Ist es nicht beglückend zu empfinden, daß andere uns schätzen und lieben — und wir sie? Woher kommt dieses spontane Gefühl tiefer Zufriedenheit? Es ist die Gegenwart des Christus, der göttlichen Wahrheit allen Seins, die wir in anderen erkennen können und die unser Denken mit Ruhe, Frieden und ausströmender Liebe erfüllt.
Wenn wir die Gegenwart der göttlichen Liebe empfinden, die glücklich und zufrieden macht, fühlen andere sie ebenfalls, und sie erwidern sie. Dies trifft auf alle Begegnungen von Mensch zu Mensch zu — zu Hause, am Arbeitsplatz, auf der Straße, in der Bahn, ja sogar beim Autofahren. Wo immer wir mit anderen Menschen in Berührung kommen, können wir uns der Allgegenwart Gottes, der göttlichen Liebe, mit einem Gefühl des Vertrauens und der Sicherheit bewußt sein und den Beweis dafür sehen.
Mrs. Eddy schreibt in Wissenschaft und Gesundheit: „Jesus sah in der Wissenschaft den vollkommenen Menschen, der ihm da erschien, wo den Sterblichen der sündige, sterbliche Mensch erscheint. In diesem vollkommenen Menschen sah der Heiland Gottes eigenes Gleichnis, und diese korrekte Anschauung vom Menschen heilte die Kranken. So lehrte Jesus, daß das Reich Gottes unversehrt und allumfassend und daß der Mensch rein und heilig ist.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 476;
Die Bibel ermahnt uns: „Alle Bitterkeit und Grimm und Zorn und Geschrei und Lästerung sei ferne von euch samt aller Bosheit. Seid aber miteinander freundlich, herzlich und vergebet einer dem andern, gleichwie Gott euch vergeben hat in Christus.“ Eph. 4:31, 32;
Wahre Brüderschaft unter den Menschen wird begründet werden, wenn die Menschen verstehen, daß der wirkliche Mensch eins ist mit Gottes harmonischer Familie und von dem göttlichen Gesetz der Liebe in unbegrenzter Vollkommenheit und Vollständigkeit erhalten wird. Die meisten Schwierigkeiten, die zwischen den Menschen entstehen, rühren von der falschen Auffassung her, daß der Mensch ein Sterblicher mit einem eigenen Gemüt und Willen sei. Furcht, Eigenwille, Gereiztheit, Mißtrauen, Ungeduld, Herrschsucht und die Abgeneigtheit, das Gute in anderen anzuerkennen — all dies verschließt dem Fortschritt die Tür, es verhindert, daß wir das Gemüt des Christus anlegen, durch das jeder einzelne seine Freiheit erlangt.
Christus Jesus gab uns das Gebet des Herrn, das in seiner wundervollen Schlichtheit die Richtschnur für jedes heilende Gebet ist. Zu den Worten „Und vergib uns unsere Schuld, wie wir vergeben unsern Schuldigern“ Matth. 6:12; gibt uns Mrs. Eddy folgende geistige Auslegung: „Und Liebe spiegelt sich in Liebe wider.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 17; Dies ist auf alle unsere Begegnungen von Mensch zu Mensch anwendbar.
Als ich selbständig war, prüfte das Finanzamt jedes Jahr die Geschäftsbücher. Viele Leute, die ich kannte, fürchteten sich, wenn der Prüfer kam, weil sie glaubten, daß solche Prüfungen für sie ungünstig ausfallen und zu größeren Steuernachzahlungen führen würden. Da auch ich in den Fehler verfiel, ein schlechtes Ergebnis anstatt ein gutes zu erwarten, hatte ich als Folge des falschen Denkens mit den gleichen Schwierigkeiten zu kämpfen. Doch ich hatte ja die Christliche Wissenschaft. Warum wandte ich sie nicht an?
