Als ich die Sonntagsschule der Christlichen Wissenschaft besuchte, vermochte ich die Bezeichnung „tierischer Magnetismus“ nicht gleich zu begreifen. Ich hatte in der Schule etwas über den Magnetismus der Erde gelernt im Zusammenhang mit magnetischer Anziehung, aber „tierischer Magnetismus“ war mir fremd.
Eines Tages stieß ich beim Studium im Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft, Wissenschaft und Gesundheit von Mary Baker Eddy, auf den folgenden Satz: „Du mußt die bösen Gedanken im ersten Fall beherrschen, sonst beherrschen sie dich im zweiten.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 234;
Hier hatte ich einen wertvollen Hinweis. Ich begann zu begreifen, daß unreine Gedanken aufgedeckt und zurückgewiesen werden müssen, wenn man nicht von ihnen beherrscht werden will. Ich erkannte, daß der vermeintliche Einfluß und die sogenannte Macht böser Gedanken durch die Vergegenwärtigung, daß Gott das einzige Gemüt und der Mensch die vollkommene Idee des Gemüts ist, gebrochen werden kann. Ich konnte sehen, daß jemand, der nicht wachsam ist, der vielleicht unbewußt einen bösen Gedanken als seinen eigenen annimmt und die falsche Natur des Gedankens nicht aufdeckt, ein Opfer des tierischen Magnetismus des sterblichen, materiellen Sinnes und seiner Disharmonien werden kann.
Wie können wir uns gegen einen solchen Einfluß schützen? Indem wir uns die Allheit Gottes, des Guten, vergegenwärtigen und erkennen, daß in dieser göttlichen Allheit das Böse keinen Raum, keine Macht oder Wirklichkeit besitzt. Sein sogenannter Einfluß ist falsch, weil er nicht von Gott ist. Daher kann er uns nicht betrügen. Nur das Gute ist wahr.
Manchmal mag jemand das Opfer seines eigenen irregeführten Willens sein, oder er unterwirft sich vielleicht dem Willen eines anderen, der ihn auf irgendeine Art gefangenhält. Mrs. Eddy schreibt: „Der menschliche Wille ist ein tierischer Trieb, nicht ein Vermögen der Seele.“ ebd., S. 490;
Wir beten im Gebet des Herrn: „Dein Wille geschehe!“ Matth. 6:10; Gott will nur alles Gute für den Menschen, und das schließt einen jeden von uns ein. Wenn jemand von unreinen, unehrlichen Gedanken zu falschen Taten verführt wird, so ist das tierischer Magnetismus, die eigenwillige Neigung einer materiellen Gesinnung, die beansprucht, von jemandes Denken Besitz zu ergreifen. Er bedient sich aggressiver Suggestionen in dem Versuch, einen Menschen dahingehend zu beeinflussen, das Böse als wirklich, ja sogar als wünschenswert anzunehmen, so daß die bösen Gedanken als die eigenen Gedanken akzeptiert werden und er versucht ist, Böses zu tun.
Wenn jemand versucht ist, etwas Falsches zu tun, was er eigentlich seiner inneren Einstellung gemäß nicht tun würde, so ist dies ein Beispiel von tierischem Magnetismus. Wenn er der Versuchung erliegt, dann drückt er etwas aus, was nicht sein wahres Selbst ist. Er macht sich zum Opfer des Bösen. Er muß erkennen, daß das Gute allein mächtig und wahr ist. Die materielle Annahme, die erklärt, daß der Mensch sowohl des Guten als auch des Bösen fähig sei, besagt auch, daß ein Mensch schwächer oder stärker als der andere, eine Fähigkeit stärker und besser als eine andere sein könne. In dieser Suggestion der materiellen Annahme ist keine Wahrheit.
Wenn wir die materielle Schöpfung als wahr akzeptieren, werden wir immer glauben, daß Irrtum irgendwelcher Art uns berühren kann. Wir müssen Gott als den einzigen Vater-Mutter Gott anerkennen und wissen, daß Er alle Seine Kinder als eine geistige, gesunde und harmonische Familie regiert.
In Wissenschaft und Gesundheit lesen wir: „Die Vorstellung, daß beide, das Böse und das Gute, wirklich sind, ist eine Täuschung des materiellen Sinnes, die die Wissenschaft vernichtet. Das Böse ist nichts, es ist kein Ding, kein Gemüt, keine Macht.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 330;
Die Furcht, daß jemand krank sein könne, ist ein falscher Anspruch des tierischen Magnetismus. Sie rührt von der Annahme her, daß der Mensch materiell sei — daß er ein chemisches und biologisches Wesen sei. Sie entspringt der Voraussetzung, daß sowohl Ursache als auch Wirkung in der Materie zu finden seien. Aber die Christliche Wissenschaft demonstriert durch das Heilen der Kranken, daß Krankheitssymptome und ihre augenscheinlichen Ursachen durch das Verständnis der Allheit und Vollkommenheit Gottes und durch das Anerkennen der ungestörten Einheit des Menschen mit Ihm überwunden werden.
