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Wenn Mitgefühl vonnöten ist

Aus der Juni 1976-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Unabhängigkeit und Selbständigkeit sind Eigenschaften, die wir gern in uns und anderen sehen und fördern. Wenn unsere Freunde sich unerschütterlich an das göttliche Pinzip halten und sich in Zeiten der Not entschlossen nur auf Gottes Hilfe verlassen, bewundern wir sie.

Zuweilen mag jedoch in unseren Augen die Kundwerdung dieser starken Eigenschaften die Grenzen des Lobenswerten überschreiten. Wir betrachten dann vielleicht die Kranken, die diese Eigenschaften stark zum Ausdruck bringen, als eigensinnig, halsstarrig und unfreundlich, wenn sie die ihnen angebotene Hilfe ausschlagen. Denen, die ihnen nahestehen und sie lieben, mag es sogar grausam erscheinen, wenn sie darauf bestehen, ein scheinbares Risiko auf sich zu nehmen, anstatt Vorsichtsmaßregeln zu treffen, und sich lieber abmühen und leiden, um etwas selbst zu tun, als Hilfe anzunehmen. Solch eine Haltung kann Freunden viel Sorge bereiten, was darauf hinweist, daß beide Seiten eine Lektion zu lernen haben.

Es bedarf tiefer Weisheit und gegenseitigen Mitgefühls, um zu wissen, wann und wie man den Menschen, die in Not sind, Hilfe anbieten soll und wann und wie man andererseits die angebotene Hilfe, wenn man sie offenbar nötig hat, annehmen soll. Wir brauchen geistige Einsicht, um zu entscheiden, ob wir das Anerbieten oder Annehmen von Unterstützung als Beweis dafür betrachten sollten, daß die göttliche Liebe fähig ist, die leidende Menschheit zu erreichen und die Not zu stillen (ist das der Fall, dann ist es ein Geschenk der Gnade, das wir freudig akzeptieren sollten), oder ob wir es als eine Versuchung ansehen sollten, zur Lösung einer schwierigen Situation zu anderen Mitteln zu greifen, anstatt sich völlig auf Gott, Geist, zu verlassen — Maßnahmen, die letzten Endes die heilende Wirksamkeit des göttlichen Prinzips hinauszögern mögen.

Wer seine Hilfe anbietet, sollte Mrs. Eddys Mahnung in Wissenschaft und Gesundheit in Betracht ziehen: „Wenn der unachtsame Arzt, die Pflegerin, der Koch und der brüske Geschäftsmann, die den Kranken besuchen, mitfühlend wüßten, welche Dornen sie in die Kissen der Kranken pflanzen und derer, die sich voll Heimweh nach dem Himmel von der Erde abwenden — ach, wenn sie es wüßten —, dieses Wissen würde viel mehr zur Heilung der Kranken beitragen und würde ihre Helfer auf den, Ruf der Mitternachtsstunde‘ besser vorbereiten als alle Rufe, Herr, Herr!‘ “Wissenschaft und Gesundheit, S. 364;

Dornen in den Kissen! Das wäre das allerletzte, was einem ein liebevoller Verwandter oder Freund antun würde! Weiter unten gibt uns Mrs. Eddy eine zutiefst geistige und daher die wirkungsvollste Antwort auf die Frage, wie wir am besten helfen können. Sie schreibt: „Besitzt der Wissenschafter christliche Liebe genug, um seine eigene Vergebung und solches Lob zu gewinnen, wie der Magdalena von Jesus zuteil wurde, dann ist er Christ genug, um sich wissenschaftlich zu betätigen und mit seinen Patienten erbarmungsvoll zu verfahren, und das Ergebnis wird mit dem geistigen Vorhaben übereinstimmen.“ ebd., S. 365; Gewiß könnte dieser Satz einem Christlichen Wissenschafter Aufschluß darüber geben, wie er sich verhalten sollte, wenn er jemandem, und zwar nicht nur seinen Patienten, helfen möchte.