Schließlich erkannte ich, daß ich als Kind Gottes mehr Nächstenliebe, Freude, Gerechtigkeit und Vertrauen auf Gott suchen und zum Ausdruck bringen sollte und daß ich in keine Lage kommen konnte, wo Haß, Mißgunst und Ungerechtigkeit die Oberhand gewinnen konnten. Jeder, so folgerte ich, mit dem wir in Berührung kommen, sollte als das gesegnete Kind Gottes, als der bewußte Ausdruck der Gerechtigkeit und Harmonie und der Macht des göttlichen Geistes, der göttlichen Liebe, angesehen werden, nicht als eine bösartige Person, die versucht, Furcht und Mißtrauen zu stiften. Die Bibel gibt uns den Rat: „Die brüderliche Liebe untereinander sei herzlich. Einer komme dem andern mit Ehrerbietung zuvor.“ Röm. 12:10;
Als die nächste Prüfung kam, empfing ich den Prüfer ruhig und freundlich mit den Worten: „Ich freue mich, daß Sie gekommen sind.“ Der Prüfer war überrascht und erwiderte: „Das hat mir noch keiner gesagt.“ Die Umwandlung oder Heilung zeigte sich augenblicklich. Ich war sofort frei von Furcht, Mißtrauen und einem Schuldgefühl. Der Prüfer war äußerst liebenswürdig und hilfsbereit. Er sah, daß alles, was ich ihm vorlegte, nach bestem Wissen und Gewissen niedergeschrieben worden war.
Die Prüfung endete harmonisch und zum erstenmal ohne wesentliche Beanstandungen. Da ich den Erfolg meiner metaphysischen Arbeit sah, bereitete ich mich auch zukünftig gründlich vor, indem ich mit der in der Christlichen Wissenschaft erklärten geistigen Wahrheit arbeitete. Das nächste Mal sagte ein anderer Prüfer sehr freundlich: „Bei Ihnen weiß ich, daß alles in Ordnung ist.“ Diese Prüfung verlief fehlerlos.
Sind wir täglich bereit, freundlich zu jedermann, zuvorkommend und selbstlos zu sein, darauf zu achten, daß wir nicht ungeduldig, zornig und ärgerlich werden — keinem kritischen oder mißtrauischen Gedanken nachgeben? Ein warmer Händedruck, ein verständnisvolles Lächeln können heilend wirken, wenn sie der Liebe zu Gott und dem Menschen entspringen.
Wie steht es mit unseren Freunden in unseren Zweigkirchen? Lieben wir sie alle? Oder sind wir gegen einzelne voller Kritik, und sind sie uns unsympathisch? Es ist entschieden hilfreicher, alle Menschen, mit denen wir in Berührung kommen, als vollkommene Kinder Gottes zu sehen und jedes Problem von dieser geistigen Grundlage aus zu heilen.
Mrs. Eddy schreibt: „Wenn wir den Kranken die Türen ihrer Gefängnisse öffnen wollen, müssen wir erst lernen, die zerbrochenen Herzen zu verbinden. Wenn wir durch den Geist heilen wollen, dürfen wir das Pfund des geistigen Heilens nicht unter dem Schweißtuch seiner Form verbergen noch die Moral der Christlichen Wissenschaft in den Grabtüchern ihres Buchstabens begraben.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 366;
Wie dankbar können wir sein, daß die Christliche Wissenschaft in unser Leben gekommen ist. Richtig angewandt, hilft sie uns, Fehler, die wir gemacht haben, einzusehen und wiedergutzumachen — natürlich mit dem notwendigen Vorgang der Selbstberichtigung, der Selbstbeherrschung und der Selbstreinigung. Fehler, die bereut und berichtigt werden, können als Sprossen an der Leiter dienen, die zu geistigen Höhen führt.
In unseren täglichen Begegnungen von Mensch zu Mensch haben wir Gelegenheit zu beweisen, was der Apostel Petrus den Christen zu seiner Zeit anbefahl: „So demütiget euch nun unter die gewaltige Hand Gottes, daß er euch erhöhe zu seiner Zeit.“ 1. Petr. 5:6.