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Der Radikalismus, der mäßigend wirkt

Aus der April 1977-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Wenn wir auf das letzte Jahrzehnt zurückblicken, wird uns so richtig bewußt, welchen Wert manche Menschen radikalen Handlungen beigelegt haben. Sie haben Flugzeuge und Menschen entführt, Bombenanschläge verübt, ja sogar Morde begangen, um auf nationaler oder internationaler Ebene die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Aus manchen Fällen ist klar ersichtlich, daß sich hier Männer und Frauen zu extremen Aktionen getrieben fühlen, um — wie sie glauben — eine gerechte Sache zu unterstützen.

In scharfem Gegensatz dazu konnte Mrs. Eddy, die auf eine ganz andere Art radikal war, schreiben: „Seid maßvoll im Denken, Reden und Tun. Sanftmut und Mäßigung sind die in Weisheit gefaßten Edelsteine der Liebe. Bezähmt den ungemäßigten Eifer. ‚Lernt arbeiten und warten.‘ “ Rückblick und Einblick, S. 79;

Eine bekannte Aktion, die radikale Elemente in der ganzen Welt immer wieder durchführen, ist, Geiseln zu nehmen und zu halten, um sie dann gegen ein Lösegeld freizulassen. Angenommen, einer Gruppe Radikaler wäre die Armut, ja der Hunger der Menschen so nahe gegangen, daß sie Geiseln nähme und von der Allgemeinheit Nahrungsmittel für die Hungernden verlangte. Selbst wenn Tausende von hungrigen Menschen kostenlos Lebensmittel erhalten könnten, bliebe doch ihr Hunger in sehr wesentlichem Sinne ungestillt. Und letzten Endes mögen solche Radikale sehr wohl feststellen, daß sie wenig erreicht haben.

Eine allgemeine Tendenz scheint sich klar abzuzeichnen. Wo Ungerechtigkeit zu herrschen scheint, gibt es auch jene, die bereit sind, eine Lösung durch radikale Gewaltakte herbeizuführen. Sie sehen keine andere Alternative. Gibt es denn überhaupt eine solche? Ist es möglich, dem menschlichen Denken einen Radikalismus nahezubringen, der geistig mäßigende und heilende Kräfte auslöst anstatt Konfrontation, Gegensätzlichkeit und mitunter zerstörerische Gewaltanwendung? Gibt es einen Radikalismus, der nicht nur Mäßigung hervorruft, sondern, was noch wichtiger ist, Ungerechtigkeit im menschlichen Leben beseitigt?

Christus Jesus bot eine solche Alternative. Seine barmherzige Speisung der Fünftausend war eine wahrhaft radikale Tat. Er bereitete sich auf diesen Segen vor, indem er sich still und dankbar an Gott wandte. Dies deutet offensichtlich auf eine völlig andere Denk- und Handlungsweise hin. Und doch führte die Macht dieser Einstellung eine liebevolle heilende Lösung für die menschliche Not herbei. Seine Tat war radikal, aber gleichermaßen befriedigend.

Manche mögen sich über den Gedanken lustig machen, daß die Menschheit heute mit dieser Art radikaler Denkweise, die Jesus so natürlich fand, etwas anfangen, ja unweigerlich heilen könne. Dessen ungeachtet beweisen viele dies für sich selbst als eine gegenwärtige Möglichkeit. Sie sind auch zu der festen Überzeugung gelangt, daß die Wahrheiten, die Jesus lehrte, auf die echten Bedürfnisse des einzelnen oder einer Gruppe Bezug haben und anwendbar sind, ganz gleich, ob es sich bei diesen Bedürfnissen um die Freiheit von Unterdrückung, Hunger, Unwissenheit oder irgendeiner anderen Form materieller Begrenzung handelt.

Die folgende Ermahnung des Paulus weist auf wahrhaft wirksamen Radikalismus hin: „Eure Lindigkeit lasset kund sein allen Menschen!“ Phil. 4:5; Der Radikalismus, den die Christliche Wissenschaft lehrt und ausübt, erfüllt die tiefsitzende menschliche Frustration mit einem göttlich mäßigenden und erhebenden Einfluß, der tatsächlich heilt. Sie enthüllt eine Gegenwart, die die Menschen aus den ungerechten Bedingungen des Materialismus befreit.

