutscher Sprache]

Aus der Juni 1975-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


„Nimm es nicht persönlich!“

„Das war nicht persönlich gemeint!“

„Nun werde bitte nicht persönlich!“

Dies sind keine ungewöhnlichen Bemerkungen im täglichen Leben. Die „Persönlichkeit“ scheint im allgemeinen Denken einen breiten Raum einzunehmen. Und warum?

Daß eine sterbliche Persönlichkeit verletzbar ist, daß man ihr zu nahe treten oder sie in ihrer Ehre kränken kann, läßt eine ihrer grundlegenden Eigenschaften erkennen: Sie ist offenbar weitgehend von dem abhängig, was die anderen denken. Ja, sie lebt davon, daß man an sie glaubt. Ein Persönlichkeitsbegriff ist nicht etwas, was tatsächlich vorhanden ist, sondern es ist ein Bild, das man sich von jemandem macht, so, wie man sich ihn vorstellt. Mrs. Eddy sagt im Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft, Wissenschaft und Gesundheit: „Die Welt glaubt an viele Personen, aber wenn Gott persönlich ist, gibt es nur eine Person, weil es nur einen Gott gibt. Seine Persönlichkeit kann nur widergespiegelt, nicht übertragen werden.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 517;

Die Folge davon, daß die Welt an viele Personen glaubt, ist offensichtlich. Die Menschen scheinen allen möglichen Einflüssen zu unterliegen, die zu ihrem Aufstieg oder Niedergang, zu gutem oder schlechtem Ansehen beitragen. Die Welt lebt in der Vorstellung von armen und reichen, von kleinen und großen, von wichtigen und unwichtigen, guten und bösen Personen. Wer glaubt, eine gute persönliche Stellung erlangt zu haben, ist geneigt, sie zu behaupten und zu verteidigen, während sein Gegner sich vielleicht bemüht, sie zu untergraben.

Der Hang, nach persönlicher Ehre und Bedeutung zu streben, wird durch die Bibel berichtigt. Wir lesen: „Liebe Brüder, haltet den Glauben an Jesus Christus, unsern Herrn der Herrlichkeit, frei von aller Ansehung der Person.“  Jak. 2:1; Und: „Denn von ihm [Gott] und durch ihn und zu ihm sind alle Dinge. Ihm sei Ehre in Ewigkeit!“  Röm. 11:36; Gott, nicht die menschliche Persönlichkeit, ist der Schöpfer. Er ist der Schöpfer aller Dinge. Nicht der Persönlichkeit, sondern Gott gebührt alle Ehre. Und in ihrem wahren Sein spiegeln alle Männer, Frauen und Kinder die eine Person, Gott, wider — jeder auf seine Weise.

Offenbar fordert die Christliche Wissenschaft von uns eine andere Betrachtungsweise als die, die nichts anderes als sterbliche, begrenzte Personen beinhaltet. Wie können wir dahin kommen, daß wir den Menschen sehen, wie er wirklich ist, als zu Gottes Ebenbild erschaffen? Einen Anhalt gibt uns der Ausdruck „unpersönliches Übel“. Er besagt, daß schlechte Eigenschaften und Charakterzüge nicht zum Menschen gehören, der von Gott geschaffen ist und Gottes Eigenschaften widerspiegelt. Daher gehört das Böse nicht zum wirklichen Wesen eines Menschen. So trennen wir das Böse von uns und anderen und sehen, daß es nicht in der Person seinen Ursprung hat und nicht unlösbar mit ihr verbunden ist, sondern daß es Irrtum und Täuschung ist, eine Lüge über den Menschen Gottes.

Diese Betrachtungsweise läßt ebenfalls erkennen, daß auch das Gute nicht im Menschen seinen Ursprung hat, sondern in Gott, der die Quelle aller Eigenschaften des Guten ist, die der Mensch widerspiegelt. Jesus machte dies ganz deutlich. Er warf seinen Kritikern vor: „Wie könnet ihr glauben, die ihr Ehre voneinander nehmet? Aber die Ehre, die von dem alleinigen Gott ist, suchet ihr nicht.“  Joh. 5:44; Und an anderer Stelle sagte er: „Was heißest du mich gut? Niemand ist gut als allein Gott.“  Mark. 10:18;

Wenn wir verneinen, daß die menschliche Persönlichkeit der Urheber des Guten ist, so bedeutet das nicht, daß wir uns selbst auslöschen. Sicherlich sollten wir nichts dagegen einwenden, wenn uns von anderen Achtung und Anerkennung zuteil wird, und ebensowenig sollten wir es versäumen, das Gute wertzuschätzen und anzuerkennen, wo immer es zum Ausdruck kommt. Die Leugnung der Forderungen der sterblichen Persönlichkeit ist nicht eine Leugnung guter Eigenschaften oder guter Taten, sie bezeugt allein deren wirklichen Ursprung, Gott. „Seine Persönlichkeit“ — und Seine Eigenschaften — „[können] nur widergespiegelt, nicht übertragen werden.“

Wie ganz anders können wir unseren Mitmenschen gegenübertreten, wenn wir uns weigern, irgendwelche uns innewohnenden, eingefleischten schlechten Eigenschaften zu akzeptieren, wenn wir von anderen erwarten können, was wir von uns selbst erwarten — daß sie das tun werden, was ihre Aufgabe ist, nämlich Gottes Eigenschaften widerzuspiegeln. Wir brauchen nicht zu befürchten, daß wir unangenehmen, bösartigen, hinterlistigen Menschen begegnen. Solche Erscheinungen trügen. Sie sind nicht die Wahrheit über den Menschen. „Der Mensch spiegelt unendliche Wahrheit, unendliches Leben und unendliche Liebe wider. Das Wesen des Menschen, so aufgefaßt, schließt alles in sich, was die Ausdrücke ‚Bild‘ und ‚Gleichnis‘ umfassen, wie sie in der Heiligen Schrift gebraucht werden“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 94;, erklärt Mrs. Eddy.

Eine unpersönliche Betrachtungsweise eröffnet neue Möglichkeiten. Die Erkenntnis, daß gute Eigenschaften kein persönlicher Besitz sind, macht sie für alle erreichbar. Sie läßt die Menschen die großen Dinge entdecken, die sie durch Widerspiegelung besitzen. Welch großes Werk noch vor uns liegt, macht Mrs. Eddy in einem Aufsatz mit dem Titel „Vergötterung der Person“ deutlich, der mit folgenden Worten schließt: „Die materielle Daseinsauffassung in wissenschaftlicher Weise unpersönlich zu machen, anstatt sich an die Persönlichkeit zu klammern — das ist das Gebot der Stunde.“ Vermischte Schriften, S. 310.

Wenn Sie mehr Inhalte wie diese erforschen möchten, können Sie sich für wöchentliche Herold-Nachrichten anmelden. Sie erhalten Artikel, Audioaufnahmen und Ankündigungen direkt per WhatsApp oder E-Mail. 

Anmelden

Mehr aus dieser Ausgabe / Juni 1975

  

Die Mission des Herolds

„... die allumfassende Wirksamkeit und Verfügbarkeit der Wahrheit zu verkünden ...“

                                                                                                                            Mary Baker Eddy

Nähere Informationen über den Herold und seine Mission.