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Wahrhaft wissenschaftliches Heilen

Aus der April 1977-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Unsere Ideale zu bestimmen, zu beschreiben und zu versuchen, sie zu definieren, ist ein beliebter Zeitvertreib. Eine Stellung, eine Schule, ein Lebensgefährte, ein Urlaub, ein Haus, die für den einen ideal zu sein scheinen, mögen einem anderen durchaus nicht ideal erscheinen. Und wenn man sich einer Krankheit oder körperlichen Beschwerden gegenübergestellt sieht, mag man versucht sein, sich mit jedem Mittel zu begnügen, das einem eine einfache Lösung, schnelle Erleichterung und die sofortige Rückkehr zur gewohnten Tätigkeit verheißt.

Aber was ist eine wahrhaft wissenschaftliche Heilung? Wie sollen wir sie definieren? Angenommen, es sagt jemand: „Ich war so krank, daß man nicht glaubte, ich würde am Leben bleiben, und jetzt bin ich gesund.“ Und jemand anders sagt: „Ich war blind, und jetzt kann ich sehen.“ Sind dies wissenschaftliche Heilungen? Wir wissen es nicht, es sei denn, daß wir erfahren, wie sie zustande gekommen sind. Der eine Patient mag irgendwelche Medikamente eingenommen, der andere sich einer Operation unterzogen haben.

Da der Körper lediglich die Vergegenständlichung sterblichen Denkens ist, wird alles, was am Körper in Erscheinung tritt, durch irgend etwas im menschlichen Bewußtsein hervorgerufen. Bevor wir die Frage, ob eine Heilung eingetreten sei, auch nur beantworten können, müssen wir wissen, was im Bewußtsein des einzelnen vor sich gegangen ist.

Wenn der veränderte körperliche Zustand durch irgendein materielles Mittel herbeigeführt wurde, dann ist die Veränderung des körperlichen Zustands, vom Standpunkt des geistig-wissenschaftlichen Wissens — der Wahrheit des Seins — aus gesehen, das Resultat des Glaubens an die Materie und des Vertrauens auf materielle Mittel. Da alles mental anstatt materiell ist und da die Ursache aller Krankheit mental ist — auf dem Glauben an die Materie beruht, auf der Annahme, daß der Mensch sterblich sei, auf dem Glauben an ein vergängliches, materielles Dasein, getrennt von Gott —, läßt die Zuflucht zu materiellen Heilmethoden die Illusion vom Leben in der Materie nur fortbestehen. Vom Standpunkt der göttlichen Wissenschaft aus betrachtet, ist das Leben in der Materie an sich schon eine Illusion.

Im Grunde ist jede materielle Disharmonie, ungeachtet dessen, was sie zu sein scheint, ein theologisches Problem — es geht darum, was man in bezug auf Gott und den Menschen als wahr akzeptiert. Was ist die Hauptschwierigkeit? Die Annahme, daß der Mensch in der Materie, materiell anstatt geistig beginne, daß er von und aus der Materie geschaffen und in bezug auf seine Gesundheit von materieller Substanz abhängig sei, anstatt die ewige Widerspiegelung des einen Gottes zu sein. Diese falsche Theologie — diese falsche Annahme von Gott und der Beziehung des Menschen zu Ihm — liegt allen materiellen Methoden zugrunde.

Was ist das Heilmittel? Wahre Theologie. Die Theologie, die von Christus Jesus gelehrt wurde, der bewies, daß Geist allein Ursache, Schöpfer und Substanz ist — daß alles geistig und nicht materiell ist. Erst wenn die Irrtümer der falschen Theologie durch die wahre Theologie berichtigt sind, hat eine Heilung stattgefunden, ungeachtet dessen, wie stark unser Glaube an irgendein anderes sogenanntes Heilsystem sein mag oder wie vorteilhaft sich etwas auf den Körper auszuwirken scheint.

