Dieses Zeugnis gebe ich zur Ehre Gottes und um all denen Mut und Hoffnung zu bringen, die von der Annahme geplagt und gebunden sind, daß sie zu alt seien, um eine neue Stellung zu finden oder anzunehmen. Nachdem ich die Christliche Wissenschaft kennengelernt und sie eifrig studiert hatte, stellte ich fest, daß die Segnungen dieser wunderbaren Religion sich sehr schnell zeigten.
Als ich meine vormalige Stellung antrat, hatte ich bereits um viele Jahre die für Frauen übliche Altersgrenze für Neueinstellungen überschritten. Ich hatte in der Abteilung für kulturelle Angelegenheiten des Auswärtigen Amtes gearbeitet, das sich nicht in unserer Stadt befand. Nach mehreren Jahren war das besondere Projekt, an dem wir gearbeitet hatten, abgeschlossen. Man gab uns die Wahl, uns in die Zentrale, die von meiner Heimatstadt weit entfernt war, versetzen zu lassen oder aus dem Dienst auszuscheiden.
Da mein Sohn und ich gerade eine neue Wohnung eingerichtet hatten, verwarf ich den Gedanken an einen Umzug. Ich begann menschliche Schritte zu unternehmen, immer mit dem Gedanken, daß ich wie vorher im Staatsdienst arbeiten wollte, und zwar in derselben Stadt. Doch alle Stellen — vor allem die in meiner Gehaltsstufe — waren besetzt. Viele Male wurde mir gesagt, ich solle es aufgeben, manchmal mit dem Hinweis, daß es an meinem Alter liege.
Eines Tages kehrte ich enttäuscht und müde nach Hause zurück und beschloß, keine menschlichen Schritte mehr bezüglich dieses Problems zu unternehmen. Ich gab mein eigenes Planen, Wünschen und menschliches Hoffen ganz und gar auf. Ich werde nie jenes ruhige Gefühl vergessen, das über mich kam, als ich mich von ganzem Herzen Gott zuwandte, wie ich es damals in meinem noch so neuen Verständnis von der Christlichen Wissenschaft tat. Ich begrenzte mich nicht mehr dadurch, daß ich nicht in eine entfernte Stadt ziehen wollte, und hielt statt dessen an der Überzeugung fest, daß ich dort, wo immer mich Gott auch hinschicken würde, meine gottverliehenen Fähigkeiten einsetzen würde, um Sein Zeuge zu sein. Ich erkannte: je demütiger ich der göttlichen Führung folgte, um so mehr und größere Segnungen würden mir zuteil werden. Dies gab mir eine tiefe Zufriedenheit und ein freudiges Gefühl des Friedens. Nie zuvor war ich mir solch einer allumfassenden Zuversicht bewußt gewesen.
Und in Seiner großen Güte erwählte Gott meinen geliebten Sohn zum Mittler für Seine Botschaft. Plötzlich kam mein Sohn ins Zimmer; er schlug vor, interessehalber das Telefonbuch durchzusehen, um die staatlichen Einrichtungen zu zählen. Plötzlich blieb sein Finger auf dem Namen „Staatliche Hochschule für Musik“ haften. Er schaute mich an und sagte: „Ruf dort an!“ Ich hatte Musik studiert, aber seitdem der Krieg den Beginn meiner Karriere abgebrochen hatte, was mir viel Kummer bereitet hatte, hatte ich nicht mehr geübt. Ich entgegnete: „Wofür? Ich kann nicht unterrichten. Ich kann nicht üben.“ Doch er bestand darauf. Ich rief also die Hochschule für Musik an. Ein Herr meldete sich und erkundigte sich nach meinen Fähigkeiten. Man suchte jemanden, der etwas von Musik, Sprachen, dem Arrangieren von Konzerten und Aufführungen verstand. Er setzte eine Zusammenkunft für den nächsten Tag fest. Ich wurde dem Präsidenten vorgestellt, der mir erzählte, daß diese Stelle ein ganzes Jahr lang nicht besetzt gewesen sei und auf die richtige Person gewartet habe. Es fiel kein Wort über das Alter, und ich bekam die Stellung. Das Hochschulgebäude befindet sich neben meinem früheren Arbeitsplatz, so daß ich nur eine Tür weiter zu gehen brauche.
Aber das war noch nicht alles. Die Lehre, daß das, was einen segnet, alle segnet, sollte vollständig demonstriert werden. Mrs. Eddy schreibt (Wissenschaft und Gesundheit, S. 206): „In der wissenschaftlichen Beziehung von Gott zum Menschen sehen wir: was einen segnet, segnet alle, wie Jesus es an den Broten und den Fischen zeigte — da Geist und nicht die Materie die Quelle aller Versorgung ist.“ Mein Sohn brauchte eine Stellung. Ich machte ihn auf eine Anzeige aufmerksam, die ich in der Zeitung gesehen hatte. Da die Zeitung zwei Wochen alt war, schien es zu spät zu sein. Er ging trotzdem zu der Firma, um sich zu bewerben. Man hatte bereits die richtige Person für die kartographische Abteilung gefunden. Mein Sohn fragte dann, ob er dennoch einige seiner Entwürfe zeigen dürfe. Seine Bitte wurde ihm gewährt. Der Leiter war von der Qualität seiner Arbeit sehr beeindruckt und sagte, daß er mit solch einem Talent sofort mit der Arbeit beginnen könne. So hatten wir beide innerhalb von zwei Wochen unsere Verträge. Seit vielen Jahren arbeiten wir nun in diesen Stellungen mit Freude, Erfolg und Dankbarkeit.
Keine Annahme von Alter oder Begrenzung kann den Ausdruck und die Entfaltung der Talente Gottes, die Er Seinen Kindern zuteil werden läßt, aufhalten. In dem Wissen, daß Er immer unsere Tätigkeiten liebevoll aufrechterhält, können wir zuversichtlich alles vollbringen, was von uns gefordert wird.
Unterschleißheim
Bundesrepublik Deutschland
Dankbar kann ich die Richtigkeit der Ausführungen meiner Mutter bestätigen. In ihrer und in meiner eigenen Erfahrung habe ich viele Male gesehen, wie wir sicher geführt werden, wenn wir uns auf göttliche Führung verlassen, gestützt auf das wissenschaftliche Verständnis, daß Gemüt, Gott, den Menschen befähigt, jede Aufgabe zu erfüllen, die Er uns gibt.