Der tierische Magnetismus behauptet, daß die Materie heilen könne. Der weitverbreitete Glaube an materielle Heilmittel ist ein Teil der grundlegenden Annahme, daß es eine andere Macht neben Gott, Geist, gebe. In der Christlichen Wissenschaft lernen wir jedoch, daß es keine Macht, Substanz oder Wirklichkeit in der Materie gibt; daher kann die Materie keine Gesundheit oder Harmonie hervorbringen.
Der tierische Magnetismus mag die menschliche Annahme mit Versprechungen von bezaubernden materiellen Gewinnen blenden. Genauso unternahm es der schlaue Versucher, der persönliche Sinn, Jesus mit schmeichelnden Versprechungen von Reichtum, Macht und persönlicher Ehre zu verlocken. s. Matth. 4:8–10; Sehen wir uns z. B. das heute weitverbreitete Interesse an Lotterien an. Durch den menschlichen Impuls getrieben, „eine Chance zu nützen“, glauben offenbar viele Menschen, daß ihnen ein Lotterielos große Vorteile bringen könne. Aber bedeutet das nicht, sich am Glücksspiel zu beteiligen? Kann eine Lotterie wirklich die Probleme des einzelnen oder einer Gemeinschaft lösen?
Die einfache, unfehlbare Regel ist: „Trachtet am ersten nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch solches alles zufallen.“ 6:33; Unsere Bedürfnisse werden durch das göttliche Gesetz, nicht durch Zufall oder Wunschdenken befriedigt. Das göttliche Prinzip, Gott, ist die unerschöpfliche Quelle des unendlichen Guten.
Der geistige Mensch, der Mensch, der wir wirklich sind, spiegelt die reichen Gaben Gottes wider. Er ist geschaffen, um Gott widerzuspiegeln. Die geistigen Eigenschaften wie Intelligenz, Fähigkeit und die Kraft, recht zu handeln, gehören zu jedem einzelnen — jeder kann sie betätigen. Wie der Vater seinem ältesten Sohn in Christi Jesu Gleichnis vom verlorenen Sohn versicherte, so versichert der liebevolle Vater auch jedem von uns: „Mein Sohn, du bist allezeit bei mir, und alles, was mein ist, das ist dein.“ Luk. 15:13;
Die Bibel gibt uns das erste Gebot Gottes: „Du sollst keine anderen Götter haben neben mir.“ 2. Mose 20:3. Die Christliche Wissenschaft bringt die große geistige Tatsache ans Licht, daß Gott, Geist, das göttliche Leben und die göttliche Liebe, allgegenwärtig ist und alle Macht besitzt. Ein Wissen und Anwenden dieser grundlegenden Wahrheit ist ein sicherer Schutz, der uns für die mannigfaltigen Methoden des tierischen Magnetismus unerreichbar macht, die uns von dem Christus, der wahren, geistigen Idee, wegziehen möchten. Wir haben es in der Hand, diesen Machenschaften des sterblichen Gemüts jederzeit zu begegnen, sie zurückzuweisen und zu verneinen. Unser Denken kann ununterbrochen der Gegenwart und Macht des Guten gewahr sein, wenn wir uns der Inspiration der göttlichen, unendlichen Wahrheit öffnen. Diese geistigen Gedanken und Ideen vertreiben die falschen Ansprüche der materiellen Annahme und lassen uns der immer gegenwärtigen Liebe Gottes bewußt werden.
Die Zurückweisung falschen Denkens ist nicht schwer, wenn wir erkennen, daß es nur einen Gott gibt — ein Gemüt — und daß der Mensch die unsterbliche Intelligenz dieses allwissenden Gemüts ununterbrochen widerspiegelt. Unser wirkliches, gottverliehenes Bewußtsein ist unaufhörlich mit wahren Gedanken erfüllt, die ihren Ursprung in unserem Schöpfer haben. Böse Gedanken können sich nicht behaupten, wenn wir das göttliche Gemüt als unseren einzigen Ursprung anerkennen. In Wirklichkeit ist der tierische Magnetismus nichts, denn Gott, das Gute, ist Alles-in-allem.