Jesus verstand, daß das Leben im wesentlichen und ewiglich geistig ist, nicht materiell. Somit erkannte er, daß jedes gegebene Bedürfnis in erster Linie ein Bedürfnis nach geistigem Erwachen ist, nicht nach mehr materiellen Dingen oder gesünderen materiellen Verhältnissen. Diese grundlegende Prämisse ist eine radikale Abkehr von den allgemein akzeptierten Methoden, die menschlichen Bedürfnisse zu stillen.

Jesus betete Geist als seinen einzigen Gott an. Darüber hinaus weigerte er sich, sich vor den Begrenzungen eines falschen Gottes — des Materialismus — zu beugen oder sich ihm zu unterwerfen. Er vermittelte dem hungernden Herzen eine klare Erkenntnis vom wahren Dasein des Menschen, das geistig vollkommen und vollständig ist. Das geistige Erwachen, das das empfängliche Herz erlebte, veränderte tatsächlich den menschlichen Zustand. Wo Krankheit um sich gegriffen zu haben schien, herrschte Gesundheit. Wo Mangel empfunden wurde, machte sich reiche Fülle bemerkbar.

Wenn materielle Bedingungen ungerecht, unfair erscheinen, können wir Christi Jesu Beispiel folgen. Wir können uns im Gebet an den unendlichen, immer gegenwärtigen Geist wenden und dankbar die absolute und gegenwärtige Vollkommenheit der göttlichen Liebe anerkennen. Wir können in Gedanken daran festhalten, daß in dem, was ungerecht ist, auch nicht die geringste Spur von Wirklichkeit, Macht, Raumerfordernis oder Substanz enthalten ist. Wir durchbrechen den begrenzten, materiellen Begriff von Furcht und Verzweiflung und erlangen ein gewisses Maß an geistiger Erleuchtung, die uns einen Schimmer von der Gegenwart der Vollkommenheit erhaschen läßt.

Es mag jemand fragen: „Hat diese geistige Schau eine Menschenmenge gespeist? Hat sie einem Volk zur Freiheit verholfen? Hat sie Unwissenheit beseitigt?“ Jesus bewies für alle Zeiten, daß Heilung unumgänglich ist, wenn Gottes Allheit verstanden und demütig akzeptiert wird. Diejenigen, die diese Erkenntnis suchen und fest in sich verankern, werden Schritt für Schritt Zeichen ihrer Wirksamkeit wahrnehmen.

Solch eine geistig ausgerichtete Einstellung — die sich bewußt der Wirklichkeit Gottes und Seiner immer gegenwärtigen Güte zuwendet, anstatt auf flüchtige irrende menschliche Umstände zu reagieren — gewinnt in der Tat ein gewisses Maß an individueller Freiheit, aber sie ebnet auch der Menschheit den Weg für größere Segnungen.

Jesus verstand voll und ganz Gottes unendliche Güte. Wenn das menschliche Denken die Richtigkeit dessen, was Jesus wußte, zugibt und die sich daraus ergebenden Segnungen akzeptiert, werden sich die Enttäuschungen der sterblichen Annahme verflüchtigen. Ungerechtigkeit wird der Gerechtigkeit Raum geben, Disharmonie der Harmonie und Begrenzung jeglicher Art der befreienden Macht des Christus, der Wahrheit.

Die Menschen werden lernen, daß wahre Macht und ihre Anwendung auf menschliche Probleme nicht in vorsätzlicher Gewalt zu finden sind, sondern in der Stärke jener radikalen Geistigkeit, die nicht nur mäßigend auf das menschliche Vorgehen einwirkt, sondern auch wahre Heilung bringt. Viele beweisen heute, was Mrs. Eddy verkündet hat: „Sanftmut, die menschliches Begehren mäßigt, inspiriert mit Weisheit und verleiht göttliche Macht.“ Vermischte Schriften, S. 360.

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