Mary Baker Eddy, die Entdeckerin und Gründerin der Christlichen Wissenschaft Christian Science (kr’istjən s’aiəns), hat uns diesen Punkt sehr eindringlich, klar und deutlich vor Augen geführt, um uns auf dem Weg der Wahrheit und des geistig-wissenschaftlichen Heilens zu führen. Im Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft, Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, sagt sie uns: „Ehe man einem Übel nicht in der richtigen Weise mit der Wahrheit entgegentritt und es durch sie gänzlich überwindet, ist das Übel niemals besiegt. Wenn Gott Sünde, Krankheit und Tod nicht zerstört, so sind sie in dem Gemüt der Sterblichen nicht zerstört, sondern kommen diesem sogenannten Gemüt unsterblich vor.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 231;

Was ist also die wahre Heilung? Wird sie nicht durch gänzlich geistige Mittel vollbracht? Sie ist die Heilung, die stattfindet, wenn wir uns unserer geistigen, ewigen Natur und Selbstheit bewußt werden, die für immer eins ist mit Gott. In diesem erhabenen geistigen Gedankenzustand erkennen und akzeptieren wir unsere geistige Vollständigkeit und Vollkommenheit. Wir halten uns nicht mehr für einen Sterblichen, der von etwas geheilt werden muß, sondern akzeptieren unseren Status als das vollkommene Kind Gottes. Eine Folge echten Heilens ist, daß Sünde, Krankheit und Tod für uns immer unwirklicher werden und wir in fortschreitendem Maße von körperlichen Beschwerden oder Schwächen frei werden.

Dieser mentale Zustand des Erkennens und Anerkennens — und was man damit anfängt — macht unsere Demonstration aus. Die Furcht und die scheinbare Ursache der Krankheit oder des Leidens sind zerstört worden. Daher ist der Patient wissenschaftlich geheilt, und die Heilung ist von Dauer. Der Irrtum der Annahme ist durch die Wahrheit des geistigen Daseins — Leben in Gott und nicht in der Materie — berichtigt worden. Die Heilung ist die Wirkung — die Wirkung eines Denkens und Tuns, das mit geistiger Überzeugung übereinstimmt.

Scheint es manchmal zu hoch, zu viel und zu schwer für uns zu sein, die Heilung zu erlangen? Es kann eine Herausforderung sein — sogar eine furchterregende und lang anhaltende Herausforderung. Aber es ist der wissenschaftliche Weg. „Angenommen, ich habe schon lange für eine Heilung gearbeitet“, mag jemand sagen. „Ich habe viel Hilfe von erfahrenen Christlichen Wissenschaftern erhalten, aber ich bin nicht geheilt. Es scheint, daß ich nur die Wahl habe, entweder zu sterben oder mich für meine Heilung der Medizin zuzuwenden.“ Oder vielleicht lautet das Argument, daß wir ein schweres Leiden durchmachen, gegen das materielle Mittel Erleichterung versprechen. Vielleicht drängen uns Freunde oder Angehörige, uns materiellen Heilmethoden zuzuwenden. Wie verhalten wir uns in solchen Situationen?

Niemand kann einem anderen sagen, was er tun soll, und es muß uns klar sein, daß niemand deswegen verdammt werden darf, weil er vom absoluten, rückhaltlosen Vertrauen auf die Wahrheit abgewichen ist. Der Weg, den jeder einschlägt, entspricht seinem derzeitigen Verständnis. Wenn wir feststellen, daß wir einen Fehler gemacht haben, bringt uns diese Erfahrung vielleicht das notwendige geistige Erwachen. Es steht uns immer noch frei, wieder dazu überzugehen, das Problem in der Christlichen Wissenschaft auszuarbeiten. Nichts ändert die ewige Tatsache, daß der Mensch sich stets auf dem Standpunkt der geistigen Vollkommenheit befindet.

Aber betrachten wir doch einmal einige der angeführten Gründe für die Zuhilfenahme materieller Mittel. Wie steht es mit der Frage, ob wir bei der Christlichen Wissenschaft bleiben sollen, selbst wenn es uns so scheint, als würden wir wahrscheinlich sterben? Geht es nicht bei der Frage, mit der wir uns auseinandersetzen müssen, im Grunde weniger um die Christliche Wissenschaft und uns selbst als um Gott und uns selbst?