Ist es schwer, untätig dazustehen und zuzusehen, wie ein Freund ringt und sich bemüht, seine Unabhängigkeit durch die Macht des Christus zu beweisen? Dann ist vielleicht gerade eine größere Liebe Ihrerseits vonnöten — eine Liebe, die sich auf die Erkenntnis gründet, daß die göttliche Liebe die Bedürfnisse des Betreffenden zu stillen vermag —, um den Halt der entkräftenden Suggestionen des sterblichen Gemüts zu lockern. Wenn Sie in Ihrem eigenen Bewußtsein von dem Traum frei werden, einen geliebten Menschen leiden zu sehen, und wenn Sie die Furcht dadurch überwinden, daß Sie sich der Gegenwart des Christus, der Wahrheit, und seiner Fähigkeit, die falschen Bilder des sterblichen Denkens auszulöschen, mehr bewußt werden, wird dies viel zu der Heilung beitragen, die Sie beide so gern erleben möchten.

Für jeden wird es eine Heilung sein. Für Ihren Freund wird es eine Erlösung von seinem Leiden sein, für Sie wird es eine Erlösung von dem Schmerz sein, ihn leiden zu sehen. Und beide Aspekte dieser Heilung sind wichtig, denn einen geliebten Menschen in Not zu sehen kann sehr schmerzhaft sein — ja, es kann so schmerzhaft sein, daß es uns glauben macht, wir wären lieber der Patient als der Zeuge. In einem solchen Fall kann der Patient, wenn er erkennt, wie sehr seine Freunde leiden, und wenn er dann selbst mehr Weisheit und Mitgefühl zum Ausdruck bringt, um ihnen zu helfen, oft zu seiner eigenen Genesung beitragen.

Die Bibel fordert uns auf, angesichts des Bösen nicht zu wanken, sondern in der Gewißheit stark zu sein, daß Gott die Macht hat zu heilen. Doch sie sagt auch: „Die Weisheit aber von oben her ist aufs erste lauter, danach friedsam, gelinde, läßt sich etwas sagen, voll Barmherzigkeit und guter Früchte, unparteiisch, ohne Heuchelei.“ Jak. 3:17;

Die geistige Macht, die uns rät, streng an der unsterblichen Wahrheit festzuhalten, und uns davor warnt, mit materiellen Heilmitteln Kompromisse zu schließen, legt uns auch ans Herz, Reinheit, Frieden, Güte und Barmherzigkeit zum Ausdruck zu bringen. Und wenn wir unseren vertrauten Freunden, die um unser Wohlergehen besorgt sind, mehr liebevolles Verständnis entgegenbringen und gütige Rücksichtnahme zeigen — wenn wir bereitwilliger mit Geduld und Liebe ihrem menschlichen Bedürfnis nach Sicherheit begegnen —, mögen wir sehr wohl zu unserer eigenen Heilung beitragen. Mrs. Eddy sagt: „Ein wenig mehr Freundlichkeit, ein geläuterter Beweggrund, einige liebevoll mitgeteilte Wahrheiten, ein besänftigtes Herz, ein beherrschter Charakter, ein hingebungsvolles Leben würden die rechte Tätigkeit des inneren Triebwerks wiederherstellen und offenbaren, daß die Bewegung von Körper und Seele im Einklang mit Gott steht.“Vermischte Schriften, S. 354;

Nur die von Gott, dem göttlichen Gemüt, stammende Weisheit kann uns zeigen, wie wir uns von unseren Freunden leicht „etwas sagen lassen“ können, ohne mit unserem Gewissen in Konflikt zu geraten. Und nur die von Gott, der Wahrheit, stammende Integrität kann uns dazu befähigen, ohne Heuchelei so zu sein. Gott, Geist, „erforscht alle Dinge“ 1. Kor. 2:10. und beurteilt unsere Motive gerecht. Die Heilung wird also nur insofern gefördert, als es unser aufrichtiger Wunsch ist, mehr Liebe zu Gott und dem Menschen zum Ausdruck zu bringen, anstatt uns einfach die Mühe zu sparen.

Wo aber wirklich mehr Liebe zum Ausdruck gebracht wird, muß eine Heilung immer augenscheinlicher werden. Mehr Verständnis, Mitgefühl und Rücksichtnahme auf unsere vertrauten Freunde zum Ausdruck zu bringen, wenn sie uns oder wir ihnen behilflich sind, mag gerade das sein, was nötig ist, um die Gesundheit, die sich alle so sehr wünschen, wiederherzustellen.

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