Über fünfunddreißig Jahre sind vergangen, seit mein erstes Zeugnis im Christian Science Journal erschien. In diesen Jahren habe ich reichlich Gelegenheit gehabt, immer wieder zu beweisen, daß die Christliche Wissenschaft uns hilft, unsere Schwierigkeiten zu überwinden, ganz gleich, welcher Art sie sein oder wie sie sich nennen mögen.
Ich möchte von zwei Heilungen berichten, die mir sehr viel bedeuteten.
Nach dem Zweiten Weltkrieg erreichte ich schließlich London als Flüchtling mit unseren beiden kleinen Kindern. Unser weltlicher Besitz bestand nur noch aus der Kleidung, die wir trugen. Am ersten Sonntag in London ging ich zum Gottesdienst in eine Kirche Christi, Wissenschafter, und sprach hinterher einige Minuten lang mit einem Mitglied.
Ich erzählte meine sehr traurige Geschichte und schloß mit den Worten: „Wenn mein Mann die Erlaubnis erhält, hierher zu kommen, wird es uns besser gehen.“ Die Dame legte ihre Arme um mich und sagte mit einem liebevollen Ausdruck in ihren Augen: „Meine Liebe, Sie können nie mehr des Guten besitzen, als Sie gerade jetzt haben.“ Für den Bruchteil einer Sekunde dachte ich: „Wenn Sie nur wüßten!“ Und dann begriff ich genauso schnell, daß das, was sie gesagt hatte, die absolute Wahrheit war. Natürlich ist das Gute geistig, und es ist überall. Es kann keinen Mangel geben. Versorgung hängt nicht von materiellen Dingen ab. Versorgung ist ganz und gar geistig und strömt unaufhörlich aus ihrer Quelle, der göttlichen Liebe, hervor.
Es würde viel zu lange dauern zu berichten, auf welch wunderbare und unerwartete Art und Weise unsere Bedürfnisse immer wieder hinreichend gestillt wurden. Es war mir bald möglich, Klassenunterricht zu nehmen, und ich hatte später mehr als einmal Gelegenheit, Die Mutterkirche zu besuchen. Das finanzielle Problem ist niemals wieder aufgetreten, solange ich meine Gedanken auf die geistige Wirklichkeit gerichtet hielt und nicht zuließ, daß der Wert des Geldes mein Bewußtsein beherrschte.
Die andere Heilung, und zwar physischer Art, erlebte ich vor ungefähr drei Jahren. Ganz plötzlich machte sich ein sehr aggressiver und furchterregender Zustand bemerkbar, der große körperliche Beschwerden verursachte, so daß ich nur mit Mühe stehen und gehen konnte. In den ersten Stunden betete ich selbst für mich und bemühte mich zu wissen, daß die göttliche Liebe, da sie die einzige Ursache ist, nichts mit diesen Symptomen zu tun hatte und daß keine Wahrheit in ihnen sein konnte. Es wurde mir jedoch bald klar, daß es weise war, um Hilfe zu bitten; und das tat ich auch.
Der Ausüber der Christlichen Wissenschaft und ich arbeiteten gewissenhaft, um dieser Schwierigkeit Herr zu werden, aber wenig Fortschritt zeigte sich. Nach drei Wochen fühlte ich mich ziemlich entmutigt, und als ich eines Nachts wach lag, begann ich mein Denken genau zu untersuchen. Was wollte ich wirklich? War mein Wunsch nach Heilung einfach der Wunsch nach größerem Wohlbefinden in der Materie, oder war ich bereit, eher weiterzugehen, als mich an materielle Mittel um Hilfe zu wenden? Ich erkannte dann, wieviel mir meine Familie bedeutete, wie sehr ich hier bleiben wollte. Ich wußte auch, daß diese Illusion „entweder hier oder hiernach“, wie es im Lehrbuch Wissenschaft und Gesundheit von Mary Baker Eddy heißt, überwunden werden mußte. Das vollständige Zitat lautet (S. 296): „Entweder hier oder hiernach muß Leiden oder Wissenschaft alle Illusionen in bezug auf Leben und Gemüt zerstören und den materiellen Sinn und das materielle Selbst erneuern.“
Nach einem langen, langen Kampf konnte ich schließlich bereitwillig sagen: „Vater, ich weiß, daß Du der einzige Heiler bist. Ich bin bereit, diejenigen, die ich liebe, zu verlassen, aber ich kann mich mit keiner anderen Hilfe einverstanden erklären, an die ich nicht wirklich glauben könnte.“ Mit diesen Gedanken schlief ich ein. Gleich am nächsten Tag begannen die Beschwerden nachzulassen, bis ich vollständig frei war. Natürlich war keine Diagnose gestellt worden, doch den Symptomen nach schien der Zustand sehr ernst gewesen zu sein.
Ich bin Gott tief dankbar für unsere geliebte Führerin, Mrs. Eddy, und für ihre herrliche Gabe an die ganze Menschheit. Sie hat uns gezeigt, wie Christus Jesus seine Heilungen vollbrachte, so daß auch wir seinem Beispiel folgen können.
Es ist mein ernsthafter Wunsch, mehr Barmherzigkeit und Verständnis zum Ausdruck zu bringen, um anderen von Nutzen zu sein.
Friedberg (Hessen), Bundesrepublik Deutschland