Im fünften Buch Mose lesen wir: „Ich gebiete dir heute, daß du den Herrn, deinen Gott, liebst und wandelst in seinen Wegen und seine Gebote, Gesetze und Rechte hältst, so wirst du leben und dich mehren... Wendet sich aber dein Herz und du gehorchst nicht, sondern läßt dich verführen, daß du andere Götter anbetest und ihnen dienst, so verkünde ich euch heute, daß ihr umkommen und nicht lange in dem Lande bleiben werdet.“ Der Abschnitt endet mit den Worten: „Darum erwähle das Leben, damit du und deine Nachkommen am Leben bleiben: damit ihr den Herrn, euren Gott, liebt und seiner Stimme gehorcht und ihm anhanget. Denn er ist dein Leben und die Länge deiner Tage.“ 5. Mose 30:16–20 [n. der engl. Bibel];

„Darum erwähle das Leben.“ Wenn wir uns entscheiden, bei dem zu bleiben, was wir von der Christlichen Wissenschaft, dem geistigen Gesetz, verstehen, selbst wenn wir bezweifeln mögen, daß unser Verständnis groß genug ist, um das Problem zu lösen, erwählen wir das Leben, Gott. Und der Bibel gemäß verheißt Gott denjenigen das Leben, die Seine Gebote und Gesetze halten.

Was versprechen materielle Mittel? Bestenfalls nur zeitweilige Erleichterung und vergängliches Wohlbefinden in der Materie. „Wir werden dich wieder in Ordnung bringen, dich auf den Beinen halten, solange wir können“, sagen die materiellen Heilmittel. „Aber letzten Endes mußt du natürlich sterben, denn alle Sterblichen sterben eines Tages.“ Der Tod ist schließlich alles, was die materiellen Mittel bieten können, denn materielle Mittel stellen immer den Irrtum dar. Und das endgültige Los des Irrtums ist natürlich seine Zerstörung durch die Wahrheit.

Nur Gott, Wahrheit, Geist — das Leben selbst —, verheißt uns durch Christus und den Tröster, die göttliche Wissenschaft, das ewige Leben. Von all den Heilmethoden, die je einer leidenden Menschheit angeboten worden sind, sagt nur diese Wissenschaft: „Nein, du wirst nicht sterben; du kannst nicht sterben, denn es gibt ja gar nicht so etwas wie den Tod. Dein Endziel ist das ewige Leben, ob du es weißt oder nicht, ob du es willst oder nicht. ‚Darum erwähle das Leben‘!“

Im Idealfall suchen und erwarten wir alle schnelle Heilungen in der Christlichen Wissenschaft. Aber was tun wir, wenn die Heilung scheinbar auf sich warten läßt? Manche haben monatelang — sogar jahrelang — gearbeitet, ohne eine Schwierigkeit zu lösen. Aber wenn solch ein Mensch in geistigem Verständnis wächst, hält er an dem geistigen Sinn des Seins fest, den er gewinnt, und dies überwiegt das materielle Sinnenzeugnis von Disharmonie und Leiden. Er bewahrt sich seine Freude an der geistigen Augenscheinlichkeit des Seins.

Vor Jahren stand ich zweimal einer Situation gegenüber, wo nach ärztlichem Gutachten etwas in meinem Körper in Ordnung gebracht bzw. aus ihm entfernt werden mußte und ich ohne eine Operation nicht am Leben bleiben würde. In keinem der beiden Fälle kam die Heilung schnell zustande; eine brauchte zehn Jahre, die andere drei oder vier. Es gab Zeiten, wo es Freunden und Verwandten zweifelhaft erschien, daß ich mit dem Leben davonkommen würde; ich mußte mich dem Drängen der Familie widersetzen, materiell etwas zu tun.

Aber ich hatte den Glauben daran verloren, daß die Materie mir helfen könne; so hatte ich nichts anderes, worauf ich vertrauen konnte, als Gott. Ich habe nie das Gefühl gehabt, daß ich die Überredungskunst anderer als Entschuldigung für mein eigenes Abweichen vom Weg der Wahrheit und Liebe gebrauchen sollte. Ich war überzeugt, daß niemand mich zu etwas zwingen konnte, was ich nicht zuerst in meinem eigenen Bewußtsein gehegt hatte, und ich wurde geistig stärker dadurch, daß ich die Furcht und die Annahme von Leiden überwinden mußte. Ich wußte, daß es nur durch die Erkenntnis der Wahrheit des geistigen Seins eine Heilung geben konnte. Wenn dies keine Heilung bringen würde, hätte ich selbst dann — ganz gleich, was geschehen würde — weiterhin mein volles Vertrauen auf meinen geistigen Begriff von dem Einssein mit Gott gesetzt. Ich würde den geistigen Fortschritt und die geistige Heilung, die schließlich eintreten mußten, nicht dadurch aufhalten, daß ich vom rückhaltlosen Vertrauen auf die Christliche Wissenschaft abwich.

