Niemand braucht sein ganzes Leben hindurch eine Strafe für irgendein trauriges Ereignis zu tragen, das vor seiner Geburt oder in seiner frühen sterblichen Erfahrung stattgefunden hat. Und doch gibt es viele, die die Narben der Kindheit hegen und pflegen und sie für ihre Fehler und Mißerfolge in späteren Jahren verantwortlich machen.
Die durch Unbeholfenheit und Ungestüm aufgeschürften Knie und verletzten Finger haben im allgemeinen nicht diese Narben hinterlassen. Sie mögen gelegentlich an einen Sturz aus der Wiege oder an irgendein anderes unglückliches Ereignis erinnern, aber meistens sind sie mental: Erinnerungen an Enttäuschungen und Ungerechtigkeiten, an Erschütterungen durch ein unharmonisches Familienleben, an die durch Armut erlittenen Entbehrungen. Traurige Umstände wie diese, die manchmal wirklich erscheinen, aber nicht selten eingebildet sind, läßt man allgemein zu gern bis ins fortgeschrittene Alter als Gründe für ein wechselhaftes Temperament, für Mangel an Erfolg und schlechte Gesundheit fortbestehen. Aber das braucht man nicht zu tun und wird es auch nicht tun, wenn man etwas von Gottes Gesetz der immerwährend sich erneuernden Liebe und Fürsorge für alle Seine Kinder versteht.
„Siehe, ich mache alles neu!“ Offenb. 21:5; war ein wichtiger Punkt der Vision von der geistigen Wahrheit, die Johannes auf der Insel Patmos zuteil wurde. Der Apostel Paulus äußerte den gleichen Gedanken, als er in einem Brief sagte: „Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur; das Alte ist vergangen, siehe, es ist alles neu geworden!“ 2. Kor. 5:17; Wir alle werden schließlich den in der Vergangenheit liegenden menschlichen Erlebnissen den Rücken kehren und die Lehre der Erneuerung, die das Christentum darlegt, akzeptieren müssen.
Christus Jesus lehrte, daß der Mensch das geliebte Kind Gottes, des Geistes, ist. Die wissenschaftliche Tatsache ist, daß wir alle der geistige Sprößling Gottes, des Geistes, des Lebens und der Liebe, sind. Wir sind zu Seinem Ebenbild erschaffen. Wir spiegeln Ihn wider und werden für immer als Sein Ebenbild erhalten, vollständig, befriedigt und harmonisch. In Wahrheit leiden wir niemals auch nur für einen Augenblick an Mangel, Verlust oder Verfall. Wir verlieren nicht die durch göttliches Gesetz festgelegte geistige Vollkommenheit. In unserem wirklichen, gotterschaffenen Sein sind wir niemals weniger als vollkommene Vertreter des vollkommenen Gemüts.
Die Christliche Wissenschaft zeigt, daß wir, wenn wie diese Offenbarung der geistigen Wahrheit akzeptieren und ihr gemäß leben, nicht mehr das Gefühl haben, wir hätten endlos unter Kindheitserfahrungen zu leiden. Der Schorf und die Narben alter mentaler wie physischer Wunden verschwinden, und wir beginnen uns unserer vollkommenen Identität zu erfreuen, die Gott für uns geschaffen hat und die niemals wirklich befleckt gewesen ist.
Die Christliche Wissenschaft betont, daß der wirkliche Mensch seinen Status als Gottes geistige Idee nicht verliert. Die Annahme, daß er ihn verliere, ist eine Phase des tierischen Magnetismus — der Lüge, daß es eine von Gott, dem göttlichen Gemüt, getrenntes Gemüt gebe, das Böses erzeugt und viele materielle Männer und Frauen erschafft, die dem Bösen ausgesetzt sind. Aber der Mensch ist niemals sterblich und materiell. Gottes Idee macht keine Fehler und leidet nicht unter ihnen. Sie lebt nicht in einem sterblichen Universum, wo sie der Gleichgültigkeit anderer Menschen oder ihrem Laster zum Opfer fallen kann.
In Wissenschaft und Gesundheit schreibt Mrs. Eddy unter der Randüberschrift „Der Mensch nie weniger als ein Mensch“: „Wäre der Mensch in dem frühesten Stadium seines Daseins Erde gewesen, dann könnten wir der Hypothese beipflichten, daß er schließlich zu seinem Urzustand zurückkehrt; aber der Mensch war nie mehr und nie weniger als ein Mensch.“ Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, S. 244;
Diese Christus-Offenbarung des wahren Seins als ewiglich geistig und harmonisch befähigt uns, tagtäglich mit all den Suggestionen von Disharmonie in unserem Leben fertig zu werden, einschließlich jener, die eine Geschichte zu haben scheinen — ja, sie verpflichtet uns dazu, dies zu tun. Sie zerstört die Wurzeln und Stützen falscher Charakterzüge, die wir zum Ausdruck bringen, ebenso wie körperliche Disharmonie, und Rechtschaffenheit zeigt uns, daß wir bereit sein sollten, die notwendigen Schritte zur Beseitigung dieser mentalen Irrtümer wie auch der körperlichen Schwierigkeiten zu unternehmen.
Unsere Wahrheitsliebe gibt uns die Kraft, z. B. die liebgewordene menschliche Annahme aufzugeben, daß der Verlust eines Elternteils in den frühen Jahren uns dazu berechtige, später etwas selbstsüchtig zu sein. Sie befähigt uns, freudig die Vorstellungen fahrenzulassen, daß in der Kindheit erlittene Entbehrungen durch übermäßigen Genuß ausgeglichen werden oder ein plausibler Grund für irgendeine Eigenheit im fortgeschrittenen Alter sein könnten.
Wenn wir bereit sind, das Unsrige zu tun, um im gegenwärtigen Leben die mentale Vollkommenheit herzustellen, die für Gott, die göttliche Wahrheit, das ewiglich Normale ist, der Menschheit aber wie eine Erneuerung erscheinen mag, dann können wir auch den Segen physischer Wiederherstellung ernten, den der Christus uns verheißen hat. Was auch immer der sterblichen Annahme nach unser Alter sein mag, wenn diese Regel der ewigen Vollkommenheit angewandt und die Annahme zerstört wird, daß es irgendeinen fernliegenden, aber berechtigten Grund für Disharmonie gebe, werden wir zu unserer Freude sehen, wie die Disharmonie verschwindet und die Gesundheit wiederhergestellt wird.
Mrs. Eddy schreibt: „Die fernliegende Krankheitsursache oder- annahme ist nicht gefährlich aufgrund ihrer Priorität und aufgrund des Zusammenhangs der sterblichen Gedanken der Vergangenheit mit denen der Gegenwart. Die vorbereitende Ursache und die erregende Ursache sind mental.“ Und weiter unten fährt sie fort: „Im Verhältnis zu unserem Verständnis von der Christlichen Wissenschaft werden wir frei von der Annahme der Erblichkeit, der Annahme von Gemüt in der Materie oder dem tierischen Magnetismus; und im Verhältnis zu unserem geistigen Verständnis von dem Tatbestand des unsterblichen Seins nehmen wir der Sünde die Waffen ihrer Scheinmacht ab.“ ebd., S. 178.