Und selbstverständlich wurde ich vollständig geheilt, und die Heilung war von Dauer. Ein Problem weist immer auf ein Bedürfnis nach größerer Geistigkeit hin. Die Christliche Wissenschaft hat mir gezeigt, wie ich diesem Bedürfnis entsprechen kann, und meine Erfahrung führte zu der notwendigen Vorbereitung auf die zukünftige Arbeit in der Christlichen Wissenschaft, durch die ich anderen helfen kann.

Einige Christliche Wissenschafter mit langjähriger Erfahrung haben Probleme, die sie vor ihrem Weitergehen nicht überwinden. Bedeutet dies, daß sie versagt haben — oder daß die Christliche Wissenschaft versagt hat? Ganz und gar nicht. Wenn sie der Christlichen Wissenschaft treu bleiben, muß ihr Fortschritt ununterbrochen andauern.

Erscheint dieses unerschütterliche Vertrauen auf Gott zu radikal und zu kompromißlos, oder scheint es ihm an Mitgefühl zu fehlen? Was hat Christus Jesus gesagt? Was hat Mrs. Eddy gesagt? Keiner von beiden ließ Kompromiß oder Ausflüchte zu. Christus Jesus sagte, als er sich selbst als „die Tür“ bezeichnet: „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer nicht zur Tür hineingeht in den Schafstall, sondern steigt anderswo hinein, der ist ein Dieb und Räuber.“ Und er fuhr fort in seiner Analogie, das Gute zu erklären, das denjenigen verheißen ist, die durch „die Tür“ eingehen, und die Probleme, auf die jene stoßen, die versuchen, auf irgendeinem anderen Wege in den „Schafstall“ zu gelangen. s. Joh. 10:1–16;

Wenn Mrs. Eddy auf die Mittel und Methoden des Heilens zu sprechen kommt, erklärt sie, daß rückhaltloses Vertrauen notwendig ist. Sie schreibt z. B.: „Die Christliche Wissenschaft enthüllt nicht nur, daß der Ursprung aller Krankheit mental ist, sondern sie erklärt zugleich, daß alle Krankheit durch das göttliche Gemüt geheilt wird. Es kann keine Heilung geben als allein durch dieses Gemüt, wie sehr wir auch einer Arznei oder irgendeinem anderen Mittel vertrauen mögen, auf das der menschliche Glaube oder das menschliche Bemühen sich richtet. Nicht die Materie, sondern das sterbliche Gemüt ist es, was den Kranken das Gute bringt, das sie scheinbar von der Materialität empfangen. Aber wirklich geheilt werden die Kranken nur mittels der göttlichen Kraft. Nur das Wirken von Wahrheit, Leben und Liebe kann Harmonie verleihen.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 169.

Die feste Entschlossenheit, bei dem zu bleiben, was wir als geistig wahr erkannt haben, ganz gleich, wie es sich scheinbar auswirken mag, das ist kein spartanisches Heldentum und keine stoische Gleichgültigkeit gegenüber dem Leiden — unserem eigenen oder dem der Familie oder eines anderen lieben Menschen. Es ist kein verbissenes Durchhalten. Es bedeutet nicht, dem Schicksal zu trotzen oder es herauszufordern. Es bedeutet nicht einmal, zwischen verschiedenen möglichen Heilmethoden zu wählen. Vielmehr bedeutet es, sich völlig der einen Macht — der einzigen Macht —, die heilen kann, der Allmacht der göttlichen Liebe, zu ergeben.

Wenn wir unseren Kurs mit Entschiedenheit festlegen und fest entschlossen sind, uns allein von der göttlichen Liebe beeinflussen zu lassen, bereiten wir uns darauf vor, die vollkommene Heilung zu empfangen — eine Heilung allein durch geistige Mittel. Wahres Heilen bringt zunächst geistiges Wachstum mit sich, und dann folgt das, was wir äußerlich als körperliche Heilung erleben. Solch eine Heilung bringt uns nicht nur das ersehnte Gefühl der Harmonie und Freiheit, sondern auch eine tiefe, anhaltende Freude, ein Gefühl des Friedens und Wohlbefindens, das alles, was wir je zuvor erlebt haben, weit übertrifft — ein Bewußtsein von unserem wahren, geistigen Selbst und unserer Einheit mit Gott.

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